(pm/ea) – Um dem fortschreitenden Verfall der Wohnanlage Kinzigheimer Weg/Annastraße entgegenzutreten und sie vor illegalem Betreten zu sichern, hat die Stadt Hanau gehandelt und kräftig aufgeräumt. „Wir sind nicht Eigentümerin, sehen es aber als unsere Pflicht an, den Menschen dort zu helfen und das sehr schöne Gebiet zu schützen“, so Oberbürgermeister Claus Kaminsky in einer Pressemitteilung.
„Dass die Entrümpelungs- und Aufräumarbeiten dringend nötig waren, beweisen die Zahlen“, sagt Markus Henrich, Betriebsleiter des städtischen Eigenbetriebs Hanau Infrastruktur Service (HIS), der die Arbeiten koordiniert hat. In den vergangenen Wochen haben verschiedene Gesellschaften, Fachabteilungen der Unternehmung Stadt Hanau und externe Fachbetriebe das Ensemble, zu dem dreizehn zwei- bis dreigeschossige Mehrfamilienhäuser gehören, entrümpelt und „verkehrssicher gemacht“. Die Funkraupe mit Forstmulcher war knapp 20 Stunden im Einsatz, Häcksler und Lkw sechs Tage, fünf Tage lang war der Hubarbeitsbühne vor Ort, für die Baumkontrolle stehen zwei Arbeitstage zu Buche. Insgesamt waren die Landschaftsbauer 336,5 Stunden im Einsatz. „25 von 61 Bäume mussten gefällt werden, weil sie drohten, umzustürzen. Viele Bäume wurden zurückgeschnitten, dazu Gestrüpp rund um die Häuser entfernt“, so Henrich. Die Untere Naturschutzbehörde sowie die Bauaufsicht waren beteiligt, auch Schädlingsbekämpfer.
Bevor die Entrümpelung und später das Vermauern der Eingänge sowie der Fenster im Keller- und Erdgeschoss der unbewohnten Häuser begann, wurden die Häuser von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtpolizei – unterstützt von der Landespolizei – begangenen und freigeben. Die Hanau Netz GmbH hat die Gebäude dann kontrolliert und unter anderem illegale Stromanschlüsse stillgelegt. Insgesamt wurden 101,85 Tonnen Restmüll entsorgt. Henrich: „Das entspricht dem Leergewicht von zwei Airbus A321-Flugzeugen.“ Etwa 50 Elektrogeräte, vom Kühlschrank bis zum Fernsehgerät, wurden entsorgt, auch 20 Autoreifen. Bereits zu Beginn der Aufräumungsarbeiten wurde Bauzaun gestellt, um das illegale Betreten zu verhindern. Abschließend wurden Türen und Fenster von unbewohnten Häusern zugemauert.
Immer weniger Menschen leben in der Wohnanlage, die sich im Eigentum eines mittlerweile insolventen privaten Investors befindet. Die Häuser mit 164 Wohnungen entstanden vor etwa 100 Jahren und liegen zwischen der Bundesstraße 43a und den Bahngleisen. 2015 trat eine Sanierungssatzung in Kraft, um auch in Zukunft Menschen mit geringen und mittleren Einkommen Wohnraum in der unter Denkmalschutz stehenden Wohnanlage zu bieten. Der jetzige Eigentümer hat die verbindliche Sanierung trotz mehrfacherer Aufforderungen nicht durchgeführt. Offensichtlich geriet die Immobilie zum Spekulationsobjekt. Daher hat die Stadt 2017 den preislich deutlich überhöhten Weiterverkauf an eine weitere Immobiliengesellschaft durch die Ausübung des Vorkaufsrechts verhindert und den Erwerb der Immobilie zum Verkehrswert verfügt. Ein dagegen seitens des Eigentümers eingelegtes Rechtsmittel ist bis heute bei der Baulandkammer des Landgerichts Darmstadt anhängig. 2020 meldete die Immobiliengesellschaft Insolvenz an. Das führt zur Unterbrechung des Prozesses. Zurzeit läuft das Insolvenzverfahren.
„Wir haben mit Ansage und geschützt durch einen Bescheid gehandelt und aufgeräumt. Diese Maßnahme wendet Gefahr von den Menschen ab, die dort wohnen und sie hilft auch, die Grundsubstanz der Anlange sanierungsfähig zu halten. Wir sind finanziell in Vorleistung getreten und werden uns das Geld wiederholen“, so Oberbürgermeister Kaminsky.
Foto: Stadt Hanau / Moritz Göbel