(pm/ea) – Der Notfall kommt meist unerwartet. Plötzlich bricht jemand zusammen und liegt regungslos auf dem Boden. Auch im Main-Kinzig-Kreis gibt es regelmäßig Menschen jeden Alters mit einem plötzlichen Herzkreislaufstillstand. Allein im letzten Jahr wurde der Rettungsdienst über 800 Mal zur Wiederbelebung alarmiert und hat in knapp 400 Fällen noch eine Reanimation durchgeführt.
Trotz aller Bemühungen haben nur etwas über 100 Personen danach noch ein Krankenhaus erreicht, nur knapp zehn Prozent der Reanimierten haben die Klinik wieder lebend verlassen, also gerade mal jede zehnte Person. Besonders wertvoll ist da die Erste Hilfe und die Voraushilfe durch Freiwillige, die lebensrettende Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte überbrücken können.
„Ab dem Zeitpunkt des abgesetzten Notrufs zählt wirklich jede Minute“, sagt Dr. Manuel Wilhelm, der Ärztliche Leiter Rettungsdienst im Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr im Main-Kinzig-Kreis. „Entscheidend für das Überleben beim Herzkreislaufstillstand ist der schnellstmögliche Beginn und die unterbrechungsfreie Durchführung einer effektiven Herz-Druck-Massage.“ Eine sofortige Reanimation mache zudem den Unterschied aus, ob ein Mensch wieder vollständig gesund werden kann oder mit lebenslangen Folgen kämpfen muss.
Das kann nur gelingen, „wenn die Rettungskette nahtlos ineinandergreift“, erklärt Landrat Thorsten Stolz. Gemeinsam mit dem Amt für Gesundheit und Gefahrenabwehr möchte er die Zahl derer, die sich als Voraushelferinnen und –helfer, also sogenannte Corhelper, registrieren lassen, weiter erhöhen. Alarmiert werden diese immer dann, wenn sie eine Chance haben, vor dem Rettungsdienst den Notfallort zu erreichen. Sie werden über die Smartphone-App „Corhelper“ informiert, wenn sich um ihren Aufenthaltsort herum ein solcher Notfall ereignet. Sie entscheiden selbst, ob sie den Einsatz übernehmen können und werden dann über eine Wegführung auf dem Display des Handys zum Notfallort geleitet.
Bereits seit knapp drei Jahren verfügt der Main-Kinzig-Kreis über die Corhelper-App, die zunächst bei den Einsatzkräften der Hilfsorganisationen und der Feuerwehren eingeführt wurde. In einem zweiten Schritt gilt es jetzt, die Hilfsbereitschaft und das soziale Engagement der Bevölkerung mit einzubeziehen. „Die Arbeit der Voraushelfer ist enorm wichtig“, betont Landrat Thorsten Stolz. „Gerade in unseren ländlich geprägten Regionen gewinnt man so wertvolle Minuten, indem die freiwilligen Helfer bereits vor Eintreffen des Rettungsdienstes mit der Wiederbelebung beginnen. Auch, wenn ich beeindruckt davon bin, dass mehr als 600 Menschen sich bereits als Voraushelfer im Main-Kinzig-Kreis engagieren, hoffe ich, dass sich das Corhelper-System flächendeckend im gesamten Kreisgebiet durchsetzt und das Lebensretter-Netz dichter wird.“
Thorsten Stolz richtet einen Appell an die Bürgerinnen und Bürger, sich in der Corhelper-App zu registrieren: „Das System ist ein bewährtes und starkes Instrument, um entscheidende Sekunden und Minuten im Kampf um ein Leben zu gewinnen.“
Wer in seiner Freizeit Leben retten und als Corhelper Teil der Rettungskette werden möchte, kann sich ganz einfach registrieren. Für die ehrenamtliche Alarmierung als sogenannter „Aktivierter Ersthelfer“ über die im Kreis verwendete Corhelper-App ist lediglich die Installation und Freigabe der App auf dem eigenen Smartphone, die Registrierung sowie der Nachweis eines Erste-Hilfe-Kurses als Mindestvoraussetzung erforderlich.
Corhelper sind uneingeschränkt freiwillig aktiv und können bei jedem Einsatz neu entscheiden, ob sie diesen annehmen oder nicht. Für ungestörte Zeiträume kann die App auch stunden- oder tageweise deaktiviert werden. Selbstverständlich besteht ein verlässlicher Haftpflicht- und Unfallversicherungsschutz für ehrenamtliche Helfer. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Main-Kinzig-Kreises unter www.mkk.de.