(pm/ea) – Im April dieses Jahres hat das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) gemeinsam mit dem Institut für Tierökologie ein Citizien Science Projekt zum Igel gestartet. Dabei können alle Interessierten ihre Igelbeobachtungen über ein Online-Meldeportal an das HLNUG melden und sich damit in den wissenschaftlichen Prozess zur Ermittlung der Igelverbreitung in Hessen einbringen.
Bis zum Stichtag, dem 15. August und damit viereinhalb Monate nach Start des Projekts sind bereits rund 650 Meldungen eingegangen. Die Auswertung umfasst sämtliche Daten, die bereits auf Plausibilität geprüft wurden. Bisher beschränken sich die über das Meldeportal des HLNUG eingegangenen Igelfunde vor allem auf die Siedlungsgebiete in Südhessen. Vielfach wurden die Tiere in Gärten gesichtet. Insbesondere in den Ballungsgebieten des Rhein-Main-Gebiets häufen sich die Meldungen, mit Frankfurt am Main, Darmstadt, Offenbach und Wiesbaden als Spitzenreiter. In Südosthessen und weiten Teilen Nord- und Mittelhessens fehlt es dagegen an Nachweisen, mit Ausnahme von Kassel und Gießen.
„Wir hoffen, dass wir mit der Weiterführung des Projekts noch weitere Meldungen insbesondere aus den ländlichen Regionen erhalten und so die bestehenden weißen Flecken auf der Landkarte weiter füllen können“, ruft Biologin Irene Glatzle vom HLNUG die Bevölkerung zur Mithilfe auf. Jetzt im Herbst stehen die Chancen besonders gut, in der Dämmerung Igel zu beobachten. Um sich ausreichend Speck für den Winterschlaf anzufressen, sind die Tiere zu dieser Jahreszeit sehr aktiv. Außerdem sind noch einige Igelmütter, deren Nachwuchs erst im September geboren wurde, mit ihren Jungtieren gemeinsam unterwegs.
Das Wildtier des Jahres wird mittlerweile in der Roten Liste der Säugetiere in Hessen auf der Vorwarnliste geführt, über Vorkommen und Zustand der Population liegen nur wenige Informationen vor. Zwar lassen sich aus den bisher gemeldeten Funden keine konkreten Igelzahlen ableiten, dennoch geben die Daten Aufschluss über vorhandene Verbreitungsgebiete. Erfreulich ist zudem, dass es sich bei rund 90 % der bisher gemeldeten Igel um Lebendfunde handelt. Die erfassten Totfunde sind fast ausschließlich als Verkehrsopfer einzuordnen, in einigen Fällen wurden auch Mäharbeiten als Ursache angegeben.
Igelhilfe mit Bedacht
Strukturreiche Gärten sind ein sehr bedeutender Lebensraum für Igel und bieten für den Igelschutz großes Potential. Die wirksamste Igelhilfe ist dabei die igelfreundliche Gestaltung und Vernetzung von Gärten. Zaundurchlässe von etwa 10 x 10 cm können Igelleben retten, da die Tiere seltener dazu verleitet werden, Straßen zu überqueren. Eine regelmäßige Fütterung gesunder Igel wird dagegen nicht empfohlen und kann der Aufrechterhaltung einer widerstandsfähigen Wildpopulation sogar entgegenwirken. Außerdem werden durch das Futter ungebetene Besucher wie Waschbären und Ratten angelockt.
Bei den herbstlichen Gehölzschnitt- und Aufräumarbeiten im Garten sollten Igelfreunde und -freundinnen nicht allzu gründlich vorgehen. Am besten bleiben ein paar wilde Bereiche erhalten und wer Schnittgut und Laub in einer ruhigen Ecke im Garten deponiert, schafft für den Igel gleich ein potentielles Winterquartier.
Weitere Informationen:
Igel melden: hlnug.de/igelmelden
Wissenswertes zum Igel: hlnug.de/igel
Rote Liste der Säugetiere Hessens 2023: hlnug.de/fileadmin/dokumente/naturschutz/Rote_Listen/HLNUG_RL_Saeugetiere_230905_web_Einzel.pdf
Foto: Privat