(ms/ea) – Rund 180 Interessierte, darunter Mitglieder des Fördervereins und fast der komplette Magistrat, nahmen am Dienstagabend an der Infoveranstaltung des Fördervereins Hallenbad Erlensee in der Erlenhalle teil, die mit teilweise sehr emotional geführten Redebeiträgen endete.
Bevor das ausgearbeitete Feinkonzept vorgestellt wurde, erläuterte der 1. Vorsitzende des Fördervereins, Heinz Müller, noch einmal die Historie vom Beschluss, das Hallenbad zu schließen, über den Auftrag der Stadtverordneten an eine Arbeitsgruppe (aus der heraus sich schließlich der Förderverein gegründet hatte), den Hallenbadbetrieb schnellstmöglich wieder zu ermöglichen, bis zur aktuellen Situation mit dem immer noch ausstehenden Gutachten.
Auszüge aus der Berichterstattung dazu:
29.11.22
8.12.22
1.4.23
26.6.23
⇒ www.erlensee-aktuell.com/2023/06/26/foerderverein-zum-erhalt-des-hallenbades-erlensee-gegruendet/
22.7.23
Aus dem bisherigen vom Förderverein erstellten Grobkonzept wurde nun ein Feinkonzept erarbeitet, welches ausführlich vom 2. Vorsitzenden des Fördervereins, Jochen Singer, erläutert wurde. Es erhält detailliert den Personalbedarf und die betriebswirtschaftliche Situation und untermauert diese mit Zahlen und Fakten.
Die Vorstellung des Feinkonzepts erfolgte zuvor auf verschiedenen Ebenen, zunächst in den einzelnen Fraktionen der im Erlenseer Stadtparlament vertretenen Parteien, und danach auf einer Info-Veranstaltung für Vereine, wie bereits berichtet wurde, und hier nachzulesen ist:
Das letztlich entscheidende Gutachten, welches von allen sehnlichst erwartet wird, sollte zunächst im Dezember vorliegen. Es sei jedoch unvollständig gewesen, da es das geforderte Ampelprinzip nicht enthielt, mit dem man beurteilen wolle, welche Maßnahmen dringend und welche nicht dringend seien. Jetzt soll es laut Aussagen von Bürgermeister Stefan Erb „in den letzten Zügen liegen“, wie Heinz Müller berichtete.
Was bisher feststehe, sei die Betonqualität, die völlig in Ordnung sei. Jetzt soll es noch um die Untersuchung der aus Holz bestehenden Deckenkonstruktion gehen, wie Müller weiter berichtete. Mehr wisse man nicht, alles andere seien Gerüchte. Er hoffe, dass Vertreter des Fördervereins bei der Vorstellung des Gutachtens durch die beauftragte Firma anwesend sein dürfe.
Er hob außerdem hervor, dass er die Stadtverordneten nicht für die damalige Entscheidung kritisiere, da diese auf den damaligen Angaben zu den Kosten gehandelt hätten. Andere Verlautbarungen wies er als Unterstellungen zurück. Die Aufgabe des Fördervereins, der schließlich im Auftrag der Stadtverordneten arbeite, sei es schließlich, bei der Frage der Betriebskosten eine völlig neue Situation zu erreichen, über die dann neu entschieden werden müsse. Diese liege nun mit dem Feinkonzept vor. Allerdings sei man derzeit noch völlig im Unklaren, wie das Ergebnis des Gutachtens hinsichtlich eines Sanierungsbedarfs, welches sich andauernd verzögere, ausfallen werde.
Das vorgestellte Feinkonzept soll vollumfänglich in Kürze auch auf der Homepage des Vereins unter www.foerderverein-hallenbad-erlensee.de nachzulesen sein.
Zum Ende der Veranstaltung thematisierte er einzelne vorgebrachte Bedenken, die bei den vorherigen Infoveranstaltungen vorgebracht worden seien.
