Ernteerträge in der Region insgesamt noch nicht genau abschätzbar – Bei Wintergerste unterdurchschnittlich

(ms/ea) – Beim Erntegespräch des Kreisbauernverbandes Main-Kinzig e.V. (KBV), das am Dienstag in Rückingen auf dem Hof von Ortslandwirtin Anke Eyrich stattfand, konnte insgesamt noch keine genaue Prognose des diesjährigen Ernteertrages abgegeben werden. Lediglich bei der Wintergerste geht man sicher davon aus, dass eine unterdurchschnittliche Ernte eingefahren wird.

Mark Trageser, Vorsitzender des KBV, erläuterte in einem Überblick, dass aktuell die Ernte der Wintergerste in vollem Gang sei. Man gehe hier aufgrund der sehr feuchten Witterung der letzten Monate davon aus, dass wegen der Ertragseinbußen die Ernte unterdurchschnittlich ausfallen werde. An sehr feuchten Stellen seien die Wurzeln verfault, ein erhöhter Pilzbefall machte dem Getreide zusätzlich zu schaffen. Trageser betonte, dass die Aussaat im Herbst bereits unter feuchten Bedingungen erfolgt sei.

Wie kürzlich der Deutsche Wetterdienst berichtete, erlebte Deutschland den nassesten zwölfmonatigen Zeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 seit Messbeginn 1881. Im Zeitraum Juli 2023 bis Juni 2024 fielen nach Berechnungen des DWD gemittelt über Deutschland rund 1070 Litern pro Quadratmeter. Im Vergleich dazu beträgt der vieljährige Mittelwert der Referenzperiode 1961-1990 rund 789 Liter pro Quadratmeter im Jahr.

Auch in Erlensee wurde mit 815 l/m² im Jahr 2023 das zweitnasseste Jahr in der seit 1985 bestehenden Messreihe der Wetterstation Erlensee registriert. Nur 2001 war mit 825 l/m² noch niederschlagsreicher.

Gerade diese Witterungsbedingungen hätten die Landwirte wieder entsprechend herausgefordert, wie Trageser bezüglich der Wetterdaten betonte. Die Feuchte in Kombination mit steigenden Temperaturen habe auch das Risiko für Pilzbefall bei den verschiedenen Kulturen enorm steigen lassen.

Aufgrund unterschiedlicher Böden und klimatischer Bedingungen muss die Situation in den Altkreisen Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern differenziert betrachtet werden.

So berichtete Anke Eyrich von zum Teil guten Bedingungen. Die sandigen Böden ihrer Anbauflächen lassen keine Staunässe zu, so dass sie beim Hafer von doppelten Erträgen im Vergleich zu den letzten Jahren ausgehe. Insgesamt sei die Situation auch beim Mais gut, bei den Kartoffeln allerdings nicht, da aufgrund der Kraut- und Stängelfäule bei einigen Sorten ein Komplettausfall verzeichnet werden musste. Bei nicht betroffenen Sorten erwarte sie allerdings eine überdurchschnittliche Ernte. Die Gesamtbilanz sei dennoch abzuwarten. Die Qualität beim Spargel sei gut gewesen, die nassen Monate haben hier entsprechend geholfen.

Mark Trageser ergänzte, dass der Frost Mitte April nach den vorsommerlichen Bedingungen zum Monatsanfang insbesondere bei Erdbeeren in ungeschützten Freilandbeständen für erhebliche Einbußen sorgte.

(Tabelle: KBV)

Die Witterungsbedingungen waren jedoch nicht durchweg negativ. So ergab sich insgesamt betrachtet folgendes Bild:

Im Altkreis Hanau erwartet man beim Winterweizen, der vom Regen profitiert hat, gute Erträge. Auch beim Winterraps geht man von mindestens einer durchschnittlicher Ernte aus. Profitiert vom feuchtwarmem Wetter hat auch der Mais.

Aus dem Altkreis Gelnhausen werden gute Erträge beim Grünland berichtet. Die Bestände bei Zuckerrüben und Mais wurden positiv beurteilt. Die Wintergetreideernte lässt sich noch nicht bewerten, da die Auswirkungen des Frostes sehr unterschiedlich ausfallen.

Im Altkreis Schlüchtern erwartet man sehr hohe Erträge beim Sommergetreide, da sich dieses aufgrund der Niederschläge gut entwickeln konnte, was in den letzten zu trockenen Jahren gerade im Frühjahr nicht der Fall war. Insgesamt steht den viehhaltenden Betrieben aufgrund des witterungsbedingten guten Wachstums des Grases ausreichend Grundfutter zur Verfügung.

Sorgen bereitet den Landwirten aktuell der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP), von der der Main-Kinzig-Kreis allerdings bisher nicht betroffen ist:

Der erste ASP-Fall in Hessen war Mitte Juni bei einem Wildschwein im Kreis Groß-Gerau festgestellt worden. Seitdem findet in der Region eine großangelegte Kadaversuche statt, um ein sogenanntes Kerngebiet des Geschehens sowie eine Restriktionszone festzulegen. Elektrozäune entlang des Kerngebiets sollen die Wanderung infizierter oder erkrankter Tiere nach außen verhindern. Mehr als 7.500 Hektar wurden bereits von Teams mit speziellen Kadaversuchhunden und mit Drohnen abgesucht. Bislang wurden dabei 15 positive Fälle entdeckt. Vor kurzem wurde der Erreger der ASP erstmals in einem Hausschweinbestand nachgewiesen. Betroffen ist ein Betrieb mit neun Schweinen bei Biebesheim am Rhein (Kreis Groß-Gerau). Bei einer Kontrolle war dort bei einem Tier, das Krankheitssymptome aufwies, eine Blutprobe genommen worden. Die Tiere mussten unter tierärztlicher Aufsicht getötet werden.

