Der Blick durch die Satirebrille: „Rieke-Sophie, Karl und Willi reden über Erlensee und den Rest der Welt“

Es wirkt manchmal Wunder, einen Blick durch die Satirebrille zu werfen, um die Wahrheit dahinter besser erkennen zu können. Sofern es eine gibt. Rieke-Sophie, Karl und Willi gestatten es den Leserinnen und Lesern von Erlensee Aktuell, ab und zu ihren Gesprächen zu lauschen. Heute geht es darum, was das neue Jahr in und für Erlensee so bringen kann oder könnte.

Karl: Morsche Willi. Schon widder e Jahr älter.

Willi: Guten Morgen, Karl. Hattest Du Geburtstag?

Karl: Nee, aber es alte Jahr is rum und mer werd widder älter. Was werd es bringe?

Rieke-Sophie: Guten Morgen, was wird was bringen?

Willi: Karl fragt sich gerade, was das neue Jahr bringen wird.

Rieke-Sophie: Global oder lokal?

Karl: Lokale, also Gaststätte uf hochdeutsch, hammer ja kaum noch. In Rickinge hat de Alfred uffgehört, in de Kron träume die Kunstträumerinne.

Rieke-Sophie: Mit lokal meinte ich hier vor Ort, also Erlensee. Was wird sich 2025 in Erlensee so ereignen?

Willi: Die wilde Kim wird im Neuen Löwen auftreten, weil der Platz für das Publikum ausreicht, ins Hallenbad zieht die ganze Stadtverwaltung ein, weil sich die, die schon da sind, weigern, es jemals wieder zu verlassen, das Rathaus wird abgerissen und der Rathausplatz wird Festplatz, weil es Fördergelder für die Errichtung eines Festplatzes geben wird für kulturelle Begegnungen.

Karl: Sache ma, Willi, haste schon was getrunke heut?

Rieke-Sophie: Jetzt seid mal nicht so kindisch. Es ist doch spannend, mal zu reflektieren, was so alles passieren kann….oder könnte.

Karl: Zweimal müsse mer an die blau Tonn gehn.

Rieke-Sophie: Was???

Willi: Karl meint damit die zwei anstehenden Wahlen, erst Bundestag, dann im Herbst Bürgermeister.

Rieke-Sophie: Hoffentlich wird nicht wieder so weit rechts gewählt.

Karl: Pass uff, mei Mädsche, denk immer dran: Rechts is da, wo de Daume links is!

Willi: Ob die Bürgermeisterwahl wieder so spannend wird wie die letzte? Es soll ja schon Single-Frauen geben, die gespitzte Bleistifte und Notizblöcke bereithalten, wenn wieder eine Handynummer zwecks Kontaktaufnahme von der Bühne gerufen wird.

Karl: Ruf misch o!

Willi: Wie wäre es mit Dir als Bürgermeisterkandidatin, Rieke-Sophie? Als bunte Frau hättest Du bestimmt vielfältige Chancen.

Rieke-Sophie: Ich werde darüber nachdenken.

Karl: Dann haste aber des sauteure neue Rathaus wie en Ritz am Baa.

Rieke-Sophie: Es wird ein Tiny-Rathaus, das erste dieser Art, und drumherum Tiny-Houses. Das wäre doch toll.

Karl: Ideen haste ja, Dich wähl ich, mei Mädsche, und dann schmeiß ich mei Stimm in die Tonn.

Willi: Aber bevor Du gewählt wirst, musst Du Wahlkampf machen. Steige am besten auf den Büffel beim Büffel-Holger und verbreite laut brüllend Deine Thesen.

Rieke-Sophie: Wo???

Willi: Beim Büffel-Holger. Seit die Büffel vor seinem Papierladen stehen, entwickelt er zukunftsweisende Ideen. „Zum Büffel-Holger“  – Zeitschriften, Zeitung und Gutes vom Grill. Kleiner Stehimbiss, usw. Ihr werdet sehen, das funktioniert.

Karl: Dann hammer ja schon zwei Helde des Jahres: Mei Mädsche baut e Rathaus als Hundehütt un ausm Papier Mayer wird de Büffel-Holger. Un wer is de Dritte?

Willi: Ganz klar: Sirenen-Uwe!

Rieke-Sophie: Ich verstehe nur Bahnhof. Wer soll das sein?

Willi: Wenn Du Bürgermeisterin werden willst, musst Du aber die Leute von der Feuerwehr gut kennen. Wer es sich als Bürgermeister oder – kandidat oder -in mit der Feuerwehr verscherzt, sieht alt aus. Uwe Kuprian ist Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Rückingen, der jetzt über Sirene die Rückinger Feuerwehrleute alarmieren lässt, damit die Bürger innen und außen mal mitbekommen, was die ehrenamtlichen Einsatzkräfte leisten.

Rieke-Sophie: Ach so. Und ich dachte, es gibt nur eine einzige Feuerwehr unter dem Namen Feuerwehr Erlensee.

Willi: Ja, eigentlich schon. Aber das ist ja jetzt eine Werbemaßnahme für den Rückinger Verein, der im Sommer 125 Jahre alt wird und dringend Nachwuchs braucht für die Rückinger Einsatzabteilung, also Interesse wecken für die Feuerwehr.

Karl: Dann soll er sich mal bei meiner Erna melde. Seitdem die Sirene nur für Rickinge losheule, rennt mei Erna zum Nachbarn rübber und poltert an sei Tür, ob er net ausrücke will. Der arme Kerl is nämlich bei de Diebacher Feuerwehr un mei Erna hört die Siren vom Rathausplatz, obwohl die in Diebach steht aber nur für Rickinge heule tut.

Rieke-Sophie: Gibt es hier vielleicht irgendetwas, was ungeteilte Freude vermittelt? Ohne irgendwelche Motzereien?

Willi: Ja, und ob! Der Weihnachtsbaum vor der Kirche in der Friedrich-Ebert-Straße! Ein absolutes Prachtexemplar und vom Bauhof wahnsinnig schön geschmückt. Auf den Bauhof lasse ich nichts kommen.

Karl: Obwohl die arme Kerle nur veräppelt wern. Solln 50Tausend  Euro bekomme hamm für die Arbeit bei de Konzerte im Fliescherhorst. Nur, wenn de eine frage tust: Net einer hat was von der Kohle gesehe. Aber es wird dumm rumgeschwätzt, die hätte 50Tausend bekomme.

Rieke-Sophie: Das sind interne Leistungsverrechnungen, Karl.

Willi: Mit anderen Worten: Das Geld, was ohnehin da war, wurde nur an anderer Stelle verbucht oder nicht da war, an anderer Stelle gefunden.

Karl: Aha, also wenn die Halskett von de Erna in de Schlafstubb is und net in de Wohnstubb, is die Schlafstubb mehr wert. Aber insgesamt kostet es Haus ganauso viel.

Rieke-Sophie: Nicht ganz, aber für das Niveau hier reicht die Erklärung aus.

Willi: „Was das Haus kostet“ ist ein gutes Stichwort: Die Grundsteuerbescheide werden zeigen, was es zukünftig kosten wird. Ich muss los, um mal zu schauen, ob die drei Wochen rum sind und der Postbote mal wieder da war.

Karl: Des kann ja noch heiter wern…..Erlesee is wunnerschee

Rieke-Sophie: Da hast Du ausnahmsweise mal recht: Es ist wunderschön!

 

 

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