(pm/ea) – In einem offenen Brief wenden sich die TSGE und die DLRG Ortsgruppe Erlensee an die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung und alle Bürger. Der Brief wird nachfolgend ungekürzt wiedergegeben:
Liebe Mitbürger,
liebe Stadtverordnete,
seit einiger Zeit liegt nun das erneute Gutachten/ die Machbarkeitsstudie über das Hallenbad Erlensee vor. Wir, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Ortsgruppe Erlensee e.V. (DLRG Erlensee) und die Turn- und Sportgemeinde Erlensee 1974 e.V. (TSGE), sind uns sicher, dass die Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung die Entscheidung über die Zukunft des Hallenbades nicht leichtfertig treffen werden. Deshalb möchten wir an dieser Stelle nochmal unsere Sicht der Dinge darlegen.
Wie bereits bei der – vorläufigen – Schließung erläutert, ist das Erlenseer Hallenbad logischerweise für die Schwimmabteilungen unserer beider Vereine der Hauptstandort gewesen.
Neben Schwimmkursen für Kinder und Erwachsene und sportlichem Schwimmen, ermöglichten wir auch mit Reha- und Präventionssport Personen jeden Alters ein passendes Angebot bei uns zu finden. Im Rettungsschwimmen bildeten wir von der DLRG Jugendliche und Erwachsene darin aus, Menschen in Not im und ums Wasser zu helfen. Alle diese Angebote sind schon immer sehr beliebt gewesen.
Einige unserer Gruppen und Kurse konnten wir im vergangenen Jahr in (weitestgehend) benachbarten Bädern fortsetzen. Ja, es war möglich, dass wir als Erlenseer Vereine in benachbarten Bädern unsere Angebote weiterführen – Stichwort Solidaritätsprinzip, wir sind sehr froh, dass es das gibt. Diese Veränderung bleibt allerdings nicht ohne spürbare Folgen. Die vor 2 Jahren noch vollen Wartelisten für unsere Angebote, vor allem im Bereich des Kinderschwimmens, nehmen eine sehr fragwürdige abnehmende Entwicklung.
Gut 300 Kinder und Erwachsene nahmen wöchentlich an unseren Angeboten im Erlenseer Hallenbad regelmäßig und so zahlreich teil, dass wir Gruppen teilweise doppelt anbieten mussten, um der Nachfrage gerecht zu werden. Inzwischen ist nur noch je eine aktive Gruppe übriggeblieben. Weiterhin zeigt sich, dass die Regelmäßigkeit der Teilnahme stark nachgelassen hat.
Es stellt sich die Frage, wo lernen die Erlenseer Kinder jetzt Schwimmen? Oder lernen einfach immer weniger Kinder zu schwimmen? Sollen wir hier wirklich auf den Faktor Glück und Hoffnung setzen, dass die Kinder alle wieder bei ihren Eltern und Großeltern Schwimmen lernen? Und es stellt sich immer noch die Frage: Wo? In der Kinzig sicher nicht. Im Bruchköbeler Bärensee? Vielleicht wirklich der Ein oder andere. Im Main? Hoffentlich nicht. Während dem Schulschwimmen in Bruchköbel? Wohl nur vereinzelt, wenn die Grundschulen gezwungen sind mit rund 40-60 Kindern gleichzeitig zum Schwimmunterricht zu fahren und nun genötigt sind jede mögliche Unterstützung durch uns Rettungsschwimmer der Ortsgruppe Erlensee für die Aufsicht der Kinder während dem Schwimmunterricht in Anspruch zu nehmen. Und natürlich, nur durch die bloße Aufsicht und Überwachung, dass niemand ertrinkt, lernt kein Kind Schwimmen.
Für unsere Trainerinnen und Trainer haben sich aber durch die neuen Trainingsorte nicht nur die Gruppengrößen oder die ehemals regelmäßige Teilnahme verändert. Darüber hinaus stehen sie nun vor der Herausforderung, deutlich längere Anfahrtswege zu den Schwimmbädern auf sich nehmen zu müssen.
Die Angebote der TSGE finden auf verschiedene Wochentage verteilt vorrangig in Hanau und Bruchköbel statt. Dies hat zur Folge, dass unsere Trainerinnen und Trainer teilweise an mehreren Wochentagen verschiedene Gruppen trainieren müssen.
Die Schwimmangebote der DLRG finden wechselnd nach Sommer- und Wintersaison im Freibad Büdingen und Bruchköbel und im Hallenbad in Kahl am Main statt. Diese verschiedenen Trainingsorte, von denen alle Gruppen und Kurse und natürlich auch die jeweiligen Trainerinnen und Trainer betroffen sind, haben zur Folge, dass nicht alle Kinder und Erwachsene das ganze Jahr über an unseren Angeboten teilnehmen können. Auch bei den Trainerinnen und Trainern zeigt sich diese Problematik.
