(pm/ea) – Auf der A 3 waren die Rettungskräfte am Mittwoch sprichwörtlich im Dauereinsatz: Mehrere Unfälle sorgten dabei nicht nur bei der Polizeiautobahnstation Langenselbold für eine rege Dienstschicht.
Der Reigen an Einsätzen auf der Schnellstraße begann für die Helfer am Morgen um kurz nach 10 Uhr auf der Fahrbahn in Richtung Würzburg. Einem Tanklastzug, der kurz vor der Anschlussstelle Hanau aufgrund stockenden Verkehrs auf der rechten der drei Fahrspuren abbremsen musste, waren drei nachfolgende Fahrzeuge aufgefahren. Ein direkt hinter dem Tanklaster fahrender Mercedes-Sprinter wurde dabei regelrecht zwischen dem Tanklastzug und dem hinter dem Sprinter befindlichen Sattelzug eingekeilt. Dem an dritter Position befindlichen Sattelzug wiederum war noch ein Lkw-Gespann aufgefahren. Der Fahrer des Sprinters, ein 44-Jähriger, wurde in seinem Wagen eingeklemmt, er konnte das Wrack nach Öffnung durch die Feuerwehr selbstständig verlassen. Zur weiteren Behandlung kam er schwer verletzt in eine Klinik. Die anderen Fahrzeugführer bleiben nach ersten Informationen unverletzt. Die Bergung aller vier beteiligter Fahrzeuge, an denen nach erster Schätzung ein Schaden von über 400.000 Euro entstand, zog sich über mehrere Stunden hin. Die hinteren drei Fahrzeuge mussten allesamt abgeschleppt werden, wozu zum Teil schweres Abschlepp-Equipment an die von einem Trümmerfeld übersäte Unfallstelle beordert wurde. Für die Rettungs-, Abschlepp- und Aufräumarbeiten war die Strecke zeitweise vollgesperrt. Die anfängliche Sorge, dass der Tanklastzug, der Holzleim transportierte, durch den Aufprall beschädigt worden sein könnte, war letztlich unbegründet: Der Tank hatte kein Leck und es trat kein Leim aus.
Als wäre die Unfallaufnahme eines Crashs dieses Ausmaßes nicht schon herausfordernd genug, kam für die Beamten dabei noch eine spontane Festnahme hinzu: Im Rückstau befand sich ein Golf, den ein absichernder Ordnungshüter anhand des Kennzeichens aus einem zurückliegenden Vorfall wiedererkannte. Das Fahrzeug wollte der Polizist vor über zwei Monaten bei einer stationären Verkehrskontrolle im Main-Kinzig-Kreis aus dem Verkehr ziehen, als der Fahrer seinerzeit Gas gab und auf den Beamten zugefahren sein soll. Der jedoch konnte sich mit einem Sprung zur Seite retten; der VW flüchtete damals. Der Verdacht, wer das Fahrzeug damals fuhr, erhärtete sich zwischenzeitlich gegen einen 31-Jährigen, der heute am Steuer des Wagens saß, jedoch nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis sein soll. Der Beamte hielt den Golf diesmal tatsächlich an und nahm den 31-Jährigen vorläufig fest. Der Mann musste kurzzeitig mit auf die Polizeiwache, gegen ihn wird wegen der aktuellen Fahrt nun wegen Verdachts des Fahrens ohne Fahrerlaubnis ermittelt.
Letztlich war die Unfallstelle erst kurz vor 15 Uhr komplett geräumt.
Durch die lange Wartezeit hatten zahlreiche Brummi-Fahrer jedoch den Standstreifen für ihre obligatorische Lenk- und Ruhezeiten nutzen müssen, sodass dieser auch erst wieder „freigeräumt“ werden musste. Zudem ereignete sich im Rückstau ein weiterer Unfall auf der mittleren Spur, bei dem ein Lkw beteiligt war, Offenbar war die Folge dabei jedoch „nur“ Sachschaden. Nähere Informationen hierzu lagen bis dato nicht vor. Dieser Lkw wurde dann schleunigst von der Fahrbahn zur Seite befördert, sodass der Verkehr dann wieder rollte. Allerdings nur kurz, denn gegen 14.50 Uhr sorgte ein weiteres Unfallgeschehen in Fahrtrichtung Würzburg erneut für zähen Verkehrsfluss. Kurz vor dem Seligenstädter Dreieck hatte ein roter Kastenwagen mit Anhänger offenbar aufgrund eines technischen Defekts die Kontrolle über sein Gespann verloren, sodass sich der Anhänger vom Zugfahrzeug löste und mitten auf der Fahrbahn auf der Seite liegen blieb.
Grund hierfür war wohl ein Reifen, der sich während der Fahrt gelöst hatte. In dem bunt lackierten Anhänger befanden sich unter anderem Kleidung, Schallplatten und andere Sammlergegenstände. Der Fahrer blieb ersten Erkenntnissen zufolge unverletzt und der Sachschaden wird auf mehrere tausend Euro geschätzt. Auch hier mussten Abschlepper für das Zugfahrzeug und den Anhänger anrücken. Im Zuge der Bergung wurde der Verkehr größtenteils auf der linken Fahrspur an der Unfallstelle vorbeigeführt.
Die Rettungskräfte wurden auch zu einer Kollision auf der Gegenfahrbahn gerufen, die bereits gegen 13.50 Uhr ungefähr auf gleicher Höhe wie der Anhänger-Unfall passierte. Mutmaßlicher Ablauf hier: Ein Lkw hatte in Fahrtrichtung Frankfurt einen anderen Lastwagen überholt und war hierzu auf die mittlere Spur gewechselt. Von hinten fuhr dann ein silberner Mercedes Citan auf den überholenden Lkw auf, wodurch der Kleintransporter massiv deformiert wurde. Der Fahrer des Citan kam ebenfalls offenbar schwer verletzt in ein Krankenhaus, während der Lenker des Lkw leicht verletzt wurde. Gesamtschaden hier: rund 30.000 Euro, so die erste Einschätzung.
Die Beamten gehen im Zusammenhang mit dem Unfall nun ersten Hinweise nach, wonach der Fahrer des Citan sowie ein weiteres schwarzes (unbekanntes) Fahrzeug zuvor womöglich zu schnell unterwegs gewesen sein könnten. Zeugen, die zur Fahrweise des Citan und des schwarzen Wagens sowie zum Unfallhergang weitere Angaben machen können, werden gebeten, sich bei der Polizeiautobahnstation Langenselbold zu melden (06183 91155-0).
Die Unfälle und die daraufhin erfolgten Sperrungen sorgten über den Tag für kilometerlange Rückstaus und für eine phasenweise Überlastung der Umleitungsstrecken.
Fotos: Polizei Südosthessen