(pm/ea) – Stark ersatzgeschwächt hat der TV Gelnhausen am 24. Spieltag in der 3. Handball-Liga Süd-West dank einer unglaublichen Aufholjagd aus einem eigentlich schon längst verloren geglaubten Spiel doch noch einen Punkt geholt.
Vor 300 Zuschauern im TSG-Sportzentrum trennten sich die TSG Haßloch und die Barbarossastädter 27:27 (17:13). Dabei holten die Rotweißen in den letzten neun Minuten einen sechs Tore-Rückstand auf.
Unter der Woche hatte die Grippewelle nahezu die gesamte Gelnhäuser Mannschaft erwischt. Neben den Langzeitverletzten Jannik Geisler und Fynn Hilb, fehlten den Barbarossastädtern in Haßloch somit Benjamin Wörner und Silas Altwein. Yannick Mocken und Alexander Bechert konnten zwar beim Spiel dabei sein, nahmen aber unter der Woche nicht am Training teil, bei Kapitän Jonathan Malolepszy reichte es wenigstens zum Abschlusstraining.
Auf der letzten Rille reiste man also nach Haßloch und Cheftrainer Matthias Geiger war zum kräftigen Improvisieren gezwungen. Phasenweise musste der Coach mit drei Kreisläufern in der Abwehr agieren. Max Bechert spielte im Angriff teilweise im rechten Rückraum. So hatte diese Gelnhäuser Mannschaft auch noch nie zusammengesielt.
Daraus resultierten ungewohnt viele technische Fehler insbesondere im ersten Durchgang. Aber mit einem unerschütterlichen Willen, Kaltschnäuzigkeit und der nötigen Klasse gelang dem TVG am Ende doch noch ein Punktgewinn, der sich hinterher wie ein Sieg anfühlte und durchaus noch wichtig sein könnte. Denn bei einer Niederlage wäre Haßloch, das auf dem ersten Abstiegsplatz rangiert, auf sechs Zähler an den TVG herangekommen. So sind es jetzt aber weiterhin acht Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone.
„Dank einer wahnsinnigen Charakterleistung haben wir aus einem hart umkämpften Spiel, in dem nicht viel zusammengelaufen ist, doch noch ein Unentschieden herausgeholt. Wir mussten viel wechseln und teilweise mit Kreisläufern im Rückraum spielen. Und dann so zurückzukommen und solche zehn Minuten abzuliefern, zeigt, was in der Mannschaft steckt. Sie hat unter unglaublich schlechten Voraussetzungen trotzdem den Schalter umgelegt. Ich bin wahnsinnig stolz auf die Jungs. Sie haben gegen eine Mannschaft, die im Abstiegskampf unbedingt gewinnen wollte, doch noch einen Punkt geholt. Wir sind damit heute sehr zufrieden“, lobte Geiger seine Mannschaft.
Trotz der vielen Ausfälle ging der TV Gelnhausen hochmotiviert in die Partie. Nach einem Punktgewinn für den TVG sah es dabei aber die meiste Zeit im Spiel nicht aus. Zwar gingen die Rotweißen in der dritten Spielminute durch ein Tor von Malolepszy mit 1:0 in Führung, dies sollte allerdings die einzige Führung des Gelnhäuser Teams in dieser Partie bleiben.
Die erste Hälfte war von vielen technischen Fehlern auf beiden Seiten und einer sehr guten Leistung des Haßlocher Torwarts Marco Bitz geprägt. „Neun technische Fehler auf unserer Seite und die vielen Paraden vom gegnerischen Torwart, haben es uns extrem schwer gemacht unseren Rhythmus zu finden“, sagte Geiger.
So geriet der TVG früh ins Hintertreffen und rannte nach elf Spielminuten erstmals beim Stande von 2:6 einem Vier-Tore-Rückstand hinterher. Trotz anhaltend vieler Ballverluste im Angriffsspiel und Schwierigkeiten bei der Sortierung gegen das schnelle Spiel der TSG Haßloch schaffte es die junge Gelnhäuser Mannschaft, sich im Verlauf der ersten Hälfte nicht entscheidend abhängen zu lassen und blieb wenigstens einigermaßen in Schlagdistanz. Mit einem Rückstand von 13:17 wechselte man die Seiten.
Zu Beginn der zweiten Hälfte bot sich den Zuschauern ein ähnliches Bild wie im ersten Durchgang. Weiterhin gab es viele technische Fehler und Paraden von TSG-Torhüter Bitz. Der Abstand zum Gegner vergrößerte sich für die Barbarossastädter dadurch und in der 39. Minute stand zum ersten Mal ein Sieben-Tore-Rückstand beim Stand von 15:22 zu Buche. Auch in der Folgezeit hielt Haßloch den TVG auf Distanz und nichts deutete darauf hin, dass an diesem Abend auch nur ansatzweise noch einmal Spannung aufkommen sollte.
Die Uhr zeigte 50:02 an als Philipp Alt zum 27:21 für die Gastgeber traf. Eine Vorentscheidung, dachten die meisten Zuschauer im TSG-Sportzentrum und trauten in der Folgezeit ihren Augen nicht. Plötzlich gelang dem TV Gelnhausen fast alles und der TSG Haßloch, die das Ergebnis nur noch verwalten wollte, kaum mehr etwas. Thimo Wagner netzte auf Rechtaußen ein, David wurde immer präsenter und Malolepzy übernahm einmal mehr Verantwortung. In der Abwehr wuchsen alle Spieler über sich hinaus und Julian Lahme hielt in der Crunchtime nicht nur einen Siebenmeter (56.), sondern lief auch sonst zu großer Form auf.
„Wir haben dann endlich die Bälle, die wir uns hinten erarbeitet haben, auch vorne verwerten können. Es war eine intensive Schlussphase, in der wir in den letzten zehn Minuten kein Gegentor mehr zugelassen haben. Die Abwehr ist sehr engagiert gewesen und Julian hat einige gute Bälle gehalten“, lobte Geiger die gute Abwehrleistung seines Teams.
In der 59. Spielminute traf David zum 27:27. In den hektischen letzten Sekunden der Partie hatte die TSG Haßloch die Gelegenheit doch noch als Sieger aus der Halle zu gehen. Max Bechert erhielt eine Zeitstrafe, Haßloch spielte den letzten Angriff gut aus, doch der letzte Wurf des Abends landete am Außennetz. Mit einem unglaublichen 6:0-Lauf in den letzten neun Minuten hat der TV Gelnhausen doch noch einen Punkt ergattert. Es folgte grenzenloser Jubel der Rotweißen, die wieder das Trikot von ihrem Tim Altscher auf der Bank dabei hatten.
Die besten Schützen für Gelnhausen waren bei dieser Aufholjagd Malolepszy und Wagner (jeweils 5 Tore). Auf Seiten der TSG Haßloch trafen Yannik Polifka und Yannick Muth ebenfalls fünf Mal.
Haßloch ist durch das Unentschieden auf einen Abstiegsplatz abgerutscht und muss weiter gegen den Abstieg kämpfen. Der TVG steht jetzt mit 23:25 auf dem achten Platz und spielt nächsten Samstag bei dem Tabellenelften mHSG Friesenheim-Hochdorf II.
Foto: PM