Vor allem im Präventionssport unserer Vereine und dem Rehasport der TSGE ist ein Rückgang der Teilnehmerzahl oder zumindest eine deutlich weniger regelmäßige Teilnahme zu vermerken. Hauptursächlich hierfür seien die Anfahrtswege, welche besonders herausfordernd sind, für Menschen, die auf öffentlich Verkehrsmittel oder Fahrgemeinschaften angewiesen sind, teilen uns unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer immer wieder mit.
Liebe Entscheidungsträger, ein Schwimmbad ist selten ein Gewinnbringer. Das steht außer Frage. Wir können aber hundertfach in Deutschland sehen, dass Sportstätten, und ein Hallenbad kann man eben auch als Sportstätte ansehen, von Vereinen erfolgreich und vor allem sicher und langfristig betrieben werden können. Ja, diese von Vereinen betriebenen Sportstätten werden oft durch die Kommunen unterstützt – wie Erlensee dankenswerterweise für unser Hallenbad bereits zugesagt hat und auch im Zusammenhang mit anderen Sportstätten bereits tätigt – aber diese Unterstützung ist bei Weitem nicht mit dem gleichen (finanziellen) Aufwand verbunden, wie es im Fall des Betriebs einer Sportstätte durch die Kommune selbst nötig wäre.
Uns ist klar, dass der Erhalt der Infrastruktur immer mit Kosten verbunden ist; Zitat „Wir für die Kernsanierung des Rathauses“ vom 26. November 2021 auf der Homepage der SPD Erlensee (⇒ www.spd-erlensee.de/2021/11/26/wir-begruessen-die-kernsanierung-des-rathauses/)
„Alle Gebäude, deren Funktion die Stadt erhalten will, bedürfen spätestens alle fünfzig Jahre einer umfassenden Erneuerung, Sanierung oder eines Neubaus ggf. auch an anderer Stelle. Das gilt für das Rathaus genauso wie für die Bürgerhallen, das Hallenbad, (…) Die Finanzierung der Erhaltung unserer bestehenden Strukturen bedarf erheblicher finanzieller Aufwendungen und daher haben wir auch uns stets dafür eingesetzt, die Gewerbegebiete zu entwickeln und auch Neubaugebiete auszuweisen, um genau die Einnahmen zu generieren, die uns helfen werden, das, was in den 70er Jahren einmal in Erlensee als Einrichtungen für unsere Bürger aufgebaut wurde, weiter erhalten und regelmäßig erneuern zu können.“
Der Förderverein Hallenbad Erlensee e.V. bittet nun darum, in den nächsten Monaten Zutritt zu den Räumlichkeiten des Hallenbades zu erhalten. Orientiert an ihrem Konzept, welches bereits vielfach für schlüssig und realistisch befunden wurde, möchte der Förderverein mit seinen Partnern prüfen, wie hoch die Kosten für eine Inbetriebnahme basierend auf der vorgelegten Machbarkeitsstudie sind. Dies würde keinen weiteren Aufwand für die Stadt Erlensee bedeuten. Das Gebäude wird bekannterweise aktuell und sicherlich auch in den nächsten Jahren unter anderem durch das Servicebüro, das Ordnungsamt und das Standesamt genutzt. Gleichzeitig entspricht es dem gerade zitierten Ziel der Stadt, diverse Gebäude, aufgezählt wurde auch das Hallenbad, über wiederkehrenden Sanierungsbedarfe hinaus zu erhalten.
Seien Sie, liebe Stadtverordnete, mutig und vertrauen Sie darauf, dass der Förderverein Hallenbad Erlensee e.V. zukünftig unser Hallenbad betreiben kann. Gewähren Sie dem Förderverein die Möglichkeit, Ihnen schwarz auf weiß zu beweisen, dass auch durch Eigenleistungen Sicherheits- und Hygienevorschriften eingehalten werden können und sich gleichzeitig große Summen an Geldern einsparen lassen.
Niemand von uns weiß, was morgen kommt, und schon gar nicht was in fünf oder zehn Jahren sein wird. Vielleicht muss dann der Förderverein eines Tages sagen, dass sich das Hallenbad nicht mehr weiterbetreiben lässt. Vielleicht wird es aber eine weitere Erfolgsgeschichte, auf die Erlensee viele Jahre stolz sein kann! Der Erhalt des Hallenbades Erlensee kann funktionieren!
Mit sportlichen Grüßen
Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Ortgruppe Erlensee e.V.
Turn- und Sportgemeine Erlensee 1874 e.V.
Archivfoto: DLRG