(pm/ea) – Dass ein Schüler-Sinfonieorchester in der Lage ist, ein zweistündiges Konzert in einer äußerst beachtenswerten Qualität darzubieten, genießt Seltenheitswert und verdient höchste Anerkennung und größten Respekt gegenüber den jungen Musikerinnen und Musikern.
Mit einem „Festival der Tänze“, bestehend aus klassischen Märschen, Polkas, Walzer, Tango und Merengue hatte das Sinfonieorchester der Karl-Rehbein-Schule Hanau (KRS) unter der Leitung von Petra Weiß ein ganzes Füllhorn rhythmisch diffiziler Werke, komponiert von Meisterhand, im nahezu ausverkauftem Congress Park Hanau im Gepäck.
Das Programm liest sich dann auch wie das „who is who“ der Komponistenwelt: Angefangen von Berlioz über Elgar, Gade, Schostakowitsch, Sibelius, Chatschaturjan, Dvorák, Sarasate und Strauß sind hier musikalische „Schwergewichte“ unterwegs. Auch wenn das Dargebotene scheinbar leichtfüßig von der Bühne perlt, so werden fast ausnahmslos Werke interpretiert, die vor allem in ihren unterschiedlich strukturellen und stilistischen Anlagen höchste Konzentration und großes „Umschalt-Vermögen“ von den Ausführenden verlangen.
Damit dies am Ende mit Glanz und Gloria gelingt, gehen intensive Proben voraus, die alleine schon bei den vorherrschenden subtropischen Temperaturen kein Zuckerschlecken bedeuten. Der Dirigentin Petra Weiß aber ist es in dieser Phase kurz nach den Sommerferien zweifelsfrei gelungen, ihre Musikerinnen und Musiker optimal auf diese herausfordernde Herkulesaufgabe vorzubereiten.
Die Früchte dieser schweißtreibenden Arbeit zeigen sich somit in einer rhythmisch packenden Darbietung, gepaart mit fein gewebten und wohl dosierten Klangteppichen. Die vielfältigen erforderlichen Wechsel zwischen zart-eleganter Zurückhaltung und explosiver Opulenz wollen erst einmal gemeistert werden. Natürlich gibt es hier und dort auch kleine Unzulänglichkeiten und Ungenauigkeiten zu beobachten, aber hier sind eben keine Profis, sondern zum größten Teil Schülerinnen und Schüler am Werk, die mit Herz und Leidenschaft musizieren.
Diese große Leidenschaft zeigt auch der Konzertmeister und Solist Manfred Hubert an der Violine, der das „One-Hit-Wonder“ „Tango Jalousie“ von Nils Gade funkensprühend einleitet um dann mit Sarasates „Carmen-Fantasie“ ein solistisches Klangfeuerwerk zusammen mit einer schier atemberaubenden Spieltechnik abbrennt. Das bei einem Feuerwerk auch mal eine Rakete nicht so zündet wie sie soll, kann passieren. Darüber ist nach zwei Stunden „Vollgas“ auch absolut hinwegzusehen. Das restlos begeisterte Publikum zollt Orchester und Dirigentin am Ende tosenden, nicht enden wollenden Applaus für eine herausragende, nicht alltägliche Leistung, auf die die Ausführenden völlig zurecht sehr stolz sein dürfen.
Foto: KRS