So sei unter anderem auch das Thema „Grundsteuererhöhung“ angesprochen worden, ob eine solche für die Sanierung des Hallenbads nötig sei. Hier gab Müller zu bedenken, man müsse sich hierbei auch Gedanken machen, wie sich die gegenwärtig auf 29 Mio Euro – von denen allerdings noch 5 Mio Euro Förderung abgezogen werden können – gestiegenen Kosten der Rathaussanierung oder die Neugestaltung der Ravolzhäuser Straße, die seiner Meinung nach noch völlig in Ordnung sei, auf die Steuersituation auswirkten.
Erste Stadträtin Birgit Behr wies in einem Redebeitrag darauf hin, dass die vom Förderverein vorgestellten Zahlen erst einmal überprüft werden müssten und gab zu bedenken, dass hier in der Info-Veranstaltung 100 Leute seien, Erlensee aber 16000 Einwohner besitze, die bestimmt auch andere Prioritäten als das Hallenbad besäßen. Schließlich müsse das Stadtparlament über das Hallenbad entscheiden, wobei ihr von Heinz Müller erwidert wurde, dass bei der letzten Bürgerversammlung zum Rathaus lediglich maximal 15 Bürger anwesend gewesen seien.
Der Beitrag der Ersten Stadträtin war auch der Beginn einer hitzigen Debatte, bei der sich eine Bürgerin zu Wort meldete und berichtete, sie habe den Eindruck, Bürgermeister Stefan Erb zeige wenig Interesse am Hallenbad und wolle es nicht mehr öffnen. Durch die vielen Neubaugebiete würden mehr Familien mit Kindern nach Erlensee ziehen, die gerne schwimmen wollen. „Wie präsentieren wir uns eigentlich als Stadt?“ war dann Ihre Frage zum Abschluss ihres Redebeitrags, für den sie Applaus erntete.
Energisch widersprach daraufhin Stadträtin Lilian Siderius, die davon sprach, dass gerade der Bürgermeister das Hallenbad nicht schließen wollte und schließlich aufgrund der Kosten als Letzter dem Schließungsbeschluss zustimmte. Man solle nicht eine Spaltung betreiben sondern sich über die Sachlage informieren. Jeder Bürger könne an den öffentlichen Sitzungen der Gremien teilnehmen und sich dort eine Meinung bilden.
Nach weiteren lauten Redebeiträgen und Zwischenrufen meldete sich dann noch eine Seniorin zu Wort, die sich wünschte, mit ihren 91 Jahren die Wiedereröffnung des Hallenbades noch erleben zu können. Schließlich sei sie dort täglich geschwommen, was eine Wohltat für ihre Gesundheit gewesen sei.
Heinz Müller beendete die Info-Veranstaltung mit einem Plädoyer: „Engagieren Sie sich bitte in Vereinen und der Politik, bilden Sie sich eine eigene Meinung und rennen Sie nicht anderen hinterher“. Man müsse auch andere Meinungen aushalten, müsse reflektieren und Kompromisse finden, aber auch bestehende Krusten aufbrechen. Wer gewählt ist, mache dies übrigens für die Bürger und nicht für sich selbst, so wie die Stadtverordneten und auch der Förderverein alle Mitglieder ehrenamtlich und engagiert arbeiten. Die Gespräche bei den Fraktionen seien alle positiv verlaufen und man hoffe, bei der Vorstellung des Gutachtens durch die Gutachter dabei sein zu dürfen.
Nach der Veranstaltung wurden die Ausweise an die neuen Rettungsschwimmer übergeben, die kürzlich ihre Prüfung absolviert hatten und damit die Berechtigung erworben haben, als Wasseraufsicht für den Förderverein ehrenamtlich beim Schwimmbadbetrieb zur Verfügung zu stehen.
Auf dem Titelfoto: Einige Vereinsmitglieder und Unterstützer des Fördervereins
Bericht und Fotos: Markus Sommerfeld