(pm/ea) – „Am vergangenen Donnerstagabend mussten wir uns schweren Herzens von Monja verabschieden, der letzten Tundrawölfin im Wildpark Alte Fasanerie, die ich mit der Flasche großgezogen habe. Monja wurde 13,5 Jahre alt und ist nun friedlich eingeschlafen“, so Dr. Marion Ebel vom Wildpark „Alte Fasanerie“.
Weiter teilt sie mit:
„Mit ihrem Tod endet eine Ära, die mit der Handaufzucht von Ayla, Scott und Khan im Jahr 2004 begann.
Die ersten Wölfe erhielt ich damals aus dem Zoo in Stralsund. Sie waren gerade einmal 10 Tage alt, als ich sie auf einer Matratze im Infozentrum des Wildparks aufpäppelte. Die drei Wölfe prägten sich auf mich und wurden durch ihr faszinierendes Wolfsheulen schnell zu einer Attraktion für die Besucher.
Im Jahr 2011 kamen dann Monja, Inuq und Aslan aus dem Wildpark in Rheinböllen zu uns. Sie waren ebenfalls auf mich geprägt, nachdem sie bei uns im Wildpark in Klein-Auheim zur Familie stießen. So wurde unser Rudel aus sechs Wölfen komplett, und gemeinsam heulten sie am Abend in die Dämmerung hinein.
Monja war eine zarte, aber zähe Wölfin. Sie war stets zurückhaltend und forderte nur wenig Aufmerksamkeit – auch von mir. Dennoch ging sie ihren eigenen Weg und führte ihr Rudel mit Ruhe und Entschlossenheit. Nach Inuq´s und Aslan`s Tod wurde Monja zur letzten Überlebenden ihres Rudels. Die Einsamkeit fiel ihr schwer, und so entschied ich mich, drei neue Tundrawölfe zu holen. Monja blühte auf, als sie die drei Kleinen unter ihre Obhut nahm, und zeigte ihre mütterliche Seite mit Hingabe und Liebe. Leider konnten wir nicht dieselbe Nähe aufbauen, wie ich sie zuvor mit den handaufgezogenen Wölfen erlebt hatte.
Das Alter und die Verantwortung für die Jungen forderten ihren Tribut. Monja kämpfte bis zum Schluss, doch letztendlich musste ich schweren Herzens eine Entscheidung treffen, um ihr weiteres Leid zu ersparen. Ihr Tod erfüllt mich mit tiefer Trauer, aber auch mit unendlicher Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit, die Liebe und das Vertrauen, das sie mir entgegengebracht hat.
Mit Monjas Abschied schließt sich das Kapitel der von mir großgezogenen Tundrawölfe. Sie, Ayla, Scott, Khan, Inuq und Aslan haben mir viele wertvolle Lektionen beigebracht und mich gelehrt, dass gegenseitiger Respekt die Basis für ein erfülltes Zusammenleben ist. Diese Erinnerungen werde ich stets in Ehren halten.“
Foto: Norbert Kappenstein