(pm/ea) – Mit beeindruckender Präzision manövriert der Baggerfahrer die schwere Baggerschaufel aus einer gegrabenen Mulde entlang eines Forstweges im Staatswald zwischen Nieder- und Oberrodenbach. Der Erdaushub der Baggerschaufel wird zielstrebig entlang der Ränder dieser Mulde abgeladen und als Kleingewässerdamm eingearbeitet.
Revierleiter Nils Koch und Funktionsförster für Naturschutz Claus Keller vom Forstamt Hanau-Wolfgang erfreuen sich am Anblick des neugeschaffenen Tümpels. Eine von insgesamt über 40 geplanten Sickermulden ist hier entstanden.
„Schon seit Jahren beobachten wir die sommerliche Trockenheit im Wald mit großer Sorge“, so der 30-jährige Revierleiter Koch. „Insgesamt ist der Niederschlag während der Sommerzeit in den letzten Jahren zu gering. Wir sehen regelrecht, dass die Bäume im Sommer großen Durst erleiden. Wenn es dann mal regnet, handelt es sich oft um Starkregenereignisse.“ Diese Wassermassen können dabei vom sommerlich ausgetrockneten Boden nicht in ausreichender Menge aufgenom-men werden. „Das meiste Wasser fließt dann einfach weg. Flora und Fauna des Waldes gehen leer aus“, beobachtet Keller. Im Forstamtsbereich werden Gegenmaßnahmen immer wichtiger „Wir baggern an geeigneten Hanglagen Sickermulden und Grabentaschen aus. Dort kann sich das Wasser bei Starkregen sammeln und im Wald versickern “, erklärt der Fachmann.
Die Vorteile liegen auf der Hand: „Den Waldbäumen steht das Wasser länger und in größerem Umfang zur Verfügung. Außerdem ist die Kühlwirkung des Waldes insbesondere im Sommer gewährleistet. Die geschaffenen Kleingewässer dienen gleichzeitig als zusätzliches Biotop für Amphibien- und Libellenarten. Die beiden Förster behalten bei allem aber auch die Ökosystemdienstleistung des Waldes im Blick. „Der Wasserrückhalt im Wald verringert die Hochwasser- und Sturzflutgefahr und spart den Kommunen teure Hochwasserschutzmaßnahmen. Die Wälder verringern Hochwasserschäden in besiedelten Bereichen und an Brückenbauwerken“, erklärt Revierleiter Koch, der auch in der freiwilligen Feuerwehr aktiv mitwirkt und bereits etliche Keller nach starkem Regen auspumpen musste.
Im Forstamt Hanau-Wolfgang sind deshalb auch im Staatswald Gelnhausen-Höchst weitere Baggereinsätze geplant. „Die Spessarthänge sind noch etwas steiler und die Fließgeschwindigkeiten des Wassers nochmal spürbar höher. Deshalb ist das Wasserrückhaltepotential besonders hoch einzuschätzen“, führt Keller ergänzend aus.
Hintergrund
Die Naturschutzleitlinie für den hessischen Staatswald sieht flächendeckend die Ausschöpfung des Wasserrückhaltepotentials vor. Wegen der hohen Bedeutsamkeit von Kleingewässern für den Naturschutz hat sich das Forstamt Hanau-Wolfgang im übrigen für eine Habitatpatenschaft für Kleingewässer entschieden.
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