Mit seinem Leserbrief „Interpretationen der Grundsteuer-Reform – Auch ein Schritt zu mehr Gerechtigkeit?“ reagiert Mostafa Saroukh auf den Leserbrief von Peter Seikel.
In der öffentlichen Diskussion rund um die Grundsteuer-Reform wird oft die finanzielle Belastung einzelner hervorgehoben. Dabei wird vergessen, dass diese Reform dringend notwendig war, um eine gerechtere Verteilung der Steuerlast zu ermöglichen.
Das Beispiel des Herr Seikel verdeutlicht dies: Ein großes Grundstück, das bisher mit lediglich 198,50 € jährlich besteuert wurde, würde nach der neuen Hebesatzregelung der Stadt 263,20 € kosten. Doch durch die bundesweit einheitliche Reform steigt die Steuer bei ihm auf 537 €. Der Grund hierfür liegt in den bislang veralteten Bewertungsgrundlagen.
Diese führten dazu, dass viele Grundstücke und Gebäude zu niedrig bewertet wurden und dadurch jahrzehntelang im Prinzip zu wenig Grundsteuer gezahlt wurde. Andere wurden dafür unverhältnismäßig mehr belastet. Wenn Herr Seikel schreibt, dass in seiner Wohngegend die Steuererhöhungen überwiegend alteingesessene Rentner und zugezogene junge Familien in den Altbauten betreffen, dann trafen die bisherigen höheren Sätze für Neubauten ebenfalls überwiegend junge Familien, die sich den Traum vom Eigenheim erfüllt haben und denen nun gestiegene Zinsen ohnehin zu schaffen machen. Diese mussten bislang mit ihren neueren Baujahren für vergleichbare Einfamilienhäuser, auch ohne große Grundstücke, oft 1.000 bis 1.500 € pro Jahr zahlen. Diese Ungleichbehandlung war der Grund für das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das eine Reform forderte.
Es ist also so, dass einige durch die Reform mehr zahlen, andere hingegen deutlich weniger. Letztere melden sich aber selten zu Wort. Es gibt viele Fälle, in denen die Grundsteuer trotz erhöhter Hebesätze spürbar gesunken ist, z. B. in einem mir bekannten Fall von vorher 1.400 € auf jetzt 900 €.
Diese Reform bringt also nun Fairness in das System. Sie berücksichtigt realistische Werte und gleicht bisherige Ungerechtigkeiten aus. Für Mieterinnen und Mieter ergeben sich zudem Vorteile: In Fällen, in denen die Grundsteuer sinkt, könnten auch die Nebenkostenabrechnungen entsprechend geringer ausfallen.
Es ist verständlich, dass Steuererhöhungen oft auf Widerstand stoßen. Dennoch sorgt die Reform langfristig für mehr Transparenz und Gerechtigkeit zwei Grundpfeiler eines funktionierenden Steuersystems, die in der Vergangenheit vernachlässigt wurden.
Mostafa Saroukh
Hanau
Leserbriefe können an redaktion@erlensee-aktuell.de zur Veröffentlichung gesendet werden. Sie geben allein die Meinung der Verfasser wieder, die jeweils namentlich genannt werden müssen. Auf ausdrücklichen Wunsch der Verfasser können die Leserbriefe auch auf der Facebook-Seite von Erlensee Aktuell unter Beibehaltung der Kommentarfunktion veröffenlicht werden.