Leitende Kriminaldirektorin Ute Jacobs im Erlensee Aktuell-Interview

(ms/ea) – Seit 1. Mai leitet Ute Jacobs die Polizeidirektion Main-Kinzig. Sie folgt auf Jürgen Fehler, der nach Wiesbaden zur Hessischen Bereitschaftspolizei wechselte. Im Erlensee Aktuell-Interview berichtet sie uns von sich, von ihrem bisherigen Werdegang bei der Polizei und verrät, welche Schwerpunkte sie bei ihrer Arbeit setzen möchte.

Bei Erlensee Aktuell ist es zur Tradition geworden, dass beim Wechsel der Direktionsleitung den Leserinnen und Lesern der neue Leiter, in ihrem Fall zum ersten Mal die neue Leiterin, vorgestellt wird mit einem kleinen Einblick ins Private, in den bisherigen Werdegang und dann natürlich mit den Ideen für die Polizeidirektion Main-Kinzig.

Fangen wir mit dem Privaten an: Ich bin 44 Jahre, verheiratet und wir haben zwei Kinder und leben in Frankfurt. Unsere Kinder halten uns auf Trapp. Mein Sohn ist bei den Pfadfindern aktiv und nächstes Jahr steht der Wechsel in die weiterführende Schule an und meine Tochter kommt nach den Ferien in die Schule und ist schon sehr aufgeregt. Ich bin ehrenamtlich aktiv, z.B. im Vorstand des Fördervereins der Schule und seit 6 Jahren im Elternbeirat der Kindertagesstätte. Das macht mir viel Spaß. Außerdem reisen wir gern – in den Osterferien waren wir z.B. in Amerika und Mexiko unterwegs.

Kurz zu meinem dienstlichen Werdegang: Nach meiner Ausbildung in Kassel und der Zeit bei der Bereitschaftspolizei war ich acht Jahre beim Mobilen Einsatzkommando Frankfurt, bevor ich in Vorbereitung auf mein Masterstudium verschiedene Tätigkeiten im operativen wie im strategischen Bereich des Polizeipräsidiums Frankfurt am Main übernahm. Herausheben möchte ich meine Verwendungen im Abteilungsstab der Abteilung Einsatz und die Leitung einer Operativen Einheit. Frankfurt habe ich also komplett erlebt, wenn man das so sagen kann.

Nach dem Studium an der Deutschen Hochschule der Polizei leitete ich die Regionale Kriminalinspektion in Darmstadt-Dieburg und war stellvertretende Leiterin der Polizeidirektion. Nach meiner Elternzeit wechselte ich ins Innenministerium nach Wiesbaden, wo ich die Geschäftsstelle des Kuratoriums der Polizei Hochschule übernahm. Das war erst einmal eine gänzlich andere Arbeit als bei der Polizei, die für mich aber sehr spannende zwei Jahre brachte, da sie mir einen umfassenden Einblick in die Ausbildungspraxis der Polizei, angefangen von Akkreditierungen über Lehrpläne und die vermittelte Praxis für den höheren Dienst bis hin zu Personalfragen gab.

Nach der Elternzeit mit meiner Tochter ging es wieder nach Frankfurt als Leiterin der Stabsbereiches Strategie, Grundsatz und Personal im Abteilungsstab der Abteilung Einsatz und von dort ins Landespolizeipräsidium als Leiterin des dortigen Abteilungsstabes.

Und von dort ging es dann nach Hanau, genauer: in den Main-Kinzig-Kreis. Kurz gefragt: Warum?

Ganz einfach. Der Main-Kinzig-Kreis ist ein vielseitiger und komplexer Landkreis. Die Arbeit als Leiterin der Polizeidirektion in diesem sowohl von Stadt- als auch von Landstrukturen geprägten Kreis finde ich interessant und herausfordernd. Es ist eine sehr große Polizeidirektion mit viel Personal und unterschiedlichen Aufgaben. Ich habe mich aktiv für diese Stelle interessiert, mich beworben und wurde ausgewählt. Ich freue mich darüber, hier zu sein.

Was haben Sie sich vorgenommen oder anders ausgedrückt: welche Schwerpunkte haben Sie sich für Ihre Arbeit als Direktionsleiterin gesetzt?

