(pm/ea) – Unter dem Motto „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“ werden stadtweit Bäckereien, Metzgereien und die Hanauer Marktbeschicker ab Samstag, 23. November, ihre Waren wieder in ganz besonderen Tüten verpacken: Auf den weißen Papiertüten sind Kontaktdaten lokaler und überregionaler Hilfsorganisationen und Beratungsangebote für von Gewalt bedrohte Frauen und Kinder abgedruckt.
Anlass für diese Aktion des Hanauer Frauenbüros ist der „Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ am 25. November. Er wurde 1999 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ausgerufen.
Im Rahmen der Aktion „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“, werden insgesamt 270.000 Tüten an rund 40 teilnehmende Betriebe in Hanau, Maintal, und Bruchköbel verteilt. Organisiert wird die Aktion bereits zum 7. Mal vom Hanauer Frauenbüro, das die Kampagne gemeinsam mit dem Facharbeitskreis gegen Gewalt an Frauen 2018 erstmals durchführte. Auch die Städte Maintal und Bruchköbel haben sich der Initiative des Hanauer Frauenbüros angeschlossen.
Stadträtin Isabelle Hemsley und die Hanauer Frauenbeauftragte Cornelia Gasche übergaben zum Auftakt die ersten Tüten an die Traditions-Bäckerei Hagel am Kanaltorplatz. Die Bäckerei Hagel beteiligt sich schon seit vielen Jahren an der gemeinsamen Aktion. „Es ist uns sehr wichtig, diese Aufklärungsaktion jährlich zu unterstützen,“ betonen Silvia und Mathias Hagel.
„Die Brötchentüten-Aktion hat das Ziel, auf ganz niedrigschwelligem Weg, auf das Thema ‚Gewalt gegen Frauen und Mädchen‘ und auf bestehende Hilfesysteme aufmerksam zu machen. Denn oftmals sind diese nicht bekannt oder die betroffenen Frauen sind nicht in der Lage, sich entsprechend zu informieren“, erläutert Hemsley. Besonders hervorzuheben sei hier das zentrale Hilfetelefon, dass unter der Nummer 116 016 bundesweit rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, in 18 verschiedenen Sprachen, Hilfe in Not anbiete. (www.Hilfetelefon.de) Die Aktion richte sich auch an Freundeskreise und Bekannte sowie das weitere familiäre Umfeld betroffener Frauen und Kinder. „Schweigen und Ertragen aus Scham, weil eine emotionale und finanzielle Abhängigkeit besteht oder weil Kinder in der Familie leben, sind keine Lösung. Im Gegenteil, es kann lebensgefährlich sein!“, mahnt die Stadträtin „Wenn sie negative Entwicklungen, einen zunehmenden aggressiven Umgang zwischen einem Paar erleben, verdeckte Drohungen, psychischen Druck wahrnehmen, bitte schauen sie nicht weg. Beratungsstellen können auch hier weiterhelfen!“, appelliert sie.
„Es ist erschütternd, dass die Fälle von Gewalt gegen Frauen und Mädchen weiter ansteigen“, ergänzt die Hanauer Frauenbeauftragte, Cornelia Gasche. „2023 wurden in Deutschland 155 Frauen durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet!“ 70 Prozent der von Gewalt Betroffenen in Deutschland seien Frauen! Bei den Opfern von Partnerschaftsgewalt seien es am Ende sogar 79,2 Prozent, berichtet Gasche, „und wir wissen, dass es eine große Dunkelziffer nicht bekannte Vorfälle gibt!“ Die Frauenbeauftragte bekräftigt, die langjährige Forderung der Frauenverbände und Hilfeorganisationen: „Wir brauchen endlich ein Gewalthilfegesetz, das präventive, schützende und nachsorgende Strukturen – sowohl was die Arbeit mit Opfern aber auch Tätern betrifft, weiter ausbaut und endlich finanziell absichert. Es gibt noch viel zu viele Versorgungslücken in allen Regionen und Bundesländern in ganz Deutschland – auch im Rhein-Main-Gebiet.
