(ms/ea) – Bei der Bürgerversammlung am Mittwochabend im kleinen Saal der Erlenhalle waren neben mehreren politischen Mandatsträgern und dem fast vollständig erschienenem Vorstand des Fördervereins Hallenbad Erlensee nur wenige Bürger anwesend. Auf der Tagesordnung standen Kindergartenneubau, Rathaussanierung und Innenstadtentwicklung, aber auch das Thema Hallenbad war allgegenwärtig.
Über die Kernsanierung des Rathauses referierten Architekt Hans Pätzold vom Architekturbüro Pätzold Kremer und Lukas Lindlar, Leitender Projektmanager beim Projektsteuerungsbüros Hitzler Ingenieure.
Derzeit befinde man sich noch in der Entwurfsphase, im ersten Quartal 2024 soll mit der Ausschreibung begonnen werden. Sichtbar für die Erlenseer Bürger wird die Sanierung dann Anfang des zweiten Quartals mit der Einrichtung der Baustelle, bis Ende des Jahres soll die Entkernung sowie der Abriss des Gebäudebereichs mit dem Stadtverordnetensaal und dem Bürgerbüro erfolgen. Danach erfolgt Sanierung und Neubau des Rathauses. Hierfür wurde eine Bauzeit von rund 2,5 Jahren genannt.
Während das Rathaus kernsaniert wird, soll der Gebäudebereich mit Bürgerbüro und Sitzungssaal abgerissen und neu gebaut werden. Dieser Neubau wird mit dem dann sanierten Verwaltungsbereich eine Einheit bilden, so dass das Projekt als Ganzes den Namen „Kernsanierung mit Anbau“ trägt.
Der Neubau beinhaltet unter anderem den Sitzungssaal und das Trauzimmer sowie das Bürgerbüro. Das Rathaus wird 66 Büroräume, 5 Besprechungsräume und ein Fraktionszimmer sowie die Räume für den Polizeiposten beinhalten.
Derzeit geht man von Baukosten in Höhe von 29 Mio Euro aus. Nach Berücksichtigung von hier erwarteten Zuschüssen aus Förderungen von rund 5,4 Mio reduzieren sich die Baukosten dann auf 23,6 Mio Euro. Diese Zuschüsse sollen im kommenden Jahr beantragt werden und seien trotz der Kürzungen im Bundeshaushalt sicher, wie vorgetragen wurde.
Nach der Grundsatzentscheidung im Erlenseer Parlament im November 2021 ist die damals veranschlagte Investitionssumme (ohne Berücksichtigung von Zuschüssen) von damals 16 Mio auf die nunmehr prognostizierte Summe von 29 Mio Euro angestiegen. Dazu wurde im Vortrag ausgeführt, dass sich die Kostensteigerungen zum einen durch eine Fehleinschätzung bei der Erstellung der Machbarkeitsstudie durch ein anderes Architekturbüro in Höhe von 2 Mio Euro ergeben hätten und sich zum anderen aus Baupreissteigerungen sowie Mehrkosten beim Energie- und Wärmekonzept ergeben. Außerdem seien weitere Büros und Besprechungsräume für Schiedsamt, Ortsgericht und Fraktionen geplant worden.
Auf die Frage eines Bürgers, ob denn der Beton des Rathauskerns für eine Sanierung noch so stabil sei oder doch noch ein kompletter Abriss und Neubau nötig werde, antwortete Bauamtsleiter Wolfgang Ritterhauß, dass diesbezügliche Bohrungen und Prüfungen der Pfeiler erfolgt seien und die Bausubstanz „erst einmal gut aussieht“.
Nach dem Auszug der Mitarbeiter im Januar 2024 soll dann nach den derzeitigen Planungen im Laufe des Jahres 2027 der Wiedereinzug erfolgen.
Kindergartenneubau
Über den Fortschritt beim Bau des Kindergartens und Jugendzentrums in der Fröbelstraße informierte Architekt Jörg Himmler vom Architekturbüro b15 und zeigte anhand von Fotos die aktuelle Baustellensituation, die derzeit voll im Plan liege. Aktuell gehe man von Gesamtkosten in Höhe von 9 Mio Euro aus.
