(ms/ea) – Dem Hallenbad Erlensee droht nach der vorgesehenen Schließung kein direkt folgender Abriss. Das Gebäude soll zunächst „eingemottet“ werden. Das erklärte Bürgermeister Stefan Erb auf der Bürgerversammlung am Montagabend in der Erlenhalle, zu der rund 500 Bürgerinnen und Bürger erschienen waren.
Wie der Bürgermeister auf Anfrage gegenüber Erlensee Aktuell ergänzte, geht er von mindestens fünf Jahren aus, in denen das Hallenbad zwar geschlossen aber lediglich stillgelegt sein soll. In dieser Zeit wolle man versuchen, eine Lösung zu finden.
Alles stehe natürlich noch unter dem Vorbehalt der von der Stadtverordnetenversammlung zu fassenden Beschlüsse. Er verwahrte sich in der Bürgerversammlung zudem vehement gegen in den sogenannten „sozialen Medien“ geäußerte Behauptungen, das Hallenbad-Grundstück sei bereits für einen Investor zum Bau von Wohnhäusern vorgesehen.
Der Grundtenor der Versammlung ging dann auch dahingehend, dass man gemeinsam politischen Druck aufbauen will, um Land und Bund davon zu überzeugen, dass die Finanzierung eines Hallenbades, welches auch insbesondere für den in den Lehrplänen fest vorgeschriebenen Schwimmstunden für die Schüler genutzt wird, nicht mehr als freiwillige Leistung von einer Kommune allein geleistet werden kann. Wie hier eine Lösung letztendlich aussehen wird, das sollen die nächsten Jahre zeigen. Dazu ist eine Arbeitsgruppe geplant, die entsprechend tätig werden soll. „Wir haben die Hoffnung nicht aufgegeben“, so Bürgermeister Stefan Erb.
Nach der Begrüßung durch Stadtverordnetenvorsteher Uwe Laskowski erläuterte Bürgermeister Stefan Erb in einem einstündigen Vortrag die Haushaltssituation, die letztendlich zum einstimmig gefassten Vorschlag des Magistrats führte, das Hallenbad zum 30. Juni 2023 zu schließen. Er betonte dabei, dass niemand eine Schließung wolle und die Entscheidung allein aufgrund von Fakten erfolgte, also der harten Zahlen des Haushalts.
Ausführlich erläuterte er noch einmal die zum Teil auch in seiner Haushaltsrede vorgelegte Haushaltssituation, die ⇒ hier in Gänze nachzulesen ist.
Zusätzlich waren in der Erlenhalle Infotafeln aufgestellt, die anhand von Grafiken und Tabellen die Situation noch einmal verdeutlichten. ⇒ Präsentationsvorlage der Bürgerversammlung
Bei der anschließenden Fragerunde stand das Thema „Schulschwimmen“ im Vordergrund mit der Problematik, wo und wie der Schwimmunterricht nach der Schließung stattfinden soll. Auch das Thema Steuern spielte eine wesentliche Rolle. Dabei wurde Unverständnis darüber geäußert, dass trotz der Ansiedlung großer Firmen Erlensee nicht in der Lage sei, das Hallenbad weiter zu betreiben. Dazu wurde auch eine Erhöhung der Gewerbesteuer gefordert. Vermisst wurden darüber hinaus vorausschauende kreative Lösungen, die bereits im Vorfeld die jetzige Situation hätten verhindern können.
Bürgermeister Stefan Erb wies darauf hin, dass beim für die Schulen zuständigen Hessischen Kultusministerium die Meinung vertreten werde, das Schulschwimmen könne auch ohne das Erlenseer Hallenbad weiter funktionieren. „Wie das funktionieren soll, ist allerdings die Frage“, so der Bürgermeister.
Beim Thema Gewerbesteuern betonte er den starken Anstieg seit 2011 und belegte anhand der Vortragsfolien den quasi parallel verlaufenden starken Anstieg bei den Kosten für die Kinderbetreuung. Höhere Steuern seien angesichts der ohnehin schon vergleichsweise hohen Hebesätze nicht angebracht.
Hinsichtlich möglicher Einbeziehung angesiedelter Firmen als Sponsoren oder Betreiber des Hallenbades machte der Bürgermeister auf die geltenden Compliance-Richtlinien der Firmen aufmerksam, die ein solches Engagement nicht zulassen. Man habe mit Fachanwälten darüber ausführliche Gespräche geführt, in denen letztendlich aber keine rechtskonforme Lösung gefunden werden konnte.
Vor den ausgestellten Infotafeln standen im Anschluss an die Fragerunde die Mitarbeiter der mit dem Hallenbad befassten Fachbereiche der Stadtverwaltung noch für Gesprächsrunden zur Verfügung, welche von interessierten Bürgern auch zahlreich genutzt wurden.
Das Thema „Hallenbad-Schließung“ wird nun in der am 7. Dezember um 18.30 Uhr stattfindenden Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses und weiter in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 15. Dezember um 18.30 Uhr weiter beraten und beschlossen. Beide Sitzungen finden im großen Saal der Erlenhalle statt.
Bericht und Fotos: Markus Sommerfeld