Zunächst möchte ich feststellen, dass der Main-Kinzig-Kreis ein sicherer Landkreis ist und ich die gute Arbeit meines Vorgängers fortführen möchte. Dabei beschreiben für mich die Themen Sicherheit und Kommunikation die Schwerpunkte meiner Arbeit, die ich mir vorgenommen habe. Ich bin aktuell dabei, alle Dienststellen zu bereisen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an ihrem Arbeitsplatz kennenzulernen. Dazu gehört es für mich, ins Gespräch zu kommen und Themen aufzunehmen.

Sicherheit, das heißt auf der einen Seite der durch die Kriminalstatistik belegte Rückgang der erfassten Straftaten, auf der anderen Seite aber auch die gefühlte Sicherheit, hier vielleicht als „Sorgenmachen“ ausgedrückt. Damit meine ich beispielsweise: Wie kann ich mein Kind stärken, um mit Cybermobbing oder den Schattenseiten der sozialen Medien gut umgehen zu können. Themen der gefühlten Sicherheit werden auch im Programm KOMPASS aufgegriffen.

Dazu möchte ich, dass die Polizei noch sichtbarer wird, also mehr Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte auf Streifen und somit für die Bürgerinnen und Bürger als Ansprechpartner anzutreffen sind. Dabei unterstützt aus meiner Sicht auch die Digitalisierungsstrategie, mit dem Ziel Polizeiarbeit von Bürokratie zu entlasten. Mit meinen Erfahrungen aus den bisherigen Tätigkeiten denke ich, dass ich hier einige Ideen einbringen kann.

Erlensee ist gerade dabei, KOMPASS-Kommune zu werden. Wie sehen Sie dieses Programm?

Mit KOMPASS bekommen wir im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern Themen auf den Tisch, die uns zeigen, was wir zur Verbesserung der gefühlten Kriminalität tun können. Es ergeben sich hier gerade im Sinne der Prävention Gelegenheiten, gemeinsame Lösungen zu finden. Mehr als die Hälfte der Gemeinden des Main-Kinzig-Kreises nehmen bereits am Kompassprogramm teil und es gibt weitere Interessenten, was ich uneingeschränkt unterstütze. Diesen erfolgreichen Weg möchte ich fortführen.

Der freiwillige Polizeidienst ist – zumindest in Erlensee – immer wieder Thema auf der politischen Tagesordnung. Um die Wiedereinführung wird kontrovers debattiert. Wie stehen Sie dazu?

Ich befürworte den freiwilligen Polizeidienst, wenn dafür die richtigen Personen ausgewählt werden. Diese Auswahl wird gemeinsam mit Polizei und Kommune durchgeführt.

Welche besonderen Ereignisse stehen bereits in Ihrem Terminkalender?

Ein meiner Ansicht nach bedeutendes Ereignis ist die Eröffnung des sogenannten „Haus des Jugendrechts“ in Hanau. Hier arbeiten kommunale Stellen wie die Jugendgerichtshilfen des Main-Kinzig-Kreises und der Stadt Hanau zusammen mit der Staatsanwaltschaft und Polizei. Durch die kurzen Wege unter einem Dach gelingt die Bekämpfung der Jugendkriminalität, die ein schnelles und zielgerichtetes Vorgehen erfordert. Jugendlichen mit möglichst frühzeitigen Sanktionen die Folgen ihrer Taten aufzuzeigen und durch Angebote Auswege aus dem Verhalten zu bieten, ist ein erfolgreicher Weg, wie die bereits eingerichteten Häuser des Jugendrechts in Hessen zeigen. Auch das Ziel durch präventive Maßnahmen Kriminalität vorzubeugen, kann so besser erreicht werden. Ich verspreche mir sehr viel davon.

Außerdem freue ich mich auf die Polizeischau am 16. September in Bad Soden-Salmünster, auf der wir uns zeigen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizei und auch ich gerne mit möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen möchten.

Vielen Dank für das Gespräch.

(Die Fragen stellte Markus Sommerfeld)

Auf dem Foto: Leitende Kriminaldirektorin Ute Jacobs

Foto: Markus Sommerfeld

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