Kaufhof-Entscheidung fällt im Oktober

(pm/ea) – Der Kaufvertrag ist endverhandelt, der Zustand des Gebäudes ist durchleuchtet, die ersten Ideen für die Zukunft liegen vor: Die Stadt Hanau ist auf dem Weg, die Kaufhof-Immobilie am Marktplatz zu kaufen, weitere Schritte vorangekommen.

„Ich werde den Hanauer Stadtverordneten in der Sitzung am 16. Oktober empfehlen, den Kauf zu beschließen“, sagt Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky. Anfang der Woche hatte er sich zusammen mit Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri, Stadträtin Isabell Hemsley sowie weiteren Vertreterinnen und Vertretern aus der Hanauer Politik und den involvierten städtischen Gesellschaften über den aktuellen Stand informieren lassen. Ein Expertenteam unter der Leitung von Stadtentwickler Martin Bieberle präsentierte die umfangreichen Erkenntnisse der Untersuchungen und Gespräche sowie Zeitpläne und erste Ideen für die künftige Nutzung des markanten und geschichtsträchtigen Gebäudes, das der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzern zum 31. Januar 2024 verlassen wird.

„Die Kaufhof-Immobilie mit ihrer zentralen Lage am Marktplatz ist für unsere Innenstadt von herausragender Bedeutung. Abzuwarten und tatenlos zuzusehen, was mit der Immobilie passiert, ist für uns keine Option. Jedes Jahr, das wir verstreichen lassen, geht von diesem Quartier eine furchtbar traurige Nachricht aus. Jedes Jahr, in dem wir arbeiten, kommunizieren, Nutzungen ermöglichen, geht von diesem Quartier Zuversicht aus. Deshalb wollen wir jetzt Nägel mit Köpfen machen. Wir wollen die Chance ergreifen, die Immobilie und damit das gesamte Quartier selber gestalten zu können“, erklärt der Oberbürgermeister. Dass Hanau derartige Herausforderungen stemmen könne, habe die Stadt mit dem Innenstadt-Umbau und der Konversion bewiesen. Kaminsky: „Wir haben Erfahrungen mit Projekten solcher Größenordnung. Und wir haben das Selbstvertrauen. Es ist immer klüger, das eigene Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.“

Direkt nach der Verkündung des Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzerns am 13. März, mehr als 50 Filialen in Deutschland zu schließen – darunter auch die in Hanau –, hatte Oberbürgermeister Kaminsky zwei Linien deutlich gemacht: Die Mitarbeitenden zu unterstützen und das Haus in der Innenstadt zu übernehmen, um einen langen Leerstand zu vermeiden. „An meiner Einschätzung hat sich nichts geändert. Es geht um die Zukunft unserer Stadt“, so der OB.

In den vergangenen Wochen hat ein Expertenteam um Hanaus Stadtentwickler Martin Bieberle, das er aus Fachleuten der Unternehmung Stadt Hanau und externen, teilweise bereits beim Stadtumbau involvierten Spezialisten, zusammengesetzt hat, mit verschiedenen Aspekten beschäftigt. „Die Ergebnisse unserer Untersuchungen diskutieren wir nun in Gremien und stellen es in der öffentlichen Sitzung des Struktur- und Umweltausschusses am 25. September vor“, so Bieberle. Für den 30. Oktober ist zudem eine Bürgerversammlung geplant. Neben finanziellen und architektonischen Fragen hat das Gremium auch die städtebauliche Relevanz sowie die möglichen Nutzungen des 1957 erbauten Hauses am Marktplatz beleuchtet und Antworten erarbeitet. Die herausragende Bedeutung für die Innenstadt ist dabei von allen Seiten unterstrichen worden. Eine weitere wichtige Erkenntnis: Die Substanz des Gebäudes ist so gut, „dass es für 50 bis 100 Jahre erhalten bleiben kann und nach den erforderlichen Sanierungen und Umbauten wandelbar genug sein wird, den nachfolgenden Generationen alle Nutzungsoptionen zu ermöglichen“, so der Oberbürgermeister.

Klar ist aber auch: Nach dem geplanten Ankauf wird es grundlegende Erneuerungen geben müssen. Um unterschiedliche, voneinander unabhängige Nutzungen auf den Etagen zu ermöglichen, muss die Erschließung neu strukturiert werden, in die Mitte des Gebäudes könnten Lichthöfe gebrochen werden. „Dieser Umbau wird Zeit erfordern. Und eine sorgfältige Planung“, erläutert der Oberbürgermeister. Ziel sei es dennoch, „dass wir rasch das Haus bespielen. Dies wird vorläufig sein, und wir werden diese Zwischennutzungs-Zeit nutzen, um in ein strukturiertes Verfahren zu einer nachhaltigen Transformation zu kommen. Tempohart – wie man es von uns kennt – und das Tempo dort rausnehmend, wo wir es tun sollten. Es geht darum, uns langfristig aufzustellen. Überdeutlich ist, dass es hier um eine Quartiersentwicklung geht. Diese hochwertige Innenstadtimmobilie denken wir als Motor für die nachhaltige Aufwertung der Innenstadt.“

