(pm/ea) – Was als wegweisendes Kooperationsmodell begonnen hat, konnte dieser Tage ein bemerkenswertes Jubiläum feiern: Ein Vierteljahrhundert gehen beim „Hanauer Modell“ Stadt- und Landespolizei gemeinsam auf Streife.
„Diese effektive Zusammenarbeit stärkt maßgeblich das Sicherheitsgefühl unserer Bürgerinnen und Bürger“, sieht Stadträtin Isabelle Hemsley in dem einstigen Pilotprojekt eine echte Erfolgsgeschichte. „Skepsis und Berührungsängste haben sich inzwischen längst erledigt, im Gegenteil hat sich das Hanauer Modell in der Förderung des Kontakts und des Austauschs bewährt. Es repräsentiert gleichzeitig den gemeinsamen Auftrag beider Institutionen, als Ansprechpartner im Bereich Sicherheit und Ordnung für die Stadtgesellschaft zu fungieren.“
Auch die Leitende Kriminaldirektorin Ute Jacobs, seit Mai Leiterin der Polizeidirektion Main-Kinzig, lobt im Gespräch mit der Ordnungsdezernentin die bewährte Kooperation, die sich nach ihren Worten im Verlauf der 25 Jahre zu einem strukturierten, effektiven und essenziellen Instrument für die Sicherheit und das Wohlbefinden der Hanauerinnen und Hanauer entwickelt hat. „Von einer solchen Zusammenarbeit profitieren beide Seiten auch dadurch, dass sich aus dem persönlichen Kontakt ein direkter Draht entwickelt, der es ermöglicht, eventuelle Probleme und Herausforderungen schnell und unkompliziert zu lösen.“ Daneben sei es im Alltag auch durchaus hilfreich, „wenn man sich kennt und Einblicke in die Arbeitssituationen des anderen hat“.
Dabei war die Idee einer gemeinsamen Fußstreife im Jahr 1998 keineswegs unumstritten. Bedenken und Vorbehalte gab es sowohl auf Seiten der Landespolizei als auch im Ordnungsamt, wo die damals noch unter der Bezeichnung „Hilfspolizisten“ laufenden Mitarbeiter angesiedelt waren. Letztlich überwog die Einsicht, dass eine stärkere Präsenz im Straßenbild im Interesse aller Beteiligten war und ist, so dass schließlich mit einem großen Pressetermin der Startschuss für das Projekt fiel. Der erste Zwischenbericht, der nach einem halben Jahr vorgelegt wurde, fiel so positiv aus, dass die Zweifel sich allmählich legten.
Heute drehen die Doppelstreifen des „Hanauer Modells“ fünf Mal pro Woche ihre Runden. Dabei fällt nach der Einführung der neuen Uniformen bei der Stadtpolizei Hanau kaum mehr ins Auge, was das Besondere an der Streife ist. Nur der sehr aufmerksame Blick auf den reflektierenden Schriftzug auf dem Rücken der Schutzweste verrät, dass hier Stadt- und Landespolizei gemeinsam für Sicherheit und Ordnung sorgen.
Schwerpunktmäßig zeigen die immer zu zweit Streife laufenden Polizistinnen und Polizisten Präsenz in der Hanauer Innenstadt sowie im Tümpelgarten, in Kesselstadt, am Hauptbahnhof und am Hauptfriedhof sowie in Großauheim auf dem Rochusplatz, im Bereich der Jakobuskirche und des Mainufers sowie in Mittelbuchen.
Dass nahezu jeden Tag ein gemeinsames Team eingeteilt werde, so Ordnungsdezernentin Hemsley, sei wichtig, denn die sicht- und spürbare Präsenz im öffentlichen Raum lasse sich durch flankierende Maßnahmen wie die Videoüberwachung oder die mobile Stadtwache hervorragend ergänzen, aber nicht ersetzen. „Deshalb haben wir auch den weiteren Ausbau der Personalausstattung bei der Stadtpolizei um insgesamt neun Stellen fest eingeplant.“
An einem Beispiel verdeutlicht schließlich Thorsten Wünschmann, Leiter des Ordnungsamts und damit Chef der Stadtpolizei, wie neben dem positiven Effekt einer verstärkten Präsenz im öffentlichen Stadtbild auch in der konkreten Alltagsarbeit Synergieeffekte auftreten. „Die Stadtpolizei ist häufiger im Stadtgebiet unterwegs und verfügt so über ein umfassendes Wissen über auffällige Personen. Als die Landespolizei ein Täterbild identifiziert hatte, aber weder den genauen Aufenthaltsort und noch die Personalien kannte, konnte die Stadtpolizei unterstützen und schnell feststellen, um wen es sich bei der gesuchten Person handelte. Dank dieser Kooperation war eine zeitnahe Bearbeitung des Falls möglich geworden.“
Foto: Stadt Hanau