(pm/ea) – Sechs Erzieherinnen und Erzieher des insgesamt 16-köpfigen Teams der Kita Sonnenwiese haben Anfang dieser Woche ihre Kündigungen eingereicht. Unter denjenigen, die die Einrichtung auf eigenen Wunsch verlassen wollen, ist auch das Leitungsteam.
Für die Stadtverwaltung bedauert Bürgermeisterin Sylvia Braun diese Entwicklung ausdrücklich. Mit den Erfahrungen nach den Weggängen aus den Kitas Südwind und Wirbelwind hatte die Verwaltung eigentlich seit geraumer Zeit gemeinsam mit dem Sonnenwiese-Team an Lösungsmöglichkeiten für Probleme innerhalb der Kita gearbeitet. An der Kita Sonnenwiese (vormals Kita Ost) werden rund 120 Kinder betreut, davon 24 in zwei U3-Gruppen.
Hinsichtlich der nachvollziehbaren Sorgen der Elternschaft betont die Bürgermeisterin, dass sich dank der Kündigungsfristen vorerst nichts im Kita-Alltag oder an den Öffnungszeiten ändern wird. Aufgrund der permanenten Bemühungen der Stadt, neues Kita-Personal zu rekrutieren, zeigen sich die Verantwortlichen zuversichtlich, baldmöglichst Ersatz für die scheidenden Mitarbeiterinnen zu finden. Der Gesamtelternbeirat der Kitas der Stadt wurde von der Bürgermeisterin persönlich direkt am Montag über die anstehenden Kündigungen informiert. Außerdem haben im Stadthaus schon konstruktive Gespräche mit dem Elternbeirat der Kita Sonnenwiese stattgefunden, um gemeinsam diese herausfordernde Situation zu meistern. Die Bürgermeisterin: „Wir arbeiten weiterhin mit Hochdruck an Lösungen, planmäßig fangen bereits zwei neue Erzieherinnen schon im Januar in Sonnenwiese an.“
Nochmals betont die Verwaltungschefin, dass es sich bei solchen Gruppen-Kündigungen im Kita-Bereich um ein Phänomen handelt, mit dem Kommunen im gesamten Bundesgebiet konfrontiert werden. Aufgrund des Fachkräftemangels ist der pädagogische Bereich ein Arbeitnehmermarkt geworden, auf dem starke Fluktuationen mittlerweile die Regel sind. Insgesamt bekommt die Stadt aus allen Einrichtungen überwiegend positives Feedback zum Thema Wertschätzung, Entscheidungsfreiheit und Personalplanung, so die Bürgermeisterin, die
zweiwöchentlich an den Leitungsrunden teilnimmt und die Teams in den Kitas regelmäßig besucht, um die Stimmung vor Ort aufzufangen und für Sorgen und Nöte ansprechbar zu sein.
Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen allein in Hessen insgesamt 41.200 Kita-Plätze, um den Bedarf der Eltern zu decken. Diese Studie schlägt für den enormen Personalmangel in diesem Bereich zum Beispiel die Gewinnung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern für den Erzieherberuf vor. Das wird in Bruchköbel bereits praktiziert. Außerdem, so die Bertelsmann-Stiftung, wäre eine Anpassung der Kita-Öffnungszeiten auf sechs Stunden täglich eine mögliche Maßnahme. Andere Untersuchungen sprechen davon, dass bundesweit sogar bis 20230 mit bis zu 230.000 fehlenden Fachkräften gerechnet werden muss.
„Die Kita-Krise ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Lösungen im Sinne der Kinder und Familien können nur gefunden werden, wenn alle – Verwaltungen, Arbeitgeber, Erzieher und Erzieherinnen sowie Eltern – an einem Strang ziehen“, appelliert die Bürgermeisterin an alle Beteiligten. Und sie fordert weiterhin von Bund und Land eine größere finanzielle Unterstützung der Kommunen im Kita-Bereich sowie eine Reform der Erzieher-Ausbildung.