(pm/ea) – Es ist das größte Infrastruktur-Projekt in der Brüder-Grimm-Stadt seit Jahrzehnten: Das 120 Meter lange und 4.500 Tonnen schwere Bauwerk aus dem Jahr 1958 muss abgerissen werden, weil eine Sanierung nicht möglich war. Seit Sommer ist die Verkehrsader gesperrt.
„Der Abriss ist komplizierter als der Neubau und wurde insbesondere in diesem Jahr detailliert und sehr gut vorbereitet“, erläutern Oberbürgermeister Claus Kaminsky und Stadträtin Isabelle Hemsley. In den vergangenen Tagen wurden Kräne aufgebaut und die Abbrucharbeiten vorbereitet, am 30. Dezember um 12 Uhr ist es so weit: Das erste Brückensegment wird ausgehoben. „Bis dahin ist eine Menge zu tun“, so Markus Henrich, Betriebsleiter des städtischen Eigenbetriebs Hanau Infrastruktur Service (HIS). Im Bereich der Kleingartenanlage wurde ein Raupenkran aufgebaut (Foto), der vorwiegend beim Bau von Windrädern zum Einsatz kommt und eine maximale Traglast von 700 Tonnen hat. Am nördlichen Widerlager der Brücke in Höhe der Willy-Brandt-Straße wurde ein Mobilkran errichtet – ebenfalls zum Ausheben von Brückensegmenten. „Der Fahrbahnbelag auf der Brücke ist abgetragen, die Brückenkappen im Fahrbahnbereich mit Abbruchbaggern zurückgebaut. Die Pendelstützen werden mit Stahlträgern abgesichert“, erläutert HIS-Projektbearbeiter Sascha Hernandez, der darauf hinweist, dass aus Sicherheitsgründen das Betreten des abgesperrten Bereichs verboten ist. „Für Interessierte können wir keinen Bereich zur Verfügung stellen, um die Arbeiten zu beobachten“, so Markus Henrich. Zudem verweist der Betriebsleiter darauf, dass es in dem Bereich um die Hauptbahnhofbrücke im Zuge der Abbrucharbeiten zu Lärmentwicklungen kommen wird.
Die Brücke wird in zwei Abschnitten zurückgebaut: Start ist im nördlichen Bereich, hier wird das Bauwerk auf einer Länge von etwa 58 Metern abgebrochen. Dazu werden ab dem 26. Dezember, 4 Uhr, bis 4. Januar, 12 Uhr, alle Gleise des nördlichen Bahnhofbereiches gesperrt. Hierzu zählen vor allem die Gleise an den Bahnsteigen 1/2, 5/6 sowie 7/9.. Zugreisende sollten sich über die Online-Fahrplanauskunft bahn.de vor Reiseantritt informieren. Der Abriss des südlichen Brückenteils ist für Februar 2025 geplant.
Wenn die Gleise gesperrt und die dann abgeschalteten Oberleitungen geerdet sind, werden die Pendelstützen nahe den Gleisen gesichert. In einem Raster werden Kernbohrungen durch die Brücke hergestellt, durch die dann eine massive Kette eingefädelt wird, um die Segmente auszuheben. Parallel dazu wird der nördliche Brückenabschnitt in 20 Segmente zersägt und dann nach und nach in einem fest definierten Ablauf von den Kränen ausgehoben. Der Raupenkran legt diese Segmente in der Kleingartenanlage ab, in der sie dann mithilfe von Abbruchbaggern zerkleinert und anschließend abtransportiert werden.
Die Planungen für den Neubau der Brücke laufen seit 2020. Während die aktuelle Brücke in einer Kurve verläuft, wird die neue geradeaus geführt werden und besteht aus zwei Teilen, 40 und 52 Meter lang. „Zudem wird das Bauwerk im Vergleich zu heute bis zu 1,70 Meter höher sein, um der Bahn mehr Platz für Oberleitungen gewähren zu können. Die Straßenverbindung zwischen Steinheimer Brücke und Ehrensäule ist zurzeit gesperrt und könnte frühestens im Jahr 2026 bereits wieder teilweise für den Verkehr freigegeben werden. „Die Verkehrsteilnehmenden haben sich vorbildlich auf die Bauarbeiten und die Änderungen eingestellt“, so Stadträtin Hemsley. Die Fertigstellung der neuen Hauptbahnhofbrücke ist, kalkuliert mit zwei Jahren Bauzeit, für 2027 geplant, die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 56 Millionen Euro, die zur Hälfte von der Deutschen Bahn getragen werden. Das Land Hessen fördert das Bauwerk mit rund 18 Millionen Euro.
Foto: Stadt Hanau / Moritz Göbel