(pm/ea) – Zum Thema „Schließung des Hallenbades in Erlensee“ wenden sich die DLRG Ortsgruppe Erlensee und die TSG Erlensee 1874 e.V. mit einer Stellungnahme, die nachfolgend im Wortlaut wiedergegeben wird, an die Öffentlichkeit:
Die Stellungnahme im Wortlaut:
Sehr geehrte Damen und Herren des Magistrates, sehr geehrte Damen und Herren der Stadtverordnetenversammlung, liebe Erlenseer,
am Donnerstag, den 27. Oktober 20022 wurde bekannt, dass es konkrete Pläne gibt, eine Erlenseer Institution zu schließen. Das Hallenbad. Ein Schwimmbad, was Ihnen und auch uns Vereinen seit Jahrzehnten zur Verfügung steht, um dort Spaß zu haben, sich körperlich fit zu halten und für viele der Ort ist, Schwimmen zu erlernen. Die Nachricht über eine gänzliche Schließung war für beide Vereine ein Schock, welchen wir uns niemals hätten denken können. Erst die Corona-Pandemie, die einen Trainingsbetrieb komplett stilllegte und dann zum Glück eingeschränkt zuließ. Danach die Energiekrise, die aus dem Ukrainekrieg entstand, ließ immer nur hoffen, dass das Hallenbad in den kalten Monaten offenbleibt. Doch es kam alles anders.
Wie wichtig die Schwimmfähigkeit ist, zeigt sich jeden Sommer, leider vor allem dann, wenn unschöne Berichte darüber erfolgen, dass Menschen ertrunken sind. Laut Zwischenstand für das Jahr 2022 (Stand Juli) sind 199 Menschen ertrunken. Warum ertrinken Menschen? Vor allem, weil sie es nicht erlernten zu schwimmen. Diese Berichte werden nicht weniger. Ganz im Gegenteil. Leider nehmen dementsprechende Meldungen weiter zu. War es da Ironie des Schicksals, das nur kurz vor der Veröffentlichung der Pläne zur Schließung ein Bericht der DLRG Erlensee veröffentlicht wurde, die die erfolgreiche Schwimmausbildung thematisierte?
Liebe Verantwortliche, der TSGE und der DLRG ist bewusst, dass Sie sich eine Entscheidung nicht einfach machen werden können, eine entsprechende Petition erreichte in kürzester Zeit 5000 Unterschriften, also ca. 1/3 der Erlenseer Bevölkerung. Zum Vergleich: Bei der Kommunalwahl 2021 wurden knapp 4700 Stimmzettel ausgewertet (Quelle Erlensee Aktuell).
Wir, als Anbieter von (sportlichen) Angeboten im Hallenbad, geben an dieser Stelle ein paar Fakten mit an die Hand:
Beide Vereine haben eine Warteliste von je ca. 100 Kindern für Schwimmkurse, zusammen also 200 Kinder, die Schwimmen lernen sollen. Natürlich ist dies auch ein Stau aus der Corona Zeit, aber gut 200 Kinder wollen Schwimmen lernen. Die Warteliste der städtischen Schwimmkurse ist uns nicht bekannt, aber bekannt ist auch hier, dass es Wartezeiten gibt. Es wird nicht möglich sein, innerhalb von acht Monaten all diesen Kindern Schwimmen beizubringen. Wie wir alle wissen, wächst Erlensee und somit auch die Anzahl von Kindern. Das Wachstum der Stadt ist dabei sicher auf viele Faktoren zurückzuführen. Dass Erlensee ein Schwimmbad betreibt, ist aber sicher ein positiver Aspekt für Menschen, die überlegen, nach Erlensee zu ziehen.
Wohin sollen diese Kinder nun gehen, um Schwimmen zu lernen? Was sollen die Schulen und Kindergärten machen? Wo sollen die Schwimmkurse stattfinden? Die anderen Bäder sind ebenso komplett ausgelastet. Es sind Fragen, die jetzt Antworten brauchen und nicht erst im Sommer 2023.
Aber nicht nur Kinder mit Schwimmkursen nutzen das Hallenbad. Angebote wie Wassergymnastik, zertifizierte Reha-Angebote sowie Rettungsschwimmen werden ebenfalls im Schwimmbad von uns angeboten. Im Bereich Rettungsschwimmen werden die Angebote der DLRG auch von den Mitarbeitern der Kindergärten sowie den Schulen angenommen. Des Weiteren nahm die DLRG auch bei der hr3-Aktion „Mehr Helden für Hessen“ von Tobi Kämmerer kürzlich teil und bildete 8 Gewinner zu Rettungsschwimmer aus. Auch die Kooperation der DLRG mit der Georg-Büchner-Schule, in der Schüler aus den Intensivklassen die Möglichkeit bekommen, Schwimmen zu erlernen, würde erlischen.
Insgesamt sind in der TSGE ca. 200 Mitglieder in der Abteilung Schwimmen und die DLRG hat einen Mitgliederstand von 238. Beide Vereine werden ehrenamtlich geführt, dies erlaubt einen Blick auf den Koalitionsvertrag des Bundes, „Sport lebt vom Ehrenamt, stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ist Mittler für demokratische Werte (…) weiten die Offensive für Investitionen in Sportstätten von Kommunen und Vereinen unter Beachtung von Nachhaltigkeit, (…) aus und berücksichtigen insbesondere Schwimmbäder stärker“. In unseren Augen ist aus gutem Grunde gerade auf Schwimmbäder ein Fokus gerichtet. Wer nicht Schwimmen lernt, geht im schlimmsten Fall unter. Das ist hart, aber Realität. Provokant ist hierbei die Frage, ist ein Menschenleben 15 Mio. Euro wert?
In der Konsequenz wird die Schließung darüber hinaus dazu führen, dass die Schwimmabteilung der TSGE (gegründet 1928 ) sich auflösen wird, dies geht einher mit entsprechenden Einbußen für die Solidargemeinschaft Verein, ein noch größeren Einschnitt wird es für die DLRG Ortsgruppe (gegründet 1976 ) geben. Eine Auflösung der Ortsgruppe ist bei der Schließung des Trainingsstätte nur eine Frage der Zeit.
Liebe Verantwortliche aus der Politik, wir wissen dass sie sich die Entscheidung nicht einfach machen. Wir bitten Sie aber, diese Entscheidung besonders schwer zu machen und vorausschauender zu planen. Den Vereinen fehlt bereits die Fallbachhalle, ein Ersatz ist frühestens im Jahr 2024 vorhanden. Jetzt auch noch das Hallenbad? Die Schwimmabteilung der TSGE und die DLRG sind bereits seit vielen Jahren aktiv, angefangen hat alles in der Kinzig mit den Badeplätzen dort. Ein Zurück dahin ist nicht möglich.
Selbstverständlich stehen wir in Anbetracht der aktuellen Lage zu Gesprächen bereit, um auch unseren Anteil an der Rettung des Hallenbades zu leisten. Wir brauchen das Hallenbad. Die Bürger brauchen das Hallenbad. Aber am meisten benötigen die Kinder das Hallenbad, um Schwimmen zu lernen!
David Lanecki
1. Vorsitzender
DLRG Ortsgruppe Erlensee
Andreas Lindner
1. Vorsitzender
Turn- und Sportgemeinde Erlensee 1874 e. V.