(pm/ea) – Geradezu idyllisch wirkt das Großauheimer Mischwaldstück an der Ecke Alter Kahler Weg/Am Bruch in der Spätsommersonne. Holzstämme liegen auf dem Boden und grenzen die rund ein Hektar große Fläche ein, die den neuen städtischen Ruhewald ausmachen.
Pfarrer Manuel Stickel segnete ihn, und dann wurde er nach einer Ansprache von Stadtrat Thomas Morlock offiziell eingeweiht.
Ein Wahlgrab am Baum mit der Nummer 88 ist bereits ausgesucht. Wer die Grabnummern sucht, findet sie auf zwei Plänen an den Zugängen des Ruhewalds, wie die Stadt Hanau in einer Pressemitteilung informiert.
Für Deutsche sei der Wald ein „viel beschriebener und besungener Sehnsuchtsort“, sagte Morlock zur Eröffnung. In ihm suchten sie Erholung, Entspannung, Entschleunigung, Frieden und Ruhe. Insofern liege es nahe, dort auch die letzte Ruhe finden zu wollen, was den Trend zu Ruhe- und Friedwäldern als Bestattungsorte erkläre. Der vom städtischen Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service (HIS) gewählte Standort für naturnahe Begräbnisse außerhalb von Friedhöfen sei „gut gewählt“. Der Ruhewald sei gut erreichbar und für einen Waldfriedhof gut begehbar. Eine überdachte Andachtstätte lasse HIS noch errichten.
Alexandra Kinski, Leiterin der Abteilung Friedhöfe bei HIS, begrüßte unter den Eröffnungsgästen hiesige Bestatter und dankte ihrem Stellvertreter Thomas Asbach für Ideen und Gestaltung des Ruhewalds. Dazu zählen – auf Wunsch – Schilder an den Bäumen, auf denen Namen, Geburts- und Sterbejahre von dort Beigesetzten stehen. Diese Daten sind dann direkt unter der grünen Baumnummer am Stamm angebracht.
Je nachdem was der natürliche Wuchs der Bäume hergibt, sind maximal 2124 Grabstellen im Großauheimer Ruhewald möglich. Aufgeteilt in Quadranten, können an 129 Bäumen bis zu 32 Urnen am Fuß eines Baums Platz finden. Grabschmuck ist an den Baumgräbern nicht erlaubt.
Zur Auswahl stehen Gemeinschafts- und Wahlbäume. Während an Wahlbaumgräbern die Namensnennung am Baum erfolgt, besteht für die Gemeinschaftsgräber auf einem großen runden Basaltstein die Möglichkeit, die Daten der Verstorbenen verzeichnen zu lassen. Bei den Reihengräbern ist es im Gegensatz zu Wahlbaumgräbern nicht möglich, die Ruhefrist von 20 Jahren zu verlängern.
Laut Gebührenordnung kostet das Gemeinschafts-Urnengrab unter Bäumen für die Belegungszeit von 20 Jahren 967 Euro. Für den gleichen Zeitraum kann ein Waldbaum-Wahlgrab für eine Gebühr von 2027 Euro erworben werden. Damit werden die Gebühren im Ruhewald den Baumgräbern auf den städtischen Friedhöfen angepasst.
Die Anlage und Pflege der Grabstätten im Großauheimer Ruhewald liegt allein in den Händen der Stadt Hanau. Pflegeeingriffe an den Gräbern sind nur möglich, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Ansonsten soll die naturbelassene und waldartige Umgebung erhalten bleiben; deswegen gibt es auch keine befestigten Wege im Ruhewald.
Foto: Stadt Hanau