Leserbrief: „Vorsicht/Rücksicht/Nachsicht“

Roland Glöde hat sich in seinem Leserbrief Gedanken über die aktuelle politische Situation gemacht.

Bewegende Wahlen liegen hinter Deutschland und spannende stehen an. Kometenhafte Aufstiege, sowie erdrutschhafte Niederlagen gilt es zu analysieren und einzuordnen.

Wurden Einzelpersonen in den Vordergrund gestellt oder Parteien aufgrund dessen, was sie eigentlich verkörpern (sollten) gewählt? Unser politisches Spektrum, deckt eigentlich alle Bedürfnisse einer gut funktionierenden Demokratie ab. Sozialdemokraten, als die Urväter unseres Sozialstaates. Christdemokraten, als Vertreter unserer christlich geprägten Gesellschaft und stabiler Partner unserer Wirtschaft. Freie Demokraten, für Liberalismus und Selbstbestimmung. Grüne (Demokraten), als Bewahrer unseres stark in Mitleidenschaft gezogenen Lebensraums.

Plötzlich brauchen wir zu all diesen grandiosen demokratischen Attributen eine Alternative oder eine Partei, in der schon bei einer personenbezogenen Namensgebung monarchische Tendenzen vermutet werden können? Unsere sogenannten Altparteien schauen schon länger mehr nach den Fehlern der anderen, als sich selbst zu hinterfragen. Wenig Innovation aber viel Kritik am Wirken der Opposition. Gesprochen wird meist nur noch im Konjunktiv, festlegen scheint oft zu riskant. Das schafft Raum für radikale Meinungen. Wer sich vernachlässigt, hintergangen, nicht verstanden oder gar betrogen fühlt, wendet sich vom System ab und lässt sich nur zu gerne von revolutionären Ideen begeistern, ohne die Risiken zu hinterfragen.

Bei der Grundidee unseres Sozialstaats ging es darum, dass jeder, der kann, arbeitet und einen Teil seines dadurch verdienten Geldes in eine Sozialkasse einzahlt. Wer nicht eingezahlt hat, kann an diesem System nicht partizipieren. Wer keine Lust hat zu arbeiten, ist nicht anspruchsberechtigt. Religionsfreiheit bedeutet nicht, sich von unserer christlichen Lebensart zu verabschieden. Dann wären unsere Sonntage, unsere Feiertage sowie unsere Gesetzgebung, die sich an den christlichen Geboten anlehnt, sprich unsere Art zu leben, auch nicht mehr zeitgemäß. Liberal zu leben, reiht sich in diese Aufzählung ein. Jeder ist zwar für sich selbst und sein Handeln verantwortlich, dies nimmt aber keinen aus seiner gesellschaftlichen Verantwortung, wenn nötig, andere zu unterstützen oder auch mal im richtigen Moment zu widersprechen und aufzubegehren.

Wenn wir mal wieder so richtig radikal sein wollen, dann in der Rückbesinnung auf unsere demokratischen Werte und deren Umsetzung. Eine Gesellschaft braucht Aktionismus, Toleranz aber auch Regeln. Politiker, die unsere Gesellschaft nicht verstehen, können wohl kaum die richtigen Entscheidungen treffen. Aber eins muss auch klar sein, Propaganda, wie sie vor allem in den sozialen Netzen betrieben wird schürt nur Hass, z.B. auf gewählte Politiker.

In einem Klima von Hass und Denunziation hat nur die eigene Wahrheit bestand. In einer Demokratie gibt es mehrere Wahrheiten/Meinungen/Perspektiven. Vielfalt ist eine gesellschaftliche Stärke, keine Schwäche.

 

Roland Glöde
Neuberg

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