Harald Munk beleuchtet in seinem Leserbrief das Thema Wasserver- und -entsorgung.
In diesem Leserbrief möchte ich meine Gedanken zu einer „Energiegesellschaft für Neuberg“ aus dem Juni 2023 gerne weiter ausbauen. Heute bezogen auf das Thema Wasserver- und -entsorgung. Die Wasserver- und -entsorgung ist miteinander eng verbunden und ergänzt notwendig das Thema der Energieversorgung und allgemeinen Versorgungssicherheit.
Seit über 100 Jahren nutzen wir Wasser und seine Energie oder Stoffe fast ausschließlich nur für einen von uns jeweils zugewiesenen singulären Zweck. Nach der jeweiligen Nutzung wird Wasser bei uns fast immer in die Entsorgung gegeben und nach einer aufwendigen Reinigung in den Bächen und Flüssen entsorgt. Betrachtet man aufmerksam Wasser beim Regen, dass sich in kleinen Läufen sammelt und schnell zu kristallenen Bächen wird oder schaut man in die Wasserläufe, welche in oder bei der Gemarkung Neuberg entspringen, könnte einen das Gefühl berühren, dass dieses Medium so wertvoll ist, dass es schützenswert sein könnte und achtsamer mit ihm umgegangen werden sollte. Jetzt bitte keine Angst bekommen, dies soll kein albernes politisches bla bla werden, was am Schluss nur Geld kosten soll und nichts bringt, sondern die Schönheit und Kraft von Wasser soll geschätzt und sinnvoll, auch ökonomisch, eingesetzt werden.
Die Bürger und Einrichtungen in Neuberg beziehen ihr Wasser wohl vorwiegend, wenn nicht gar in Gänze durch zwei moderne Brunnen in der Gemarkung aus dem Grundwasser. Die Kosten für die Brunnen und die Erhaltung des Leitungsnetzes betragen wohl rund 600.000,00 Euro im Jahr. Nach der Nutzung als Trinkwasser, Neuberg kennt nur diese Art der Wasserversorgung, unabhängig von dem tatsächlichen Gebrauch des Wassers, wird das genutzte Wasser über ein Mischwasserkanalsystem nach Erlensee in die dortige Kläranlage entsorgt. Die Kosten für die Wasserentsorgung betragen nach dem Haushaltsplan 2023 / 2024 rund 1,2 Mio. Euro im Jahr.
In solchen herkömmlichen Mischabwassersystemen wie in Neuberg fließt neben dem gebrauchten Wasser nun zudem relativ sauberes Regenwasser in dem vorhandenen Schmutzwassersystem zusammen und wird ebenfalls zu Schmutzwasser. Nicht nur, dass das wertvolle Gut Wasser hier historisch wenig wertgeschätzt wird, entsteht hierdurch auch ein technischer Nachteil. Das eigentliche Abwasser wird erheblich verdünnt was technisch eine besondere und überholte Herausforderung für Klärwerke darstellt. Da in der Gemeinde Neuberg viele Abwasserkanäle saniert werden müssen, sollte man hier innovativ in dem Bereich einer modernen Wasserwirtschaft überlegen getrennte Systeme für Abwässer und für Regenwasser zu schaffen. Der bauliche Aufwand ist nicht erheblich höher, da die Regenwassersysteme über den Schmutzwasserkanälen liegen können. Über das Regenwassersystem könnte nun sehr kostengünstig und nachhaltig das recht saubere Regenwasser in den jeweils unteren Bereichen der Gemeindegebiete in geschaffenen Oberflächenbecken gesammelt werden. Fällt zu viel Energie in den eigenen zu schaffenden Energiequellen an (siehe Überlegungen im Juni 2023), z.B. Solarenergie, Windenergie, Biogas, die nicht direkt gespeichert oder verbraucht werden, kann das Regenwasser aus den unteren Gemeindebecken in ein großes Höhenbecken gepumpt werden. Die Leitungen hierfür könnten bei der Kanalsanierung ebenfalls mit verlegt werden. Ein scheinbar guter Platz für