Unterstützt wird diese Aktion „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“ von verschiedenen Unternehmungen und Organisationen, die vom Hanauer Frauenbüro eingeworben werden: Förderung der Bewährungshilfe e.V., Forum Hanau, Hanauer Straßenbahn GmbH, Hanauer Wochenmarkt, HA&P Beratungsgesellschaft mbH in Maintal, Lions Club Hanau Schloss Philippsruhe, Netzwerk gegen Gewalt, Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Hanau im Liobahaus, Stiftung Lichtblick Hanau, Weißer Ring e.V.. Stadträtin Hemsley dankte den Unterstützerinnen und Unterstützern, die mit ihrem finanziellen Beitrag die Realisierung der Tütenaktion überhaupt erst möglich gemacht haben. „Sie sind wertvolle Multiplikatoren und demonstrieren damit auch aktiv ihre Haltung gegen Gewalt an Frauen.“ Ganz entscheidend sei, dass Frauen den Mut hätten, die Gewaltspirale zu durchbrechen und Hilfe suchen. „Die Brötchentüte mit allen wichtigen Informationen zu Hilfsangeboten, kann diese Entscheidung unterstützen“, betonte Hemsley.
Aus Anlass des Internationalen Tages gegen Gewalt am 25. November 2024 finden in Hanau folgende Veranstaltungen statt:
Am Montag, 25. November, um 19 Uhr, im Kulturforum Hanau, ein Podiumsgespräch „Wie laut ist die stille Gewalt?“ mit der Autorin Asha Hedayati zu ihrem Buch „Die stille Gewalt“. Mit auf dem Podium wird auch eine Vertreterin des Frauenhauses Hanau, ein Vertreter aus dem Bereich Täterarbeit und eine Psychologin sein. Moderiert wird der Abend von der Hanauer Rechtsanwältin Zümrüt Turan-Schnieders. Um eine Anmeldung bei der Buchhandlung am Freiheitsplatz wird gebeten.
Am Samstag, 30. November, 15 Uhr, wird wieder ein Mahnzug durch die Hanauer Innenstadt Auf der Strecke des Weges wird an verschiedenen Stellen innegehalten und Frauen und Mädchen gedacht, die Opfer eines Femizides wurden. Treffpunkt ist um 14.45 Uhr vor dem Gemeindezentrum der Wallonisch-Niederländischen Kirche in der Gärtnerstraße 14. Gegen 16 Uhr findet dieser Mahnzug einen gemeinsamen Abschluss auf dem Freiheitsplatz. Hier spricht Oberlandeskirchenrätin der EKKW a.D., Claudia Brinkmann-Weiß. Federführende Veranstalterinnen sind das Hanauer Frauenbüro und das Frauenplenum Hanau.
Am Montag, 25. November, um 12 Uhr, an der Elmar-Diez-Platane am Kulturforum laden die Hanauer Künstlerin Sanja Zivo und der Inner Wheel Club Offenbach-Hanau-Maintal zu einer Kunstaktion an ein.
Drüber hinaus werden am 25. November wieder verschiedene Objekte und Gebäude in der Stadt und den Stadtteilen in orange illuminiert, veranlasst durch Hanauer Frauenserviceclubs und weiterer Unterstützenden. Orange ist die gemeinsame Farbe und der Titel der von den Vereinten Nationen anerkannten Bewegung „Orange the World“, die mit dem 25. November beginnt und bis zum 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, für Kampagnen und Aufklärungsaktionen genutzt wird. Auch einzelne Geschäfte in der Innenstadt werden an diesem Tag ihr Schaufenster orange gestalten. Es beteiligen sich unter anderem die Baugesellschaft Hanau und der Congresspark Hanau (CPH). Hier wird am Morgen des 25. November der Hanauer Magistrat die Fahnen von Terres des Femmes „Gewaltfrei Leben“ symbolisch hissen.
Auch in diesem Jahr wird sich der Hanauer Eigenbetrieb „Hanau Infrastruktur Service“ (HIS) wieder an der Aktion gegen Gewalt an Frauen und Mädchen beteiligen. Acht orangefarbene Müllfahrzeuge werden rund um den 25. November mit einem Banner ausgestattet durch die Innenstadt fahren. „Ein starkes Zeichen!“, sind sich Isabelle Hemsley und Cornelia Gasche einig.
Auf dem Foto: Im Rahmen der Aktion „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“, werden insgesamt 270.000 Tüten an rund 40 teilnehmende Betriebe in Hanau, Maintal, und Bruchköbel verteilt. Stadträtin Isabelle Hemsley (1.v.l.) und die Hanauer Frauenbeauftragte Cornelia Gasche (2.v.l.) übergaben zum Auftakt die ersten Tüten an die Traditions-Bäckerei Hagel am Kanaltorplatz. Die Bäckerei Hagel beteiligt sich schon seit vielen Jahren an der gemeinsamen Aktion. „Es ist uns sehr wichtig, diese Aufklärungsaktion jährlich zu unterstützen,“ betonen Silvia und Mathias Hagel (rechts im Bild)
Foto: Stadt Hanau