(ms/ea) – Mit 12,6 °C war das Jahr 2022 an der Wetterstation Erlensee noch um 0,1 °C wärmer als das Jahr 2018 und ist nun das bisher wärmste Jahr in der seit 1985 bestehenden Messreihe.
Es war damit gegenüber dem neuen 30-jährigen Mittel 1991-2020 um 1,4 °C zu warm, gegenüber dem Mittel 1961-90 um 2,9 °C deutlich zu warm, was auch zeigt, dass sich die beiden letzten 30 Jahre um 1,5 °C im Jahresdurchschnitt erwärmten.
Mit 601 l/m² erreichte die Niederschlagssumme 91 % des Solls, wobei sich hier die beiden 30-jährigen Klimamittel kaum unterscheiden. Die Monate März und Mai bis August waren zum Teil sehr trocken, erst im September, der als bisher nassester September in die Erlenseer Wetterchronik aufgenommen wurde, entspannte sich die Situation etwas. Hier sticht in der Grafik besonders die Tagessumme vom 14. September mit 51 l/m² hervor, wobei hier 38 l/m² bei einem Starkregenereignis mit Gewitter innerhalb kurzer Zeit fielen. Entsprechend mussten an diesem Tag nicht nur in Erlensee von der Feuerwehr einige Keller ausgepumpt werden.
Deutlich zu sehen an der Kurve der Tagesmitteltemperaturen ist der frostige Abschnitt im Dezember. Am 18. Dezember wurde mit -12,4 °C die tiefste Temperatur des Jahres 2022 gemessen. So tief sank das Thermometer in den letzten 10 Jahren nicht mehr. Allerdings wurde am Silvestertag mit einem Temperaturmaximum von 18,1 °C bei einer Tagesdurchschnittstemperatur von 15,9 °C ein frühlingshafter Jahreswechsel eingeläutet.
Die einzelnen Monatsberichte zum Thema Wetter sind unter http://www.erlensee-aktuell.com/category/wetter/ abrufbar.
Auf der Titelgrafik sind die täglichen Temperaturmittel und Niederschlagssummen des Jahres 2022 abgebildet.
Im Deutschland-Überblick vermeldet der Deutsche Wetterdienst ein außergewöhnliches Wetterjahr.
2022 war das sonnenscheinreichste und gemeinsam mit 2018 wärmste Jahr in Deutschland seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen mit einem deutlichen Niederschlagsdefizit. In den zurückliegenden 9 Jahren traten mit 2022 fünf Jahre mit einer Jahresdurchschnittstemperatur größer 10 °C auf. So hohe Werte wurden vor 2014 in Deutschland noch nie erreicht. Die Folgen waren erneut Hitzewellen und sehr trockene Bedingungen in den Sommermonaten mit Auswirkungen insbesondere auf die Land- und Forstwirtschaft, ähnlich wie in den Jahren 2018, 2019 und 2020 sowie ein ausgesprochen warmer Jahreswechsel 2022/23 mit vielfachen neuen Monatsrekorden.
Mehrere Hitzewellen im Juni und Juli
Im Jahr 2022 waren alle Monate im Vergleich zum Mittel der Referenzperiode 1961-1990 zu warm. Der August war im vieljährigen Vergleich der zweitwärmste und der Oktober mit 2001 sogar der wärmste entsprechende Monat. Insgesamt ergab sich nach DWD-Berechnungen eine Jahresmitteltemperatur von 10,5 Grad Celsius (°C). 2022 liegt damit um 2,3 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 – 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 – 2020 betrug die Abweichung +1,2 Grad. Damit war 2022 neben 2018 das wärmste Jahr seit Messbeginn. Mehrere intensive Hitzewellen im Juni und Juli führten europaweit zu Temperaturrekorden. Die deutschlandweit höchste Tagestemperatur stammt ungewöhnlicherweise aus dem Norden des Landes. Am 20. Juli wurde in Hamburg-Neuwiedenthal ein neuer Stationsrekord von 40,1 °C festgehalten. Den Jahrestiefstwert meldete Heinersreuth-Vollhof, Landkreis Bayreuth, am 18. Dezember mit -19,3 °C.
Februar und September ordentlich nass, Sommer hingegen erheblich zu trocken
Das sommerliche Niederschlagsloch, das ein Minus von gut 40 Prozent im Vergleich zur Referenzperiode 1961 -1990 erreichte, führte zu der geringsten Bodenfeuchte unter Gras seit 1961. Flankiert wurde diese Trockenphase allerdings von den deutlich zu nassen Monaten Februar und September. Im Jahresverlauf fielen im Deutschlandmittel rund 670 Liter pro Quadratmeter (l/m²). Das war ein Minus von etwa 15 Prozent verglichen mit der Referenzperiode 1961 – 1990 (789 l/m²). Ähnlich fiel der Vergleich mit der Periode 1991 – 2020 (791 l/m²) aus. Die höchste Tagessumme wurde in Babenhausen im Unterallgäu am 19. August mit 112,1 l/m² gemessen. An den Alpen prasselten in den vergangenen zwölf Monaten 1500 bis 2000 l/m² nieder. Im Nordosten gingen gleichzeitig die Mengen auf unter 500 l/m² zurück.
Mit etwa 2025 Sonnenstunden sonnigstes Jahr seit Messbeginn
2022 schien die Sonne im bundesweiten Mittel rund 2025 Stunden und lag damit etwa 30 Prozent über dem Referenzwert der Periode 1961 – 1990 (1544 Stunden). Im Vergleich zu 1991 – 2020 (1665 Stunden) betrug die positive Abweichung gut ein Fünftel. Im Südwesten schien die Sonne sogar über 2300 Stunden, in den östlichen Mittelgebirgen zeigte sie sich mit unter 1800 Stunden vergleichsweise seltener.
Rückblick für Hessen:
(In Klammern die vieljährigen Mittelwerte der internationalen Referenzperiode 1961-1990. Der Vergleich aktueller mit diesen vieljährigen Werten ermöglicht eine Einschätzung des längerfristigen Klimawandels)
Das mit 10,7 °C (8,2 °C) wärmste Jahr seit Messbeginn enthielt in Hessen auch den sonnigsten März und an einigen Orten Rekordschneefälle im April. Die Monate Juni, Juli und August entfachten einen Dauersommer, der vertrocknete Landschaften sowie verbrannte Wälder und Felder zurückließ. Nach dem sonnigsten und trockensten Sommer seit 1881 brachte der September den langersehnten Niederschlag. Der Oktober 2022 wurde neben 2001 zum Wärmsten gekürt. Erst in der zweiten Dezemberdekade fielen die Temperaturen massiv in den Keller. Ergebnis: eine Woche Dauerfrost. Im Bergland blieb die Temperatur teils zwei Wochen unter null Grad. Die kleine Eiszeit endete mit einer markanten Glatteisregenlage und der Jahreswechsel erfolgte rekordmild. Unter dem Strich waren die vergangenen zwölf Monate mit 655 l/m² (793 l/m²) deutlich zu trocken. Die Sonnenscheindauer stellte mit 2025 Stunden (1459 Stunden) einen neuen Rekord auf.
Bericht und Grafik: Markus Sommerfeld