„Stadtverordnetenversammlung und Stadtverwaltung sollten alles versuchen, um das Hallenbad wieder öffnen zu können!“

(ms/ea) – Am Montagabend stellte der Förderverein zur Rettung des Hallenbades Erlensee den drei Ausschüssen der Stadtverordnetenversammlung das Rettungskonzept vor. Dabei gab es auch kritische Töne. Schließlich hielt SPD-Stadtverordneter Uwe Viel ein Plädoyer, man solle doch alles versuchen, um das Hallenbad wieder zu öffnen.

In einer gemeinsamen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, des Sozialausschusses und des Bau- und Umweltausschusses erläuterte Heinz Müller, 1. Vorsitzender des Fördervereins zur Rettung des Hallenbades Erlensee, das erstellte Konzept zur Rettung des Hallenbades, welches in Grundzügen bereits auf einer Info-Veranstaltung im Juli in der Erlenhalle vorgestellt wurde.

Müller betonte am Anfang seiner Präsentation, dass das Hallenbad eine Art Kulturgut darstelle. Hier hätten sich alle, ob jung oder alt, ob mit oder ohne Behinderung, getroffen. Daher sollte das Projekt alle vereinen und von allen versucht werden, es wieder zu betreiben. Selbst in einem Imagefilm der Stadt werde es beworben.

Dann habe die Stadtverordnetenversammlung die Entscheidung getroffen, das Hallenbad und die Sauna ab 01.07.2023 stillzulegen und für ein zu sanierendes Hallenbad bzw. den Neubau eines Hallenbades bis auf Weiteres, mindestens jedoch für fünf Jahre, zu bevorraten. Ein Hauptpfeiler für diese Entscheidung sei ein erstes Gutachten gewesen, das laut Müller nach Aussage einer Leiterin des Erlenseer Bauamts lediglich eine grobe Kostenschätzung gewesen sein soll. Den Stadtverordneten hätten lediglich drei Seiten davon vorgelegen.

Die genannten und auch zum Teil veröffentlichten Sanierungskosten seien dabei im Bereich von 14 Mio Euro bis 20 Mio Euro prognostiziert worden.

Daher sei ein zweites Gutachten beauftragt worden, um auch festzustellen, welcher dringender Sanierungsbedarf bestehe und welcher zeitlich differenziert abgearbeitet werden könne.

Wie Jochen Singer, 2. Vorsitzender des Fördervereins, an aktuellen Fotos der von Gutachtern vorgenommenen Kernbohrungen zeigte, sehe die Situation hinsichtlich der Betonqualität laut Aussagen eines Technikers gut aus. Man können und wolle aber einem Ergebnis nicht vorweggreifen.

Bürgermeister Stefan Erb informierte, dass natürlich der Zustand des Hallenbades ein sicherer sein müsse, bevor man es einem Förderverein oder zu gründenden Genossenschaft übergeben könne. Die Kosten für das Gutachten bezifferte er auf 80.000 bis 100.000 Euro.

Er sagte aber auch, egal, wie hoch die Sanierungskosten für das Hallenbad ausfallen, ob 15 Mio, 10 Mio oder 5 Mio Euro, man habe diese nicht zur Verfügung. Auch Erste Stadträtin Birgit Behr forderte, man solle die Aussagen des ersten Gutachtens nicht pauschal abwerten.

Heinz Müller erinnerte an den Auftrag der Stadtverordnetenversammlung an eine AG Hallenbad, aus der sich ein Förderverein gegründet hat:

„Stadtverordnete, Magistrat, Bürgerinnen und Bürger sind aufgefordert, gemeinsam an diesen strukturellen Verbesserungen zu arbeiten und diese von den verantwortlichen Stellen einzufordern. Der Magistrat wird daher beauftragt, eine Arbeitsgruppe zur Wiedereröffnung des Hallenbades einzusetzen. Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es, den Betrieb eines Hallenbades schnellstmöglich wieder zu ermöglichen“.