Erhebliche Auswirkungen hätte ein positiver ASP-Fall auf die in einer dann einzurichtenden Restriktionszone befindlichen landwirtschaftlichen Betriebe.


So heißt es vom Hessischen Landwirtschaftsministerium (Auszug aus dem Maßnahmenkatalog):

Für Eigentümer, Bewirtschafter, Pächter oder Besitzer eines landwirtschaftlichen Grundstücks innerhalb der Restriktionszone wird die Nutzung der Flächen mit folgender Maßgabe eingeschränkt: Für die Dauer von zunächst 14 Tagen besteht in der offenen Landschaft ein Verbot der maschinellen Bewirtschaftung und Ernte mit Ausnahme des Weinbaus. Ausnahmen sind auf Antrag im Einzelfall möglich. Der Antrag ist schriftlich an die örtlich zuständige Veterinärbehörde zu stellen und hat neben den Adress- und Kontaktdaten des Antragstellers, das amtliche Kennzeichen des PKW (sofern genutzt), die Angabe der Fläche sowie den Antragsgrund zu enthalten.“

Für Menschen ist die Viruserkrankung ungefährlich, denn das Virus wird nicht auf Menschen übertragen. Die Seuche befällt stattdessen ausschließlich Haus- und Wildschweine. Für diese Tiere verläuft eine Infektion fast immer tödlich.

Auch alle Bürgerinnen und Bürger können bei der Eindämmung der ASP unterstützen: Weggeworfene Speisereste z. B. an Autobahnen oder Landstraßen werden von Wildschweinen gefressen und könnten die Ausbreitung der Seuche bedeuten. Bitte daher Speisereste nur in verschlossenen Müllbehälter wegwerfen!

Es ist wichtig, dass keine Beunruhigung der Wildbestände erfolgt, damit möglicherweise infizierte Wildschweine nicht in Bereiche vertrieben werden, in denen bisher noch keine infizierten Schweine vorhanden sind. Die Tierseuche könnte auf diese Weise immer weiter verschleppt werden. Dadurch würde sich der Bereich mit den infizierten Tieren ausweiten und die Seuchenbekämpfung erheblich erschwert werden. Die Beunruhigung von Wildschweinen muss deshalb unbedingt vermieden werden.

Freilaufende Hunde führen bei Wild immer zu einer Beunruhigung, weil es diese als mögliche Gefahr wahrnimmt. Das gilt auch dann, wenn es sich um Hunde handelt, die Wild nicht nachstellen. In der derzeitigen Situation werden alle Maßnahmen (u.a. Jagd- und Ernteverbote) ergriffen, um eine Beunruhigung der Wildschweine und damit deren Standortwechsel zu verhindern.

Natürlich stößt eine solche Leinenpflicht nicht immer auf Zuspruch. Im Sinne einer erfolgreichen Seuchenbekämpfung ist sie aber ein notwendiges Instrument. Zudem darf auch nicht vergessen werden, dass während der Brut- und Setzzeit in vielen hessischen Kommunen ohnehin eine Leinenpflicht besteht.


 

Die während des Erntegesprächs beschriebenen Auswirkungen der Witterung – sowohl in postiver als auch in negativer Hinsicht – stellen die üblichen Risiken dar, mit denen die Landwirte aufgrund ihrer Erfahrungen und ihrer langjährigen Naturbeobachtung gut umgehen können. Ein anderes Risiko für die üblicherweise weit vorausschauenden Planungen in der Landwirtschaft stellen Entscheidungen der Politik dar, die vor wenigen Monaten zu den deutschlandweiten Bauernprotesten führten. Inwieweit diese erfolgreich waren, stehe noch nicht fest, eine endgültige Bewertung müsse noch erfolgen, deutete Mark Trageser leicht pessimistisch an. Derzeit sei man mit der Ernte vollauf beschäftigt.

Abschließend wurde noch einmal bei der Bevölkerung um Verständnis gebeten, wenn in der Erntezeit Mähdrescher und Erntefahrzeuge unterwegs sind. Denn auch in diesem Jahr wird die Landwirtschaft mit ihrer Ernte – auch wenn sich die Erträge noch nicht ganz genau abschätzen lassen – zur Versorgung der Bevölkerung einen unschätzbaren Beitrag leisten.

 

Auf dem Titelfoto: Die Teilnehmer des Erntegesprächs (v.l.): Jens Pleger, Regionalleiter Raiffeisen Waren GmbH, Helmut Weider, KBV-Ehrenvorsitzender, Richard Uffelmann, KBV-Vorstandsmitglied, Anke Eyrich, Erlenseer Ortslandwirtin und KBV-Vorstandsmitglied, Henrik Held von der Abteilung Landwirtschaft im Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlichen Raum des MKK, Mark Trageser, KBV-Vorsitzender, Tobias Betz, KBV-Vorstandsmitglied, Katja Reul-Köhler, KBV-Vorstandsmitglied, Manuel Schneider, stellv. Vorsitzender KBV und Erika Bauscher

Bericht und Foto: Markus Sommerfeld

 

 

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