(pm/ea) – Gelnhausen ist einfach eine Handballstadt durch und durch. Davon konnten sich die 1200 Zuschauer in der vollen Rudi-Lechleidner-Halle einmal mehr überzeugen.
Vor diesem stimmungsvollen Rahmen lieferten sich zwei Tage vor Weihnachten der TV Gelnhausen und die HSG Rodgau Nieder-Roden ein nervenaufreibendes Derby, das am Ende die Barbarossastädter mit 27:26 (14:16) für sich entscheiden konnten. Damit feiert der TVG im vorgezogenen ersten Rückrundenspiel den dritten Sieg in Folge und hat sich mit nunmehr 15:17 Punkten ins Tabellenmittelfeld hochgearbeitet.
„Die Jungs waren von Anfang an hellwach und haben klasse umgesetzt, was wir in der Woche besprochen haben. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit vielen kämpferischen Situationen auf beiden Seiten und ein würdiges Spiel für diese Kulisse. Der Sieg war extrem wichtig für die Moral und die Jungs haben sich den Erfolg verdient. Es war letztlich eine geschlossene Mannschaftsleistung. Jeder hat seinen Teil zum Sieg beigetragen“, sagte Gelnhausens Cheftrainer Matthias Geiger.
Der TVG legte los wie die Feuerwehr. Zweimal Leon David, Jonathan Malolepszy mit zwei verwandelten Siebenmetern und Benjamin Wörner brachten den Gastgeber nach acht Minuten mit 5:1 in Führung und sorgten dafür, dass die Hölle Süd gleich zu Beginn an auf Betriebstemperatur war.
Doch in der Folgezeit demonstrierten die Gäste aus dem Rodgau, warum sie sich in dieser Saison zur Spitzenmannschaft entwickelt haben. Angefeuert von rund 100 Fans aus dem Rodgau holten sie den frühen Rückstand nach und nach auf. Mit drei aufeinanderfolgenden Treffern innerhalb von 85 Sekunden verkürzten sie bis zur zwölften Minute auf 5:6.
In der Folgezeit lieferten sich beide Teams ein Duell auf Augenhöhe, in dem kein Team mit mehr als zwei Toren davonziehen sollte. Um jeden Millimeter wurde gekämpft, ohne dabei die Grenzen der Fairness zu überschreiten. Nicht zuletzt dank eines stark aufspielenden Keepers Marco Rhein konnte sich Nieder-Roden bis zur Pause leicht absetzen und ging mit einer 16:14-Führung in die Kabine.
Doch der TV Gelnhausen kehrte entschlossen aufs Parkett zurück und verzichtete dieses Mal auf seinen Durchhänger nach Wiederanpfiff. Im Gegenteil: Fynn Hilb und Tim Altscher trafen schnell zum 16:16-Ausgleich. Erneut konterten aber die Gäste und zogen auf 20:18 nach 39 Minuten davon.
Dann brachte Cheftrainer Geiger überraschend Kapitän Jonathan Malolepszy aufs Feld. Der Spielmacher war nach langer Verletzungspause zwar zuletzt im Kader, trat aber nur zu den Siebenmetern an. Nun war er plötzlich wieder mittendrin im Geschehen und sorgte für einen zusätzlichen Motivationsschub bei seinen Teamkollegen und nicht zuletzt auch beim TVG-Angang.
Die Barbarossastädter erzielten drei Tore in Folge und gingen in der 44. Minute durch einen kuriosen Treffer von Silas Altwein seit längerer Zeit wieder in Führung. Seinen Wurf konnte Rhein zwar parieren, doch der Ball hatte so viel Drall, dass er nach dem Aufspringen von alleine den Weg ins Tor fand. Die Zuschauer hielt es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf ihren Sitzen und die Spannung war förmlich zum Greifen.
Und so näherten sich beide Teams allmählich der Crunchtime, die es dann noch einmal so richtig in sich haben sollte. Hilb traf in der 56. Minute zum 27:26, In den folgenden viereinhalb Minuten hatte der TVG drei Mal die Möglichkeit den Sack zuzumachen, scheiterte aber immer wieder am starken Rhein. Doch auch Alex Bechert, der im zweiten Durchgang Julian Lahme im TVG-Tor ersetzte, zeigte sich von seiner allerbesten Seite. So dass es letztlich beim vielumjubelten 27:26 für die Rotweißen blieb. Es folgte grenzenloser Jubel in rotweiß.
„Die Schlussphase war hitzig. Die Abwehrreihen haben gestanden und beide Mannschaften haben im Angriff Fehler gemacht. Und dann hatten wir endlich einmal auch das Glück auf unserer Seite“, sagte Geiger. Mit jeweils sieben Toren waren David und Hilb die erfolgreichsten Schützen für den TVG, während Nils Hassler mit sechs Treffern für die Gäste am treffsichersten war.
„In den letzten Spielen ist bei uns die Konstanz zurückgekehrt. Wir hoffen jetzt natürlich, dass wir das im nächsten Jahr bestätigen können“, sagte Geiger. Der TV Gelnhausen hat nun bis zum 27. Januar spielfrei. Dann muss das Team bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen antreten. Das nächste Heimspiel steigt am 3. Februar, dann ist der TuS 1882 Opladen zu Gast in der Rudi-Lechleidner-Halle.
Eine schöne Geste passend zur Weihnachtszeit gab es noch nach dem Spiel. TVG-Hallensprecher Carsten Ullrich bat Gäste-Keeper Marco Rhein, der seine Karriere nach der Saison beenden wird, aufs Podium und übereichte ihm zum Abschied eine TVG-Weihnachtstasse ebenso wie Jan Redmann. Der langjährige Trainer von Nieder-Roden wird ebenfalls kürzertreten. Beide zeigten sich als echte Sportsmänner und bedankten sich bei den Zuschauern, auch wenn es in ihrer langen Karriere in Duellen mit dem TVG hin und wieder mal etwas hitziger zur Sache gegangen war.
Foto: Roland Adrian