Es ist der 2. August 2018, gegen mittags. Im 1. Frankfurter Polizeirevier setzt sich eine Person an einen Computer im Wachraum, öffnet eines der polizeilichen Auskunftssysteme und tippt in das Suchfeld einen Namen ein. 90 Minuten später geht bei einer Frankfurter Rechtsanwältin ein Drohschreiben ein, unterzeichnet mit den Worten „NSU 2.0“.
Es wird das erste Drohschreiben von vielen sein, die sich gegen Politiker*innen, Jurist*innen, Journalist*innen und Künstler*innen richten – viele von ihnen Frauen oder migrantisch gelesene Personen. Welche inneren Verunsicherungen lösen diese menschenverachtenden Worte aus? Werden den Worten Taten folgen? Handelt es sich um einen Angriff auf die Demokratie? Mithilfe von Prozessmitschriften sowie Interviews mit Betroffenen und Expert*innen, versammelt das Team um Marie Schwesinger Fakten, Fragen, Querverbindungen und lose Enden rund um den Themenkomplex NSU 2.0. Wo sind wir sicher, wenn die die Bedrohung aus dem Inneren des Systems kommt?
Seda Başay-Yıldız ist die Rechtsanwältin und Strafverteidigerin, die als Anwältin der Nebenklage für die Familie Enver Simsek im NSU-Prozess bekannt wurde. Sie engagiert sich für Opfer rassistischer Gewalt und ist eine Verfechterin der Rechtsstaatlichkeit. Dieses Engagement brachte sie jedoch ins Visier von Rechtsextremen. Sie erhielt viele Jahre Morddrohungen, welche mit dem Namen „NSU 2.0“ unterschrieben waren und teilweise persönliche Daten enthielten. Seda Başay-Yıldız engagiert sich mit dem Netzwerk für Demokratie und hat ihre Teilnahme am 8.11.24 zugesagt.
Herzliche Einladung zum Theaterabend am 8.11.24 um 19.30 Uhr in der Rodenbachhalle, Hanauer Landstr. 14, Es werden keine Eintrittskosten erhoben.
Das Foto des Flyers stammt von Christian Schuller