Nach Fertigstellung des vierzügigen Kindergartens können dann wieder der zur Zeit in Containern untergebrachte Ev. Kindergarten in die Fröbelstraße umziehen sowie das TKJE die neuen Räume beziehen.
Zur allgemeinen Situation der Kinderbetreuung wurde unter anderem die Frage gestellt, ob die nach Fertigstellung des Kindergartens dann vorhandenen Betreuungsplätze ausreichend seien, insbesondere vor dem Hintergrund der weiteren Ausweisung von Wohngebieten. Diesbezüglich wurde das frühere Gelände der Imkerei Ullmann sowie der Bereich der neuen Grundschule im Langenselbolder Weg sowie der Wegfall des Bienenwalls mit weiteren Baugrundstücken genannt.
Bürgermeister Stefan Erb erläuterte hierzu, dass man von den genannten Bereichen Imkerei Ullmann sowie bei den Grundstücken angrenzend an die geplante Grundschule nicht von Wohngebieten sprechen kann, da hier lediglich wenige Wohnhäuser entstehen. Erlensee habe aktuell genügend Kinderbetreuungsplätze. „Die Verdichtung im Inneren der Stadt beschert uns allerdings nach wie vor Wachstum beim Wohnraum“, so der Bürgermeister. Im gerade in der Abstimmung befindlichen neuen Regionalen Flächennutzungsplan seien neue Wohngebiete beantragt, darunter auch der Bereich des heutigen Bienenwalls. Ob dann allerdings die Stadtverordnetenversammlung nach Inkrafttreten des neuen Regionalen Flächennutzungsplans einer Bebauung zustimmen wird, kann derzeit nicht vorhergesagt werden. „Im Moment sind wir weit davon entfernt, neue Baugebiete auszuweisen“, so Bürgermeister Stefan Erb.
Innenstadtkonzept
Bauamtsleiter Wolfgang Rittershauß gab abschließend noch einen Ausblick, wie es in Sachen Innenstadtentwicklung und dem Förderprogramm „Zukunft Innenstadt“ weitergeht. Alle Informationen dazu sind unter www.erlensee.de/innenstadt abrufbar.
Mit einer Vorkaufsrechtsatzung möchte sich die Stadt die Möglichkeit einräumen, vor der Veräußerung eines Grundstücks an andere dieses selbst zu erwerben zum Zweck der städtebaulichen Entwicklung. Hierüber soll im neuen Jahr in der Stadtverordnetenversammlung beraten und die entsprechenden Beschlüsse gefasst werden. In diesem Zusammenhang sprach Bürgermeister Stefan Erb auch von der Möglichkeit, die Bildung einer Stadtentwicklungsgesellschaft zu prüfen.
Hallenbad
Obwohl nicht explizit auf der Tagesordnung, spielte das Thema Hallenbad dennoch eine Rolle, zumal auch diesbezügliche Fragen von Vorstandsmitgliedern des Fördervereins Hallenbad gestellt wurden. Heinz Müller, Vorsitzender des Fördervereins, verwies auf die Aussage von Bürgermeister Stefan Erb in seiner Haushaltsrede, dass jede weitere Ausgabe die Notwendigkeit von Steuererhöhungen bedeuten könne, und wollte wissen, ob dies auch für weitere Kostensteigerungen bei der Rathaussanierung gelte, was von Bürgermeister Stefan Erb bejaht wurde.
Wo denn die finanziellen Schmerzgrenzen bei einer Wiedereröffnung des Hallenbades liegen würden, fragte ein weiterer Bürger, der davon berichtete, dass bei der offenen Sitzung der CDU-Fraktion ein Betrag in Höhe von 5 Mio Euro genannt worden sei. Stadtverordnetenvorsteher Christian Scholz verwies dazu auf das zweite Gutachten zum Hallenbad, welches dann ausführlich beraten werden müsse. Erst danach könne man entscheiden, zumal man in die Beratungen das vom Förderverein erarbeitete Konzept einfließen und konkretisieren müsse. Laut Bürgermeister Stefan Erb soll das Gutachten noch vor Jahresende vorliegen.
Bericht und Fotos: Markus Sommerfeld