Der Leserbrief von Harald Munk über die Betrachtung einer weiterführenden Wasserwirtschaft für Neuberg, soll nach dem Leserbrief über eine beginnende Wasserwirtschaft in Neuberg, welcher sich vorwiegend mit der Nutzung von Regenwasser auseinander gesetzt hat, nun die Abwasserseite betrachten.
Hier soll wieder eine Grundannahme zuvorderst genannt werden. Der Wert der installierten Wasserinfrastruktur (Wasserversorgungs- und Entsorgungseinrichtungen) in Deutschland sind im Durchschnitt 1500 Euro pro Einwohner wert. Bei rund 5600 Einwohnern in Neuberg sind dies etwa 8,4 Mio. Euro. Inwieweit sich diese Zahl teilen lässt, in die hier betrachtete Abwasserinfrastruktur und die vorher betrachtete Wasserversorgung, ist mir leider unbekannt. Erstaunlich ist aber, dass das Abwasserkanalnetz in Neuberg schon lange als wohl sehr sanierungsbedürftig dargestellt wird, was auch den übergreifenden Betrachtungen in Deutschland entspricht, aber gleichzeitig nur sehr volatile Beträge in die Erhaltung und Sanierung der Kanalsysteme investiert oder eingeplant werden. So kein Kapital im Jahr 2020, 55.000 Euro in 2021, 420.000 Euro in 2022 und 150.000 Euro jeweils als Planansatz in 2023, 2024 und 2025. Konkret geplante Maßnahmen scheinen hier in den pauschalen Planzahlen nicht anzustehen. Abgeschrieben werden aber im Jahr Werte von meist über 250.000 Euro im Jahr, was auf einen dauerhaften Substanzverlust in der Wasserentsorgungsinfrastruktur hinweist.
Eine Tatsache ist aber, dass die uns bekannte Art Abwasser zu sehen seit etwa 170 Jahren ähnlich vonstatten geht. Natürlich und zum Glück hat sich die Behandlung von Abwasser erheblich von den Rieselfeldern vor den Gemeinden hin zur Klärtechnik verändert, wir sehen aber noch zu gering die Möglichkeiten, welche die Inhaltsstoffe im Abwasser an Energie und Nutzstoffen mit sich führt. So ist Abwasser für uns nur ein Kostenfaktor und mögliche erzielbare erhebliche Einnahmen werden von uns mit weggespült. Eine bedarfsgerechte Nutzung von Abwasser und seinen Stoffen kann heute mit moderner auf einfacher Grundlage entwickelten Filtertechniken und angepassten biologischen Prozessen erreicht werden. So setzt sich in der Wissenschaft auch zunehmend ein Denken fort, welches eine natürliche kostenlose Wasserreinigung überträgt auf die Bedürfnisse einer technisierten Gesellschaft. Ein erster Schritt ist hier schon die Trennung von wertvollem Regenwasser und Schmutzwasser, wie dies im Leserbrief zur beginnenden Wasserwirtschaft in Neuberg dargestellt wurde. Gerade große Mengen Regenwasser erschweren die Abwasserreinigung und führen zu höheren Kosten. Transportwege von Abwasser und sonstigen Abfällen sollte vermieden werden, und so sollte die Abwasserbehandlung wieder in die Verantwortung der Gemeinde Neuberg überführt werden. Dies hätte auch den Vorteil, dass eine neue Art der Abwasserbehandlung angedacht werden könnte. Nur wer die Art der Behandlung von Abwasser kontrolliert, kann auch die Kosten und mögliche Einnahmen kontrollieren. Betreiben wir Abwasserwirtschaft wie bisher weiter, ist es heute schon abzusehen, dass die Kosten der Abwasserbehandlung in den bisherigen konventionellen Anlagen stark steigen werden, auch wenn dies in der Haushaltsplanung in Neuberg noch nicht abgebildet ist. Abwassergebühren sind Benutzungsgebühren und werden so erheblich steigend auf den Bürger umgelegt werden.
Moderne (oder eher alte aufgearbeitete) Techniken machen es nun möglich zwei Abfallsysteme miteinander zu verbinden um hierdurch Kosten der Daseinsvorsorge zu reduzieren und sogar Gelder für ein Gegenwirken zu Kostensteigerungen zu generieren. So lassen sich aus Abwässern Biomasse gewinnen mit großem Energiegehalt, der als erster Baustein als Biogas abgeschöpft werden kann. Integrierbar in ein solches System wäre eine Eigenverwertung des anfallenden Biomülls in der Gemeinde. Die Entsorgungskosten für Müll sind in der Gemeinde Neuberg gerade stark gestiegen. Dies wird nicht die letzte starke Steigerung gewesen sein. Der Biomüll in den braunen Tonnen macht einen erheblichen Teil unserer Abfallentsorgungskosten (insgesamt immerhin angesetzten 700.000 Euro in 2024) aus. Aus beidem, den Abwasserrückständen und dem Biomüll könnte Biogas im selbem Verfahren gewonnen werden. Das Biogas kann wieder zur Energieversorgung in der Gemeinde eingesetzt werden. Gleichzeitig entsteht bei der natürlichen Verwertung von Biomasse Prozesswärme. Die Prozesswärme wiederum könnte unter anderem dazu genutzt werden, um den Grünschnitt in der Gemeinde zu trocknen und weiter zu Festbrennstoffen zu veredeln. Diese wiederum können ebenfalls zur Energieversorgung der Gemeinde genutzt oder verkauft werden. Überschüssige Biomasse aus der Biovergasung können weiter und technisch einfach zu natürlichen Düngemitteln verarbeitet werden. Auch hierdurch kann eine Kostendeckung der Daseinsvorsorge geschaffen werden. Zugegeben wirkt diese Darstellung etwas komplex, bei genauer Betrachtung ist dies alles aber gar nicht so kompliziert, da die einzelnen Schritte nach und nach angegangen werden können.
Bei der Nutzung der Restmengen der Biomasse aus der Biovergasung sollte aber ein Einwand des Landes Bayern noch näher betrachtet werden, da das Land Bayern teils von Umweltbelastungen durch Medikamentenrückständen in den Klärbiomassen ausgeht. Hierüber wäre weiter sehr tief fachlich nachzudenken. Dies muss Fachleuten überlassen werden.
Durch Nutzung und Kombination unserer Abfälle und Abwasser könnten aber große Teile der Kosten der Entsorgung durch geschicktes gestalten anderweitig als durch Gebührenerhebung mittels nützlichem Einsatz gedeckt werden.
Bleiben wir auf dem gegenwärtigen Trend immer mehr und immer tiefer alle Bereiche des Lebens zu verwalten anstatt zu gestalten, sollte uns allen gewahr sein, dass die Kosten für das Leben in Deutschland erheblich in allen Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge steigen werden. Stetiges Zuwarten ist eine ökonomisch gefährliche Option.
Harald Munk
Neuberg
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