(pm/ea) – In diesem Jahr wurde die Gedenkstunde zur Erinnerung an die „Reichspogromnacht“ in der Ev. Kirche Rückingen von Vikar Fabian Witmer vorbereitet und gestaltet, sowie vom Künstlerpaar Anja Stroh und Peter Przystaniak musikalisch umrahmt.
Vikar Witmer stellte die merkwürdige Geschichte des 9. Novembers in Deutschland dar, vom Beginn des Naziterrors am 9.11.1923 in München bis zum Fall der Berliner Mauer am 9.11.1989, der den Weg für ein vereintes und demokratisches Deutschland ebnete. Dazwischen die Nacht vom 9. auf den 10.11.1938, die Nacht der Zerstörung zahlreicher deutscher Synagogen und die Nacht der Ermordung deutscher Menschen jüdischen Glaubens, einfach aufgrund ihres Seins, die Nacht der Zerstörung auch bei uns in Langendiebach und Rückingen.
Fabian Witmer machte auch auf den jüngsten Bericht des Bundesamts für Verfassungsschutz aufmerksam, der aufzeigt, dass die Zahl antisemitischer Vorfälle und Straftaten in den letzten Jahren deutlich gestiegen sei, besonders seit dem Massaker der palästinensischen Terrorgruppe Hamas. Auch in Deutschland werden wieder vermehrt Juden angegriffen. Viele Menschen jüdischen Glaubens fühlen sich auf deutschen Straßen nicht mehr sicher.
Die Erlenseerin Sarah Fischer trug die Namen der 12 Langendiebacher und 16 Rückinger jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger vor, die deportiert und bald danach ermordet wurden und zündete für beide Ortsteile je eine Kerze zum Gedenken an.
Abwechselnd zu den Redebeiträgen spielten Anja Stroh und Peter Przystaniak mitreißende und emotional bewegende Werke aus der Klassik und der jüdischen Folklore. Strohs wunderbare klare Opernstimme wurde dazu vom groovigen Piano Przystaniaks begleitet.
Das Gedenken endete mit einem Schweigemarsch an die Wasserburg, nahe der Stelle, wo sich früher die Rückinger Synagoge befand. Dort wurden die beiden Kerzen niedergelegt und die Gedenkstunde mit einem Gebet beendet.
Auf dem Foto: Fabian Witmer in der Ev. Kirche Rückingen
Foto: Rina Nentwig