Roland Glöde fragt in seinem Leserbrief, warum Psychosen und Phobien, Selbstbewusstsein und Wagemut immer mehr in den Schatten stellen.
Mir stellt sich schon länger die Frage, warum Psychosen und Phobien, Selbstbewusstsein und Wagemut immer mehr in den Schatten stellen. Sind der gesellschaftliche Leistungsdruck oder immer gut aussehen zu müssen, Gründe, weshalb wir immer weniger an unsere eigenen Stärken glauben? Was wir brauchen, sind…
-Leitlinien, mit denen wir uns identifizieren, die nach Bedarf Booster oder Anker sind.
-Leitfiguren, an denen wir hochschauen, die uns zeigen, wie es gehen kann.
-Leitplanken, jeder Blinde versteht, wie wichtig diese sind, geben Sicherheit und markieren Gefahrenbereiche.
Meine ersten Superhelden waren meine Eltern, allwissend, stark, zuverlässig, immer für mich da. Dann kamen z.B. Felix Magath, Helmut Schmidt, Muhammad Ali, Arnold Schwarzenegger,
Persönlichkeiten, die was zu sagen hatten oder gezeigt haben: „Du kannst, wenn Du willst“. Welche
Leitfiguren haben wir heute??? Mamis und Papis mit Kinderwagen, deren Kleinkinder Blickkontakt suchen, allzu oft aber leider das Smartphone den Kontakt zu den Eltern verwehrt. Oder Mesut Özil, Donald Trump, Jan Ullrich, Olaf Scholz? Leitlinienkonform? Integer? Uneigennützig? Wohl kaum!
Unsere Jugend wird manipuliert von vermeintlichen Leitfiguren, die sich ihrer Verantwortung nicht bewusst sind, Social Medias, wie „tiktok“, „instagram“ und Co. Schließlich ist es erstrebenswerter, Influencer als Mediziner oder Naturwissenschaftler zu werden, besser Follower als Freunde zu haben. Interessen von Minderheiten werden stärker diskutiert und gefördert als die unserer Kinder. Wenn einen Beruf, dann aber mit der entsprechenden „Work-Life-Balance“. 4-Tage Woche wäre auch nett.
Starke Persönlichkeiten bilden sich eine Meinung, treffen Entscheidungen, stehen zu ihren Fehlern und lernen daraus! Künftig verlassen wir uns dann lieber und sicherheitshalber auf -KI-, eine religionsfreie, systemlose, faktenbasierende aber auch empathielose künstliche Intelligenz, wo selbst ihre Entwickler nicht wissen, wo die Reise hingeht. Spätestens dann sind wir keine individuellen Persönlichkeiten mehr, sondern fremdbestimmte Human Resources für und durch wen auch immer.
Lieder, Gedichte, ja selbst Leserbriefe werden dann im Rechner kreiert. Fantasie, Emotionen, Kreativität, alles, was uns Menschen ausmacht, wird dann immer mehr degenerieren. Menschen, ohne Leitlinien und Leitfiguren. Abstumpfung und Gleichgültigkeit wird unsere Welt sicher nicht retten, ein emotionaler Egoist scheint mir immer noch menschlicher als ein lethargischer
Resignant.
Die Weihnachtszeit, vielleicht mal ohne Handy, gibt uns wieder mal die Zeit und Ruhe, über unsere modernen Leitlinien und Leitfiguren nachzudenken. Ist der Weihnachtsmann nicht auch eine Leitfigur? Die Weihnachtszeit nicht eine Zeit, persönliche Wünsche und Bedürfnisse und die meiner Mitmenschen zu hinterfragen?
In diesem Sinne, einen schönen Jahresausklang. Jetzt kommt die Wende, nicht das Ende.
Roland Glöde
Neuberg
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