Reisebericht von Werner Beier: „Wer die Pinguine gesehen hat, will auch noch die Eisbären sehen“

Im Rahmen der Serie „Reiseberichte der Erlensee Aktuell-Leser“ berichtet Werner Beier von seiner Reise in die Arktis. Heute Teil 3.

Wir sind noch rund zwei Tage auf See, bevor wir auf die Insel Herschel Island von Kanada zum ersten Landgang kommen. Auf diesen See-Tagen waren wir mit Referaten gut bedient. Alle diese Veranstaltungen, an denen wir teilnehmen, hier zu erwähnen, würde dann langweilig werden. Deshalb nur die Veranstaltungen, die etwas Besonderes sind.

Bevor wir ersten Kontakt bei Anlandungen mit der einheimischen Bevölkerung bekommen, wurden einige Referate angeboten. Zudem wurden Benimmregeln erläutert. Wie zum Beispiel keine Friedhöfe zu fotografieren, und was ja eigentlich normal ist, bevor man jemanden fotografiert, ihn oder sie zu fragen. Ein Zögern ist ein nein, da sie aus Höflichkeit nicht nein sagen würden.

Über die Kultur, darüber warum und wie dies Menschen zu ihren, oft familiären Tattoos kommen, und auch was es seit 1999 politisch ein eigenes Territorium, Nunavut, für die inugenen Völker gibt. https://de.wikipedia.org/wiki/Nunavut#Ausdehnung_und_Grenzen

Abends gab es was sehr Kurzweiliges. Ein Mitglied des Expetitionsteams erläuterte, wie Roald Amundsen, den er so darstellte, es 1911 schaffte, als erster am Südpol zu sein. Großartige schauspielerische Leistung.

An reinen Seetagen werden die Passagiere in Gruppen von rund 20 Personen auf der Brücke empfangen, wo Kapitän Terje Willassen uns etwas zu dem Schiff erläutert.


Es ist sehr informativ, denn obwohl die Erläuterungen in Englisch sind, werden diese von anwesenden Mitgliedern des Expetitionsteams inhaltlich gut übersetzt und man konnte über diese dann auch noch weitere Fragen stellen.

Das ganze Schiff fährt mit elektrischer Energie, die über Dieselaggregate erzeugt werden. Die Dieselaggregate werden, wie bei allen Hurtigruten-Schiffen, mit dem Marine Diesel betrieben, und das schon seit vielen vielen Jahren.

Auch der Antrieb ist etwas anders. Die Propeller schieben nicht das Schiff, wie es allgemein üblich ist, sondern aufgrund der Konstruktion wird es durch die Propeller gezogen. Interessant ist die Eisklasse des Schiffes. Es ist die höchste für Passagierschiffe. Dies bedeutet, dass das Schiff noch durch eine Eisdecke von einem Meter fahren kann.

 


Zusätzlich gibt es an jeder Seite der Brücke eine zusätzliche Möglichkeit, um das Schiff zu steuern. Besonders beim Anlegen an einem Pier wird dies genutzt.

Wer mehr über dieses Schiff, die Geschichte und die technischen Daten lesen will, hier ein guter Link: https://hurtigwiki.de/schiffe/ms_roald_amundsen

Auch der Chief Engineer (Chefingenieur) Svein Tore Aurstad lud Interessierte Gäste in sein Reich, dem Engine Control Room(ECR), der Maschinensteuerungszentrale, ein. Hier werden alle technischen Einrichtungen des Schiffes überwacht und gesteuert.


Die Erläuterungen waren sehr umfangreich. Zum Beispiel, dass das Schiff in 3 Brandabschnitte unterteilt ist, und es auch noch eine „Ersatzbrücke“ gibt, sollte die Brücke total ausfallen.
Meine Frage an ihn war, wie lange der Bremsweg bei einer Vollbremsung von 15 Knoten ist, meinte er so ca. 2 Schiffslängen. Der Grund liegt darin, dass es ja keine Antriebswelle wie üblich gibt, sondern die Aufhängungen, an denen die Propeller hängen, nur gedreht werden müssen. Dabei stellt sich das Schiff auch etwas quer.

Am nächsten Tag sollte der erste Landgang auf Herschel Island stattfinden. https://de.wikipedia.org/wiki/Herschel_Island

Der Besuch wurde vom Park Ranger abgesagt, dass es durch den Klimawandel nicht möglich ist, die Insel zu besuchen. Durch das Betreten würde die Vegetation geschädigt, da es zurzeit Hochwasser hat. Wir waren das erste Schiff, das keine Anlandung machen konnte. Durch den Klimawandel sind Teile des Permafrostbodens aufgeweicht, dass dieser auch abgerutscht ist.


So sah es vom Schiff aus. Hier kann man auch die abgerutschten Teile erkennen.


So vor Ort. Die Aufnahme ist vom Expeditionsteam, das die Anlandungsstelle vorher auskundschaftet.

Die Anlandestelle stand unter Wasser. Seit 10 Jahren wurden die Häuser schon mehrfach versetzt und höher gesetzt. Der Park wird nur in den Sommermonaten von April bis September mit Ranger besetzt. Auf dieser Insel sind Karibus, Moschusochsen und ein Grizzly Bär mit zwei Jungen. Die Insel war bis 2005 bewohnt. Eine Not-Hütte ist immer offen für die inugene Bevölkerung, die hier heimisch sind und einen Schutz bauchen.

Als Ersatz fuhren wir zu den Smoking Hills. https://de.wikipedia.org/wiki/Smoking_Hills

Hier brennt der Ölschiefer schon seit Jahrhunderten. Es waren eindrucksvolle Bilder. Wie dies entstanden ist, gibt es keine eindeutigen belegbaren Beweise.


Fortsetzung folgt.

Auf dem Titelfoto: Das ist der Platz des Steuermannes, der lenkt das Schiff elektronisch mit einer Art Joystick. Die entsprechenden wichtigen Informationen sind in seinem Gesichtsfeld auf verschiedenen Monitoren

Fotos: Werner Beier

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