(ms/ea) – Erlensee Aktuell hat die Fraktionsvorsitzenden der im Erlenseer Stadtparlament vertretenen Parteien nacheinander zu einem Sommergespräch eingeladen. Kein Interview im engeren Sinn sondern ein Gespräch, bei dem es darum ging, zu den Themen „Erlensee“, „Privates“ und „Weltgeschehen“ spontane Gedanken zu äußern. Heute: Renate Tonecker Bös, Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen.
Als Treffpunkt sollten sich die Gesprächspartner einen ihrer Lieblingsorte in Erlensee auswählen. Renate Tonecker-Bös suchte sich das Eiscafe am Rathausplatz aus.
Was fällt Ihnen zu „Erlensee“ ein?
Als erstes die Rathaussanierung: für mich eine notwendige Maßnahme! Bei den Arbeitsbedingungen, unter denen die städtischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen tätig werden müssen, wäre in Firmen bereits der Arbeitsschutz aktiv geworden. Ich stehe nach wie vor hinter dieser politischen Entscheidung, auch wenn sie natürlich hohe Investitionskosten bedeutet. Ich hoffe nur, dass es nicht zu ähnlichen Überraschungen kommt wie beim Umbau/ Neubau der Kindertagesstätte in der Fröbelstraße.
Die Stadt hat den Auftrag für die Daseinsfürsorge der Bürgerinnen und Bürger: bei der Kinderbetreuung sind wir gut, auch die Vereine engagieren sich stark und werden entsprechend unterstützt. Beim Hallenbad wurde bei der damaligen Entscheidung des Magistrats, es zu schließen, bei uns heftig diskutiert, wir hoffen aber immer noch auf eine gute und praktikable Lösung.
Positiv finde ich die Naherholungsmöglichkeiten in Erlensee und drumherum, wie zum Beispiel die Bulau, das Erlenwäldchen und den Limespark. Mehr müssen wir hier in Erlensee tun, um Klimaanpassungsmaßnahmen in den Griff zu nehmen, da ist noch sehr viel Luft nach oben!
Ich war sehr beeindruckt von den Feierlichkeiten der TSGE zum 150-jährigen Bestehen: Der Umzug war klasse, so viele Menschen auf der Straße, ein absolut positives Erlebnis für alle Beteiligten. Das ist die zivile Stadtgesellschaft, die Häuser waren mit Flaggen geschmückt und alles war feierlich (auch wenn es in Strömen geregnet hat). Das hatte ich noch als Kind in Erinnerung.
Dann zum Hof- und Gassenfest: Viele Vereine waren dort aktiv und organisierten gemeinsam mit der Stadtverwaltung dieses wunderbare Fest. Die Grünen hatten dafür gesorgt, dass Gelder für die künstlerischen Darbietungen in den Haushalt eingestellt wurden. Und die Kunst auf der Straße wurde von vielen bestaunt, genossen und gelobt.
Bei den Erlenseer Kulturnächten war die Stimmung sehr gut. Politisch halte ich sie jedoch für einen Fehler, da die Konzerte die Steuerzahlenden wohl noch viel Geld kosten werden. Es war aber eine beachtliche Leistung des Organisationsteams. Allerdings gilt hier wie auch beim Hallenbad: die Hälfte der Besucher und Besucherinnen kommt von außerhalb.
Meine Idee: Jährlich abwechselnd Hof- und Gassenfest und Kulturnächte. Ich wünsche mir so ein vielfältiges Leben in Erlensee mit vielen angenehmen Momenten.
Was möchten Sie Privates verraten?
Ich bin seit 42 Jahren glücklich verheiratet, habe eine tolle Familie. Eine meiner besten Freundinnen kenne ich übrigens seit der 1. Klasse und wir sind hier in (damals) Langendiebach zur Grundschule gegangen. Ich treffe interessante Leute bei meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten. Und ich freue mich über einige wichtige Veranstaltungen in diesem Jahr, die ich mitorganisiert habe: den Neujahrsempfang der Grünen, die Demonstration „Gegen Hass und Hetze“ auf dem Rathausplatz und die überparteiliche Veranstaltung „Frauen, geht wählen“ zur Europa-Wahl.
Wenn ich eins in meiner politischen Arbeit gelernt habe: Politik ist immer das „Bohren dicker Bretter“und ich musste daher eine hohe Frustrationstoleranz in der Politik entwickeln.
Was fällt Ihnen zum aktuellen Weltgeschehen ein?
Sorgen bereiten mir die Kriege in der Welt. Beispielhaft möchte ich hier nennen den Krieg in der Ukraine, die Konflikte im Nahen Osten und die vielen Bürgerkriege. Mich treibt das Erstarken des Rechtspopulismus/Rechtsradikalismus in Europa und weltweit um und ganz ehrlich – ich verstehe nicht, warum so viele Menschen so wenig aus der Geschichte lernen und lernen wollen.
Letztlich bleibt als große, ja existenzielle Herausforderung auch der Klimawandel. Auch wenn wir allein nicht die Welt retten können, müssen wir doch unseren kleinen Beitrag in Erlensee leisten, das Klima zu schützen. Das sind wir unseren Kindern und den nachkommenden Generationen schuldig.
Vielen Dank für das Gespräch
(Die Fragen stellte Markus Sommerfeld)