Magistrat schlägt Schließung des Hallenbades zum 30. Juni 2023 vor: „Sanierungs- und Betriebskosten nicht mehr zu verantworten“

(ms/ea) – Der Magistrat der Stadt Erlensee schlägt die Schließung des Hallenbades zur Sicherung des Haushalts vor. Darüber informierten am Donnerstagnachmittag Bürgermeister Stefan Erb und Erste Stadträtin Birgit Behr.

Die im Magistrat einstimmig getroffene Entscheidung im Rahmen der jährlich stattfindenden Haushaltsberatungen sei „gezwungenermaßen“ gefasst worden und keines der Magistratsmitglieder habe sich diese traurige Entscheidung leicht gemacht, wie der Bürgermeister betonte. Er wird daher in der öffentlichen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 17. November den vom Magistrat erarbeiteten Entwurf des Haushaltsplans für das kommende Jahr 2023 einbringen, der die Schließung des Hallenbads zum 30. Juni 2023 vorsehen wird.

Wie Bürgermeister Stefan Erb in sehr persönlichen Worten betont, fühle sich diese Entscheidung auch für ihn wie ein heftiger Schlag in die Magengrube an, zumal das Hallenbad seit fast einem halben Jahrhundert ein nicht wegzudenkender Bestandteil des Freizeitangebots in Erlensee sei.

Er führt weiter aus: „Das Hallenbad wurde 1976 eröffnet, nach 34 Jahren wurden im Jahr 2010 Sanierungsarbeiten ausschließlich an der Technik und nicht am Gebäude durchgeführt, welche einen Weiterbetrieb bis heute ermöglichten. Das Schwimmbecken, die Verfliesung sowie Heizung und Umkleiden sind daher noch immer aus den 70er Jahren und haben damit das Ende Ihrer Lebensdauer erreicht oder bereits überschritten und lassen nun einen gesicherten Betrieb des Bades nicht mehr zu“, so Bürgermeister Stefan Erb.

Bereits im Vorfeld der damaligen Sanierung gab es einen Antrag der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen, das Hallenbad, welches damals als „Fass ohne Boden“ genannt wurde, zu schließen, um nicht alle anderen Angebote der Stadt im Bereich der freiwilligen Leistungen zu gefährden. Damals habe man sich zu einer Weiterführung entschieden, obwohl die Sanierung mit 7 Mio. € und der jährliche Zuschussbedarf mit rd. 500.000 € bereits erheblich gewesen seien, so der Bürgermeister, der noch anmerkt, dass sich die Befürchtungen der Grünen Fraktion bewahrheitet hätten. Trotzdem sei es auch kein Fehler gewesen, diesem damaligen Antrag nicht zuzustimmen. Heute könne man stolz sein, dass Erlensee so lange seinen Bürgern und denen aus der gesamten Region ein Hallenbad bieten konnte. Erste Stadträtin Birgit Behr betonte, dass auch die CDU sich der immensen Kosten des Hallenbades immer bewusst gewesen sei und dennoch dem Weiterbetrieb damals aus guten Gründen zugestimmt habe. Nur jetzt wäre es fahrlässig, angesichts der enormen Sanierungskosten und der Kosten aus dem laufenden Betrieb, der Schließung nicht zuzustimmen.

Gutachter schätzen die dringend notwendigen Sanierungskosten auf 15 bis 20 Mio. Euro. Der Schuldendienst für diese Sanierung und die weiter steigenden Betriebskosten dürften den jährlichen Zuschussbedarf weit über die 2 Mio. € Marke treiben.

„Damit wäre dann in absehbarer Zeit die Hälfte des gesamten Jahresetats für freiwillige Leistungen, wie für die Bücherei, die Kinder- und Jugend- und Seniorenarbeit, den Familienbus, die Spielplätze und das Fußballzentrum belegt und wir müssten letztlich all diese Angebote in ihrem Fortbestand in Frage stellen“, so der Bürgermeister.

Ein Weiterbetrieb des Hallenbades sei daher nach Auffassung des Magistrats nicht mehr zu verantworten, weder zu Lasten all dieser Angebote noch zu Lasten der Bürgerinnen und Bürger beispielsweise im Wege einer dramatischen Erhöhung des Grundsteuerhebesatzes auf 940 Punkte.

Sämtliche Bemühungen, einen Betreiber des Bades zu finden oder die finanzielle Unterstützung von Nachbarkommunen zu erzielen, seien erfolglos geblieben. Auch das Land Hessen oder der Landkreis würden sich nicht beteiligen. „In den Lehrplänen der Schulen steht Schwimmunterricht, aber die Kommunen werden bei der Finanzierung der Bäder im Regen stehen gelassen“, so Birgit Behr. Die Schulen müssen nun klären, wo sie mit den Schülern zukünftig Schwimmunterricht abhalten können.

Bürgermeister Stefan Erb versprach, für die 20 Mitarbeiter des Hallenbades die für sie jeweils beste Lösung zu finden und jede nur erdenkliche Hilfestellung zu leisten.

⇒ Der DLRG Bundesverband hat in einer Petition auf das Bädersterben bereits seit Jahren hingewiesen , welches das gesamte Land betrifft und kein Problem einzelner Kommunen darstellt.

„Mit der Entscheidung, das Erlenseer Hallenbad zu schließen, sind sichtbar viele Emotionen verbunden. Letztlich läuft aber alles auf eine Entscheidung der Vernunft hinaus, alles andere wäre fahrlässig und verantwortungslos“, so Bürgermeister Stefan Erb und Erste Stadträtin Birgit Behr.

Die letztendliche Entscheidung liegt bei den Stadtverordneten, die am 15. Dezember oder auf einer späteren Sitzung öffentlich über den Haushalt 2023 abstimmen werden. Die Bürgerinnen und Bürger lädt Bürgermeister Stefan Erb ein, sich bei den weiteren Beratungen, die stets öffentlich sind, zu informieren. „Wir gehen davon aus, dass es weitere Informationsveranstaltungen oder eine Bürgerversammlung von Seiten der Stadtverordnetenversammlung geben wird“, so Bürgermeister Stefan Erb und Erste Stadträtin Birgit Behr abschließend.

Bericht und Foto: Markus Sommerfeld

 

Anzeige

Kaspar Pfister als Vizepräsident in das Präsidium des Arbeitgeberverbands Pflege gewählt

Kaspar Pfister, geschäftsführender Gesellschafter der BeneVit Gruppe, ist in das Präsidium des Arbeitgeberverbands Pflege (AGVP) gewählt worden. Als Vizepräsident wird er künftig gemeinsam mit dem neu gewählten fünfköpfigen Gremium die Interessen der privaten Pflegeunternehmen vertreten und sich weiterhin für die Sicherung der Versorgung in der Altenpflege einsetzen.

Weiterlesen