Bei der Stadtentwicklung helfen auch Förderungen. Bereits vor zwei Jahren hat das „Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen“ das Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ (ZIZ) aufgelegt. Von 2022 bis 2025 sollen pro Kommune maximal fünf Millionen Euro für die Revitalisierung der Innenstädte bereitgestellt werden. Hanau bekam den Zuschlag mit einem Fördervolumen in Höhe von 3,75 Millionen Euro für das Stadtentwicklungsprogram „Hanau aufLADEN“.

Als die Kaufhof-Schließungen bekannt wurden, hat das Ministerium schnell entschieden, den ZIZ-geförderten Kommunen nachträglich eine Aufstockung bis zur Maximalförderung von 5 Millionen Euro zu ermöglichen. Die Stadt Hanau beantragte auf dieser Grundlage weitere Fördermittel in Höhe von 1,1 Millionen Euro – und bekam nun die Zusage über die komplette Summe.

„Ich danke dem Ministerium und insbesondere Staatsministerin Klara Geywitz für die rasche Reaktion in Sachen Kaufhof. Wir hatten sehr schnell nach der Schließungsnachricht direkten Kontakt. Die Unterstützung ist wichtig und richtig, denn die Kommunen allein werden die Transformation der Innenstädte im Allgemeinen und der Kaufhof-Immobilien im Speziellen nicht stemmen können“, so Kaminsky.

Die zusätzlichen Fördermittel stehen – vorbehaltlich der Ankaufentscheidung – in den Jahren 2023 und 2024 zur Verfügung und sollen hauptsächlich für die Projektentwicklung, mit der die Stadt ihre Tochter BAUprojekt Hanau GmbH beauftragen will, sowie die Zwischennutzung, für die die Hanau Marketing GmbH verantwortlich zeichnen soll, verwendet werden. Für den Kaufpreis sowie die Sanierung können die Mittel des Bundes hingegen nicht verwendet werden.

Mit den Fördermitteln aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“, bei dem der langjährige städtische Partner Nassauische Heimstätte zielführend unterstützt, wurden durch die Hanau Marketing GmbH bereits viele Innenstadt-Projekte auf den Weg gebracht. Dazu zählen etwa die Rettung des Traditionsstandortes für Spielwaren in der Hanauer Innenstadt, die Ansiedlung des Haushaltswaren-Traditionsgeschäftes „Lorey“ in der Hammerstraße, das am 16. September öffnet, die vielbeachtete Gestaltung der Salzstraße, die Kampagnen „Hanau macht Lust“ sowie die Gastronomie-Kampagne „LOKALhelden“, die Implementierung eines City-Mangers und der Headhunterin für neue Ladenkonzepte sowie die gerade gestartete Beratungsoffensive und den neuen Hanauer Online-Marktplatz „eBay – Deine Stadt“. Weiterhin ist geplant, die Fördermittel für weitere Pop-up-Stores und die noch für dieses Jahr geplante Eröffnung des Innenstadt-Servicecenters zu verwenden.

„Generell sind wir froh darüber, dass die Bedeutung der Innenstädte inzwischen auch bei Bund und Land erkannt wird und, dass erhebliche Fördermittel zur Verfügung gestellt werden. Wir haben gezeigt, wie man diese schnell und zielgerichtet auf die Straße bringen kann. Hanau zeichnet das Machen aus – und angesichts der vielfältigen Herausforderungen für die Innenstädte ist Tempo gefragt“, so Kaminsky. Wichtig sei, dass die Förderprogramme für die Innenstädte verstetigt werden und es nicht bei Einmal-Aktionen bleibe. „Innenstädte zu erhalten, ist eine Daueraufgabe, deshalb braucht es auch langfristige Unterstützung“, so Kaminsky, der gemeinsam mit Offenbachs Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke und Limburgs Bürgermeister Dr. Marius Hahn auch einen Brief an den Hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir mit der Bitte um Unterstützung geschrieben hatte. Anfang der Woche fand deshalb nun ein gemeinsamer Termin in Wiesbaden statt. Ergebnis: Das Land legt ein Förderprogramm in Höhe von drei Millionen Euro auf, das von den sieben hessischen Städten in Anspruch genommen werden kann, die von Standortschließungen durch den Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzern betroffen sind; neben Limburg, Offenbach und Hanau sind dies Wiesbaden, Darmstadt, Frankfurt und Viernheim. „Wir sind sehr froh darüber, dass es auch vom Land Hessen weitere Mittel geben wird“, zeigt sich Hanaus OB mit dem Gespräch zufrieden.

Foto: Stadt Hanau / Moritz Göbel

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