Steinkreis schon gut angenommen – Förderkreis und Geschichtsverein treffen sich zur Begutachtung

(rh/ea) – Es ist vollbracht: 24 Sandsteinquader bilden seit Freitagabend den neuen Mittelpunkt des Langenselbolder Schlossparks. „Ich hatte bereits am Freitag einige Anrufe“, sagt Thomas Egel, Vorsitzender des Förderkreises für das Schloss Langenselbold. Auf Initiative dieses Vereins hin war der Steinkreis mit zwölf Meter Durchmesser entstanden.

„Alle Stimmen waren positiv, es scheint, dass die Selbolder diesen neuen ‚alten’ Mittelpunkt des Parks gut annehmen.“

Das war bereits am Samstagvormittag zu beobachten. Eine Gruppe Jugendlicher aus der Firma „Krav Maga Global Langenselbold“, die normalerweise im Obergeschoss der Tanzschule im Schlossensemble trainiert, nutzte das herrliche Frühlingswetter gleich zum Üben im „magischen Kreis“. Ihr Trainer, Andreas Zeinert, rieb sich ganz verwundert die Augen: „Vorige Woche war der Steinkreis noch nicht da. Wir wollen ja nicht stören, aber das sah heute Morgen so schön und einladend aus, dass wir uns spontan entschlossen haben, die Gelegenheit zu nutzen.“ Krav Maga ist ein israelisches Selbstschutz- und Selbstverteidigungssystem für alle Generationen, wie Zeinert erklärt.

Eine fachmännische Beurteilung des neuen Schlossparkmittelpunkts: die fand am Samstagvormittag ebenfalls statt. Vorstandsmitglieder des Förderkreises, unter ihnen auch der ausführende Selbolder Unternehmer Stephan Platt (Beisitzer), sowie der Vorsitzende des Vereins für Geschichte und Heimatkunde, Dr. Manfred Keil, begutachteten die Ausführung, bei der inzwischen auch die wassergebundene Decke aus einer gelblich-bräunlichen Bessunger Felsenkies-Schüttung fertig gestellt ist. Nur ein „Trampelpfad“, auf dem sich der Radlader quer zur Baustelle über den Rasen bewegte, ist noch zu sehen. Doch hier will Platt gleich am Montag neues Gras einsäen. Es wäre vielleicht zu wünschen, dass die Stadt Langenselbold Gleiches täte: an der dem Steinkreis benachbarten Seite, wo üblicherweise der Bolzplatz für die Ferienspiele eingerichtet ist. Das Fazit: alle sind zufrieden mit der neuen Gestaltung des Parkmittelpunkts, wie er auf alten Zeichnungen zu erkennen ist.

Nach der Mittelpunktgestaltung ist vor der Mittelpunktgestaltung: es könnte nämlich noch weiter gehen. Denn früher stand in der Mitte des kleinen Runds auf der Wegekreuzung ein Brunnen. Keil klärt auf: es handelte sich nicht um einen richtigen Brunnen, sondern um einen „Springstock“. Etwa mannsgroß und rund 70 Zentimeter im Durchmesser. schoss einst aus ihm eine Wasserfontäne. Gespeist war der Springstock von der „Selbolder Hochbrunnenleitung“, einer uralten Wasserleitung, die vom Schwarzhaupt in Ravolzhausen kam und den Schlosspark mit dem Lebenselixier versorgte. Gebaut war sie damals teilweise aus Holz und Steingut, später aus Metall, so Keil. Wie lange diese Leitung nicht mehr in Betrieb ist, konnte auch der Chef des Heimatmuseums auf Anhieb nicht sagen. Derzeit stellt das Heimatmuseum Stücke dieser historischen Leitung aus.

Das nährte aber frühere Gedanken des Förderkreises, im Zuge der Erneuerung der Wasserversorgung durch den Schlosspark, wie sie für dieses Jahr seitens der Stadt Langenselbold vorgesehen ist, eine Abzweigung zum Steinkreis herzustellen. Wer weiß: vielleicht findet sich ja in kommenden Jahren eine Möglichkeit, etwa eine Reproduktion des historischen Springstocks herstellen zu lassen. Das Original befindet sich im Besitz der Familie von Isenburg und ziert einen kleinen Park seitlich deren Schlosses in Birstein. Dass dessen Eigentümer, Fürst Alexander von Isenburg, den Springstock – etwa als Leihgabe oder Stiftung – zurück an seinen angestammten Standort geben könnte, scheint eher unwahrscheinlich. Aber man soll ja die Hoffnung nie aufgeben, meinten auch Keil und Egel. Ansonsten gab es Überlegungen, eventuell den Bronzemönch, der kürzlich zehnjährigen Geburtstag feierte und der zwischen Rathaus und Schloss steht, zu einer Art letzten Ruhe umzubetten: in den Steinkreis. Oder eine Plakette in die Kreismitte einzulassen, im Sinne einer Gedenktafel, wie der Schlosspark früher einmal ausgesehen hatte. „Dieses Jahr werden wir jedenfalls keine weiteren Schritte in Sachen Schlosspark machen“, sagte Egel.

Doch: einen Schritt gilt es noch zu wagen. Wenn der Steinkreis so gut angenommen wird wie zu erwarten ist, auch von Jugendlichen und Picknick-Fans, dann sollte unbedingt ein Abfallkorb aufgestellt werden. Ansonsten ist eine Vermüllung quasi vorprogrammiert. Doch das Aufstellen eines Müllbehälters wäre in diesem Fall wohl eher Sache der Stadt Langenselbold. Die sollte soviel Geschmack besitzen, den Korb nicht irgendwo im Steinkreis aufzustellen, schon gar nicht als dessen Mittelpunkt. Ein paar Meter seitlich, unter den Bäumen, und trotzdem gut sichtbar: das wäre sicher sinnvoll und wünschenswert.

Fotos: Rainer Habermann

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