Diesen Auftrag wolle man erfüllen, so Müller weiter, und verwies auf die mit Herzblut arbeitenden Ehrenamtlichen, die das Konzept erstellt hätten. Allerdings wünschte er sich mehr Offenheit und Transparenz der Stadtverwaltung. Beispielsweise sei man zunächst nicht informiert worden, dass im Saunabereich des Servicebüro der Stadt vorübergehend untergebracht werden solle und auch der Empfangsbereich von der Stadt genutzt werden solle.

Bürgermeister Stefan Erb entgegnete, dass man sparen müsse und die Unterbringung in Containern der betroffenen Bereiche während des Rathausneubaus enorme Kosten verursachen würde. Das Hallenbad sei eine Liegenschaft der Stadt und man könne hier selbst entscheiden, welche Nutzung des hier angesprochenen Saunabereichs erfolgen könne, zumal dieser in dem Konzept des Fördervereins nicht vorkomme.

Auch die Kritik von Müller, dass es bei der Kommunikation mit der Stadtverwaltung „ruckele“, wurde zurückgewiesen.

Im übrigen seien die Maßnahmen schnell zurückgebaut, sollte die Stadtverordnetenversammlung die Wiedereröffnung des Hallenbades beschließen.

Bei dem anschließend von Müller ausführlich beschriebenen Konzept prognostiziert der Förderverein bei einem jährlichen Zuschuss der Stadt Erlensee in Höhe von 300.000 Euro ein Ergebnis in Höhe von 28.800 Euro.

Müller stellte jedoch auch klar, dass es einen Hallenbadbetrieb im Falle der Umsetzung dieses Konzeptes in der bisher gewohnten Form nicht mehr geben werde, um rote Zahlen zu vermeiden. Daher seien Vermietungen von Bahnen an Vereine, Firmen und Privatpersonen vorgesehen, um Einnahmen zu erzielen. Einnahmen aus Schulschwimmen seien ebenfalls gesichert, da laut Aussagen des Schulamts, das Erlenseer Hallenbad dann wieder sicher genutzt werden solle. Das Hallenbad stehe natürlich weiterhin der Öffentlichkeit zur Verfügung, allerdings könnten zu gewissen Zeiten Bahnen wie erwähnt dazu von allen nicht genutzt werden.

Abschließend wurden auch die Risiken genannt, die einer Wiedereröffnung im Wege stünden, zum Beispiel wären dies durch das Gutachten belegte sicherheitsrelevante Mängel und zu hohe dringend durchzuführende Sanierungskosten, die den Haushalt der Stadt Erlensee übersteigen würden. Auch fehlendes ehrenamtliches Personal, welches eine wesentliche Säule des Konzepts darstelle, könne dem Betrieb entgegenstehen.

„Wir sind bereit. Über die aufzuwendende Geldsumme müssen Sie entscheiden“, so Müller abschließend.

Erste Stadträtin Birgit Behr machte klar, dass erst die Sanierungskosten feststehen müssten. Die Stadt könne diese Kosten nicht aufwenden, deswegen sehe sie die Wiedereröffnung des Hallenbades nicht.

SPD-Stadtverordneter Uwe Viel bat in einem Plädoyer darum, nicht aus der Sitzung herauszugehen mit der Aussage, dass es nicht funktioniere. Er sehe in der Arbeit des Fördervereins ein gutes Signal und bat darum, die Stadtverordnetenversammlung und die Stadtverwaltung mögen alles versuchen, um das Hallenbad wieder betreiben zu können.

Auch SPD-Stadtverordneter Helmut Hasenhait sah eine gute Basis, an der Möglichkeit der Wiedereröffnung weiter zu arbeiten und sprach dem Fördverein ein großes Lob aus.

Beides wurde mit Applaus der Abgeordneten quittiert.

Alle Informationen und das detaillierte Konzept findet sich unter https://www.foerderverein-hallenbad-erlensee.de

Mit Spannung wird nun auf das Ergebnis des Gutachtens gewartet, welches zum Jahreswechsel vorliegen soll.

 

Bericht: Markus Sommerfeld

 

 

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