(pm/ea) – Der Bürger zahlt mehr für Lebensmittel, aber die Landwirte erhalten weniger Geld für ihre Produkte. Billige Importe und verschärfte Auflagen sorgen für immer höheren Kostendruck. „Wir wollen keine Geschenke, aber wir müssen unsere Produkte zu einem fairen Preis verkaufen können“, sagt Horst Betz und findet mit dieser Forderung Zustimmung bei Dr. Sascha Raabe.
Der für den Wahlkreis Hanau zuständige SPD-Bundestagsabgeordnete informierte sich bei einem Treffen mit dem Langenselbolder Ortslandwirt gemeinsam mit dem Ersten Stadtrat und künftigen Bürgermeister Timo Greuel über Sorgen und Nöte der Branche. Mehr Wertschätzung für die heimische Landwirtschaft müsse sowohl von der Politik als auch den Bürgern erfolgen, so Raabe in einer Pressemitteilung.
„Die Politik muss einen Weg finden, regionale Familienbetriebe zu erhalten. Wir müssen weg von den Subventionen für die Agrarindustrie und stattdessen nachhaltige Kleinbetriebe, die etwas für Tierwohl und Umweltschutz tun, unterstützen“, erklärte Raabe mit Blick auf die Tatsache, dass sich die Zahl der Bauern-höfe in Hessen in den vergangenen 20 Jahren annähernd halbiert hat. Entscheidend sei jedoch das Konsumverhalten der Bürger. Deshalb appellierten Raabe und Greuel gemeinsam: „Regional einzukaufen ist Wirtschaftsförderung im Kleinen. Gute, in der Region und auf kurzem Weg produzierte Lebensmittel sollten uns etwas mehr wert sein, denn obendrauf leistet jeder damit einen Beitrag zum Umweltschutz und des Erhalts der Kulturlandschaft.“
Horst Betz betreibt mit seinem Sohn Tobias auf dem Linneshof Bullen- und Rindermast. Auf 125 Hektar Grünland und 15 Hektar Ackerland wächst das Futter für die rund 350 Tiere, die regional zwischen Frankfurt und Aschaffenburg vermarktet werden. Die geplante Reform der Düngeverordnung, überbordende Bürokratie, das Preisdiktat der Lebensmittelkonzerne – Horst Betz hat einen Katalog erstellt, den Raabe in Gesprächen mit den Agrarexperten der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin einbringen will. Bei einem Thema waren sich der Ortslandwirt und der Entwicklungs- und Handelsexperte Raabe besonders einig: Das geplante Handelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten (u.a. Brasilien) darf nicht zur noch stärkeren Vernichtung des Regenwaldes durch noch mehr Sojaanbau führen. Deshalb müsse das Nachhaltigkeitskapitel nachgebessert werden, damit Verstöße gegen Klima- und Umweltschutzvereinbarungen sowie gegen Menschen- und Arbeitnehmerrechte geahndet werden können. Denn nur wenn Standards überall eingehalten werden, sind faire Wettbewerbsbedingungen gegeben, so der SPD-Bundestagsabgeordnete. Wenig Hoffnung machte er dem Chef des Linneshofes indes generell bei dessen Forderung, den EU-Außenschutz für Agrarprodukte aus Südamerika hochzufahren. Wenn Deutschland Autos und Maschinen exportiere, müsse man im Gegenzug damit leben, dass Brasilien und Argentinien ihre Verkaufsschlager Rindfleisch und Soja auf den hiesigen Markt bringen. Aber eben zu möglichst fairen Bedingungen, so Raabe.
Auf dem Foto: Auf Abstand nur wegen des Corona-Virus bedacht: Horst Betz (rechts) und sein Sohn Tobias schilderten dem Bundestagsabgeordneten Dr. Sascha Raabe und Langenselbolds Erstem Stadtrat Timo Greuel (links) die Sorgen und Nöte der Landwirtschaft
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