Kreis und 17 Kommunen arbeiten an Klimaanpassungs-Konzept

(pm/ea) – Eine immer größere Bedeutung erhalten Maßnahmen zur Klimaanpassung: Rathäuser und Parlamente werden sich in den kommenden Jahren intensiver mit der Frage beschäftigen müssen, wie sie ihre Bürgerinnen und Bürger vor solchen Wetterextremen besser schützen.

Der Main-Kinzig-Kreis und 17 Kooperations-Kommunen aus dem Kreisgebiet haben sich dafür zusammengetan und erstellen gemeinsam ein Klimaanpassungs-Konzept. Im April geht es in eine entscheidende Phase.

Aus Sicht der Ersten Kreisbeigeordneten und Umweltdezernentin Susanne Simmler hat die gemeinsame Arbeit an dem Konzept einen vielfachen Nutzen. „Wir sprechen hier über ein Thema, an dem in Zukunft keine politische Ebene vorbeikommt. Und eine besondere Verantwortung für schützenswerte Bereiche in den Stadt- und Ortsteilen hat die kommunale Ebene. Wenn wir die Kräfte bündeln, können wir mehr Pilotprojekte anstoßen und uns in vielen Bereichen dennoch die Arbeit teilen. Vor allem aber zahlt es sich für die Städte und Gemeinden aus, und zwar buchstäblich“, so Simmler. Denn: „Aller Voraussicht nach werden künftig nur noch die Maßnahmen durch die Bundesregierung gefördert, die in einem umfassenden Klimaanpassungskonzept vermerkt sind, also als Teil einer zusammenhängenden größeren Anpassungs-Strategie.“
Es gibt also gute Gründe für die Zusammenarbeit, bei der sich alle Beteiligten seit April vergangenen Jahres einbringen, gemeinsam Ideen weiterentwickeln und auch an eine pragmatische Umsetzung für die Kommunalpolitik denken. Fachlich unterstützt werden sie vom Institut für Klima- und Energiekonzepte (INKEK) aus Nordhessen. Das INKEK hatte zuvor bereits analysiert, wo es in den beteiligten Kommunen dringende Handlungsfelder für Klimaanpassungs-Projekte gibt.
Die nun erarbeiteten Maßnahmen sind vielfältig, von leicht umsetzbaren kleinen Dingen bis zu neuen Handlungsprinzipien für die Gestaltung öffentlicher Bereiche, von Gesundheits- über Wasser- bis hin zu Naturschutz, von der Beschattung öffentlicher Plätze an heißen Sommertagen bis hin zu Regenrückhalte-Kapazitäten bei Unwetter. Bei jedem Projekt geht es darum, die Auswirkungen der Erderwärmung für Mensch und Natur abzufedern.
Am inhaltlichen Teil des Konzepts erfolgt noch der Feinschliff. Im Rahmen zweier Workshops am 22. und 23. April treffen sich Kreis und Kommunen dazu ein vorerst letztes Mal. Auch da können noch Hinweise eingebracht und besprochen werden.
Die Federführung für das Gesamtkonzept liegt beim Klimateam des Main-Kinzig-Kreises. Tamara Rexroth, die die Workshops mit den Verwaltungen in den vergangenen Monaten begleitet und mitmoderiert hat, freut sich, dass die gemeinsame Strategie zur Klimaanpassung nun auf die Zielgerade einbiegt. „Bis zuletzt können die 17 Kommunen noch ihre Vorschläge und Hinweise einbringen. Je mehr Punkte wir einbauen, desto mehr Handlungsfelder halten wir uns auf der kommunalen Ebene für die nächsten Jahre offen“, erklärt Rexroth.
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz unterstützt den Main-Kinzig-Kreis dabei, ein solches Klimaanpassungs-Konzept zu erstellen. Es soll noch im Laufe dieses Jahres – nach der inhaltlichen Vorarbeit in der ersten Jahreshälfte – von den politischen Gremien behandelt und verabschiedet werden. Einmal in Kraft soll das Konzept als Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für zukünftige Projekte dienen. Es zeigt auf, welche Potenziale zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels bestehen und legt kurz-, mittel- und langfristige Ziele und Maßnahmen fest.
Die 17 teilnehmenden Kommunen sind Bad Soden-Salmünster, Biebergemünd, Birstein, Bruchköbel, Erlensee, Flörsbachtal, Freigericht, Hammersbach, Hasselroth, Jossgrund, Langenselbold, Neuberg, Rodenbach, Ronneburg, Schöneck, Sinntal und Wächtersbach. Wenn das Konzept vom Kreistag in einer der Sitzungen nach der Sommerpause verabschiedet worden ist, entscheiden die beteiligten Städte und Gemeinden vor Ort eigenständig über die Umsetzung der einzelnen Projekte, in eigener Verantwortung und mit eigener Prioritätensetzung.
Für den Landkreis gelten die Ziele dann ganz genauso. Für die Gebäudetechnik der Kreisverwaltung, für Baustandards in Schulgebäuden und die Gestaltung der Außengelände, für kühlende Bereiche in den Alten- und Pflegezentren, für Naturschutz-Maßnahmen, für Katastrophenschutz-Szenarien: Viele Ämter und Referate des Main-Kinzig-Kreises werden sich mit Fragen der Klimaanpassung noch eingehender beschäftigen als ohnehin schon.
Die Kommunen haben die Möglichkeit, nach dem Kreistagsbeschluss noch einen eigenen Beschluss in ihrem Parlament über die jetzt erarbeiteten Inhalte zu fassen. Damit bekräftigen sie zum einen den gemeinsamen Willen, Klimaanpassungs-Politik vor Ort zu forcieren. Zum anderen ist das formal die Voraussetzung dafür, um einen Antrag auf Anschlussförderung in der nächsten Förderphase stellen zu können. Und in dieser nächsten Förderphase winken stattliche Förderungen: Je nach geplanter Maßnahme und Förderprogramm heißt das, dass den Kommunen bis zu 90 Prozent der Kosten erstattet werden. Das Klimaanpassungs-Konzept für den Main-Kinzig-Kreis und die 17 kooperierenden Kommunen bietet damit eine gute Ausgangsbasis, um in den kommenden Jahren zahlreiche Projekte umzusetzen.
In Sachen Klimaschutz und Klimaanpassung unternehmen die Kommunen und der Kreis schon jetzt einiges, wie Katrin Hess, Leiterin des Amts für Umwelt, Naturschutz und ländlicher Raum betont. In ihrem Amt ist das Klimateam des Kreises beheimatet. „Es muss aber weitergehen. Viele dieser weiteren Etappen können schneller bewältigt werden, wenn das Klimaanpassungs-Konzept steht und in Kraft ist. Denn dann liegt eine einheitliche und zielgerichtete Strategie vor, die von vielen Kommunen getragen wird. Das hat es so bisher im Main-Kinzig-Kreis nicht gegeben“, so Hess. Die öffentliche Förderung seitens des Bundes werde es zudem leichter machen, Projekte schon in Kürze in Angriff zu nehmen.

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