Leserbrief: Das Zauberwort heißt „Kultur“

Hardy Däumer spricht in seinem Leserbrief von einem „unverschämten Griff in die Stadtkasse unter der Überschrift „Kultur“ in Erlensee“.

In Erlensee rumort es. Geplante Investitionen werden teuer und teurer, Gewerbeinnahmen sprudeln nicht wie erwartet – anfängliche Fehler bei der Vermarktung der „Fliegerhost-Sahnestückchen“ rächen sich jetzt. Gewerbesteuern will man nicht erhöhen und geplante Grundsteuererhöhungen führen zum Unmut bei den Bürgern. In so einer Situation würde ein Privatmann sich fragen, welche „Wunschausgaben“ er sich den jetzt wirklich leisten kann. Bei der Öffentlichen Hand geht das wohl etwas anders. Da fühlt sich keiner so richtig verantwortlich für die aufgehäuften Miese, hat keine Skrupel einfach noch mehr Geld für Wünsche auszugeben, denn bezahlen tut es eh jemand anderes – der Bürger.

An Dreistigkeit kaum zu überbieten ist aber das, was in Erlensee da im letzten, diesem und nächsten Jahr passiert. Eine Partei, die sich explizit in ihrem Wahlprogramm für kulturelle Großprojekte, z.B. die Idee, den Hessentag nach Erlensee zu holen, ausspricht, genehmigt sich immer und immer wieder einen unverschämten Griff in die Stadtkasse. Mit der Überschrift „Kultur“ wird das offensichtlich möglich. In diesem Haushaltsjahr hat die Bürger dieses Spielchen mehr als 200.000 Euro gekostet ( Ext. Kosten und ILV). Die blieben bei einem Kostenrahmen von mehr als 400.000 Euro als Defizit einer dreitägigen Konzertreihe übrig. Denn anders als andere Orte, in denen eine professionelle Agentur Risiko und Gewinn trägt, versucht Erlensee das selbst zu managen. Bauhofmitarbeiter werden zu „Tour-Rowdies“ umfunktioniert, 14 bis 20 Verwaltungsmitarbeiter zusammen mit Bürgermeister und Erster Stadträtin übernehmen das Event-Management. Und dafür muss natürlich Geld besorgt werden. Wie macht man das? Zauberwort: Kultur! Kultur kostet – weiß doch jeder. Kultur und Geld hat man – klar auch in Erlensee. Und wer das nicht hat, ist ein knickriger Kulturbanause.

Also 2023 schreibt man mal erst 100.000 Euro, je für Aufwendungen und Erlöse, in den Produktbereich „Kultur und Wissenschaft“. Alles kostendeckend – sieht doch gut aus. Da kann man also schon mal Vorverträge machen. Ach ja, und man erwähnt auch schon mal, dass man in den zukünftigen Jahren jeweils 200.000 Euro einplanen wird – alles natürlich kostendeckend – bloß nicht, dass eine Schieflage im Haushalt erkennbar wird.

Im Jahr 2024 nimmt man sich dann doch einen etwas größeren Schluck aus der Flasche: 300.000 sollen es sein – alles natürlich kostendeckend, wer sollte das bezweifeln. Zauberwort: Kultur! Nun mit der Kostendeckung hat das dann nicht ganz so geklappt. 419.000 Euro hat man ausgegeben, rechnet man die internen Kosten für Tour-Rowdies und hausinterne Ausbildung zum Event-Management dazu, geht das schon eher in Richtung einer halben Million Euro. Zieht man dann die Einnahmen und Sponsorengelder ab – upps , da bleiben mehr als 150.000 externe Kosten ungedeckt, obendrauf noch die mehr als 50.000 Euro internen Kosten.

Alles nicht so schlimm. Also versuchen sie es 2025 nochmal. Die Partei mit der Hessentag-Idee stellt für den Haushalt einen Antrag über 60.000 Euro. Richtig – Zauberwort: Kultur. Im Laufe der Beratungen im Finanz- und Haushaltsausschuss werden dann im Handstreich 160.000 Euro daraus. Alles natürlich kostendeckend. 160.000 für einen Konzertabend einer Dire Straits Coverband – ein Liebling der Eventmanagerin. Alles versprochen kostendeckend, risikolos und ja eigentlich alternativlos. Nun ja wird mancher Bürger sagen, der mit Groll die Ausgabenpolitik in Erlensee verfolgt, Alternativen gibt es da schon. In Aschaffenburg, Offenbach und Bad Vilbel gibt es die Musik der Dire Straits in Konzerten für 50 bis 80 Euro und Erlensee könnte Geld sparen. Aber wer will denn schon Geld sparen in Erlensee?

So und nun steht die Summe im Haushaltsentwurf, der am kommenden Donnerstag in der Stadtverordnetenversammlung genehmigt werden soll. Und da kann dann jeder Bürger sich selbst davon überzeugen, wie verantwortungsvoll unsere Volksvertreter mit dem Geld der Bürger umgehen.

 

Hardy Däumer
Erlensee

 

Leserbriefe können an redaktion@erlensee-aktuell.de zur Veröffentlichung gesendet werden. Sie geben allein die Meinung der Verfasser wieder, die jeweils namentlich genannt werden müssen. Auf ausdrücklichen Wunsch der Verfasser können die Leserbriefe auch auf der Facebook-Seite von Erlensee Aktuell unter Beibehaltung der Kommentarfunktion veröffenlicht werden.

Anzeige

Weihnachtsgrüße vom Bauscher’s Landlädchen

Erika Bauscher und Tochter Anke Eyrich wünschen allen ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest und ein gesundes, Neues Jahr.

Weiterlesen