ein Höhenbecken (geographisch hoch gelegenes Becken) könnte im Hinterwald sein. Viele kennen dieses Gebiet auch als „Am Schwarzhaupt“, welches aber schon in der Gemarkung Langenselbold liegt. Im südlichen Teil des Hinterwaldes (Gemarkung Neuberg) versteckt sich ein großes Erdloch, was wohl mal ein Steinbruch war. Hierbei ist nicht der Steinbruch von den alten erste Mai-Feiern gemeint. In diesem Loch ist heute schon Platz für ca. 50.000 Kubikmeter Regenwasser. Zugegeben ohne Eingriff in die Natur geht es leider nicht. In dem heutigen Loch wachsen ca. 400 kleine Ahörner in Reihe und Glied, die aber zum Teil schon wegen der jährlichen Trockenheit abgestorben sind. Einige, ca. 10, größere Wildkirchen, Ahörner und Buchen stehen am Rand ebenfalls. Vergrößert man das Loch zu einem Höhenbecken und nutzt die Erde für einen Damm könnte man schnell 80.000 Kubikmeter Wasserbecken erreichen. Bei einem durchschnittlichen Wasserverbrauch von 121 l pro Tag und Einwohner könnte Neuberg bei einer durchschnittlichen Regenleistung von 40 l pro Tag den Frischwasserbedarf von Neuberg mit rechnerisch ca. 260.000 Kubikmetern im Jahr sicher decken und müsste kein Grundwasser mehr nutzen. Wenn man von einer überbauten Fläche im Gemeindegebiet von nur 10 % ausgeht, könnten nun bis zu 15.403.000 Kubikmeter Regenwasser aufgefangen und fast vollständig der heutigen technischen Entsorgung entzogen werden. Über natürliche Wege gelangt das meiste nicht genutzte Wasser aber in seinen natürlichen Kreislauf.
Die Reinigung des Regenwassers ist nicht aufwendiger als die Aufbereitung von Tiefengrundwasser. Desinfektion und Entkeimung des Regenwassers erfolgt durch ein recht kostengünstiges Verfahren mittels UV-Licht und Ozon und hat sich als zuverlässiges und umweltverträgliches Verfahren etabliert. Durch die geodätische Lage könnten Pumpenleistungen gespart werden, da das Wasser mit schon viel natürlichem geodätischem Druck in die tiefen Bereiche der bebauten Flächen in Neuberg durch das natürliche Gefälle der Gemarkung strömen kann. Erst nach der Nutzung als Trinkwasser gelangt das dann entstehende Schmutzwasser in die Abwasserkanalisation. Das aufgefangene überschüssige Regenwasser aus dem Gemeindegebiet kann über das selbe System durch einen kontrollierten Überlauf im Gemeindegebiet beim Hinterwald oder den erheblich kleineren Tiefenbecken unterhalb der Bebauung versickert werden und so die Grundwasserreserven auffüllen und die Abwasserkanalisation erheblich entlasten. Dies hat technisch und ökonomisch bei der Abwasseraufbereitung große Vorteile.
Mit diesen ersten Überlegungen würde man auch wissenschaftlichen Untersuchungen folgen, die inzwischen unterstellen, dass es für die Zukunft sinnvoll ist, heute schon zu überlegen, Regenwasser als Trinkwasser uns Menschen auch in den reichen Ländern zu nutze zu machen. Zudem würde Unabhängigkeit bezogen auf Verteilungsdiskussion bei dem zentralen Lebensmittel Wasser hergestellt werden. Die Bewohner von Neuberg würden sich ohne persönliche Einschränkung näher an eine natürliche Lebensweise heran begeben und könnten erhebliche ökonomische Vorteile heute schon realisieren. Das Geschriebene ist dabei eine Vision für die Zukunft und für eine Diskussion oder einer interkommunale Zusammenarbeit z.B. mit den Gemeinden Langenselbold oder Ronneburg selbstverständlich offen.
Harald Munk
Neuberg
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