(mr/ea) – „40 Jahre Grüne in Erlensee machen mich stolz“, sagte Renate Tonecker-Bös, Vorsitzende und Sprecherin, bei der Eröffnung des Neujahrsempfangs der Grünen Erlensee, der das Jubiläumsjahr der Partei einläutete. „Inzwischen sind wir hier nicht mehr wegzudenken. Wenn auch nicht immer geliebt und gelitten. Doch wir werden bleiben. Das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen.“
Denn in Bund, Land und vor Ort stehe man vor großen Herausforderungen.
Ein Grund mehr für Jans-Jürgen Lenhart, bekannt als der panische Poet, bei seinem humorvollen Rückblick mit einigen hartnäckigen Klischees aufzuräumen. So beweise das Foto der Gründungsmitglieder, dass nicht alle Grünen nur am Stricken waren, Latzhosen oder Palästinenser-Schals trugen.
Die Reise durch die Jahrzehnte führte die Gäste vorbei an selbstgemalten Plakaten, rollenden Infoständen, Festen und Filmveranstaltungen. Von der Teilung Rückingens durch die Leitplanken der Leipziger Straße bis hin zum Ringen um den Fliegerhorst.
Besonders in Krisenzeiten, wenn Umwelt und Natur in den Fokus rücken, wurden die Grünen gestärkt. Dabei hoffe er, dass Erlensee niemals unter Wasser stehe. Allen aktuellen Vorhersagen zum Trotz prognostizierte er: „Die Grünen werden wieder da hinkommen, wo sie hingehören: Auf den grünen Zweig.“
Klima- und Umweltschutz bleibt Kernthema
„Mit der Natur lässt sich nun mal nicht verhandeln“, sagte der stellvertretende Vorsitzende Werner Scherer.
Daher seien Klima- und Umweltschutz ein Thema, das auf allen politischen Ebenen angegangen werden müsse – auch vor Ort. „Alles, was wir tun, hat Auswirkungen. Im Positiven wie im Negativen.“ So hob er die hohe Plastikmüll-Verschmutzung weltweit hervor, lobe jedoch auch die Blühwiesen in Erlensee, die zum Erhalt der biologischen Vielfalt und der Kulturlandschaft beitragen.
Zuversichtlich zeigte sich auch die Grünen-Landtagsabgeordnete und verkehrspolitische Sprecherin Katy Walther.
„Dass wir inzwischen unabhängig sind vom russischen Öl und Gas, ist ein grüner Erfolg.“ Auch im Bereich Netzstabilität werde viel geforscht und entwickelt. Dabei verwies sie auf den Bau eines Batterie-Großspeichers im sachsen-anhaltischen Arneburg. Doch sie warnte auch vor politischen Kräften, die rückwärtsgewandt seien: „Einige wollen lieber die Uhren zurückdrehen und uns in dunkle Zeiten stürzen – nicht nur in der Energiepolitik, sondern auch gesellschaftlich“, sagte Katy Walther im Hinblick auf die Abschiebe-Flug-Tickets für Eingewanderte, die durch die AfD versendet wurden. Nach dem Vorbild der NSDAP, die damals „Zugtickets“ für Juden druckten. „Wir müssen unsere Stimme erheben und laut sein. Es darf nicht sein, dass Menschen mit Migrationshintergrund, Juden oder Queere Angst bekommen.“
Für eine demokratische Zukunft ohne Angst
Auch die Grüne Wahlkreiskandidatin für die Bundestagswahl, Mahwish Iftikhar, betonte die Dringlichkeit, sich gegen Hass und Hetze zu stellen.
„Ich kenne zwei Menschen, die diese Abschiebe-Tickets erhalten haben. Ein Arzt und ein Ingenieur. Beide leben in Deutschland, arbeiten hier, fühlen sich jedoch nicht willkommen.“ Sie forderte eine Zukunft, die von Hoffnung statt Angst geprägt ist, und warnte vor der zunehmenden Polarisierung in sozialen Medien: „Wir müssen unsere Demokratie jeden Tag verteidigen“, sagte sie. Mit Sorge blickt Mahwish Iftikhar dabei auf die Sozialen Medien, die für sie besonders schwer wiegen: „Wenn wir unsere Demokratie online nicht verteidigen, verlieren wir sie offline.“
Zum Abschluss des Abends wurde auch den Gründungsmitgliedern der Grünen Erlensee ein besonderer Dank ausgesprochen. Ihre Vision und ihr Einsatz legten den Grundstein für das, was die Partei heute erreicht hat.
Bericht und Fotos: Michèle Richter