(pm/ea) – Sie legt ihm nach 65 Ehejahren fürsorglich die Hand auf die Schulter und scherzt mit ihm. Er nennt sie nach 65 Jahren Ehe liebevoll „mein Schatz“ und sagt: „Meine Frau hat mich glücklich gemacht“.
Edith und Klaus Wittlich haben sich am 21. August 1957 das Ja-Wort gegeben und feierten nun mit Familie, Freundinnen und Freunden ihre Eiserne Hochzeit. Einige Tage darauf gratulierte Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann dem Paar in dessen schmucken Heim in Neuberg gemeinsam mit Gemeindevorstandsmitglied Ute Birkner zu dem besonderen Ereignis.
„Es ist schön, ein Paar wie Edith und Klaus Wittlich nach mehr als sechs Jahrzehnten Ehe noch so glücklich zu sehen. Damit sind die beiden nicht nur Vorbild für andere, vor allem jüngere Menschen, sondern sie zeigen, dass es möglich ist, gemeinsam durch leichte und schwere Zeiten zu gehen, ja aus den schweren als Paar sogar gestärkt hervorzugehen.“ Anschließend wollte er von der 82-Jährigen und ihrem 88-jährigen Mann wissen, was das Besondere an diesem Augusttag vor 65 Jahren gewesen sei. „Es war ein schöner Tag mit ebenso schönem Wetter“, erinnerte sich der eiserne Bräutigam. „Wir sind nach der Trauung mit dem Auto gefahren, die Straße war frei, im Radio spielte „An der schönen blauen Donau“. Ich bin ein bisschen im Takt der Musik Kurven gefahren. Wir waren verliebt und bester Stimmung.“
Kennengelernt haben sich Edith Ruoff, so der Mädchenname der Braut, und Klaus Wittlich auf dem Rüdigheimer Hof, der damals von ihrem Vater Erich Ruoff bewirtschaftet wurde. Klaus Wittlich hatte zuvor eine dreijährige landwirtschaftliche Lehre im Saarland absolviert, anschließend die Landwirtschaftliche Fachschule besucht und mit dem Gehilfenbrief abgeschlossen. An der Landwirtschaftlichen Fachhochschule in Michelstadt hatte er seinen Abschluss als Agraringenieur gemacht. Die Braut wiederum hatte nach ihrem Schulabschluss eine Ausbildung zur städtischen Hauswirtschafterin absolviert. 1958 übernahm das jungvermählte Paar die Staatsdomäne Rüdigheimer Hof und war dort 41 Jahre lang als Pächter tätig. „Das ist wesentlich länger als jeder andere Pächter“, sagte Klaus Wittlich nicht ohne Stolz. In den 1960er und 1970er Jahren wurde auf dem Hof Getreide, Zuckerrüben und Raps angebaut, Rinder und Schweine wurden gehalten. Die Pächter entschlossen sich freilich Mitte der 1970er Jahre, die Tiere abzuschaffen und stattdessen auf Pferdehaltung, Pferdepension und Pferdezucht zu setzen. Das war eine mutige Veränderung, doch die Umstellung erfolgreich und damit die Entscheidung richtig. Nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter packten beherzt an, sondern auch die drei Söhne Ingo, Uwe und Stefan sowie Tochter Friederike. „Ohne die Familie geht gar nichts und unsere Kinder waren uns stets eine große Hilfe“, befand Klaus Wittlich und seine Frau nickte zustimmend. Die Familie, von der der eiserne Bräutigam spricht, ist mit der Zeit um einige Köpfe gewachsen. Fünf Enkelkinder und eine Urenkelin haben die beiden und sind sehr froh darüber.
Neben der Arbeit auf dem Hof engagierte sich Klaus Wittlich ehrenamtlich. Er war unter anderem im Gemeindeparlament und im Gemeindevorstand aktiv sowie als stellvertretender Vorsitzender des Bauernverbandes. Er war Vorsitzender des Aufsichtsrats der Volks- und Raiffeisenbank Langenselbold und ehrenamtlicher Richter. Als erfolgreicher Trakehnerzüchter und Hengsthalter gehört er seit 1966 dem Trakehnerzuchtverband an, war von 1973 bis 1988 Vorsitzender des Zuchtbezirks Hessen und von 1991 bis 2000 Vorsitzender des Deutschen Trakehner Verbandes. Als Letztgenannter unternahm Klaus Wittlich zahlreiche Reisen in die ganze Welt, die manchmal mehrere Wochen dauerten. Seine Frau reiste immer mit – als Selbstzahlerin versteht sich. „Nur zweimal hat das Mitreisen nicht geklappt: nach Paraguay und in die USA“, berichtete Klaus Wittlich.
Auch Edith Wittlich war lange Jahre für das Gemeinwohl aktiv, zum Beispiel als ehrenamtliche Richterin sowie im Kirchenvorstand der Evangelischen Kirchengemeinde Neuberg. Mittlerweile ist sie dort Kirchenälteste. 28 Jahre war sie Vorsitzende des Rüdigheimer Landfrauen, acht Jahre lang als Lehrkraft für Handarbeiten und Werken an der Erich-Simdon-Schule in Neuberg tätig. „Als Friederike dort zur Schule ging, sagte der Schulrektor, dass sie leider keinen Handarbeitsunterricht bekommen könnten, weil es keine Lehrkraft dafür gebe. ‚Meine Mutter kann das‘, hat Friederike damals in die Klasse gerufen. Daraufhin hat die Schule mit mir Kontakt aufgenommen und als die Schulverwaltung zugestimmt hatte, ging es los“, so Edith Wittlich.
So fit, rege und gut gelaunt Edith und Klaus Wittlich nach 65 Ehejahren sind, macht das Alter sich hier und da doch bemerkbar. Er kann nicht mehr Auto fahren und sie tut es nicht gern. Also sitzen die beiden auf der Terrasse in ihrem Garten, den die Hausherrin nach wie vor mit Hingabe hegt und pflegt. Dann schwelgen die Eheleute in Erinnerungen und denken an das Schöne zurück, dass sie gemeinsam erlebt haben.
Winfried Ottmann sagte denn auch an das eiserne Hochzeitspaar gewandt: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich noch lange bei bester Gesundheit an Ihrem Zusammenleben und am Leben selbst erfreuen. Bleiben Sie, wie Sie sind, und passen Sie weiterhin gut aufeinander auf.“
Auf dem Foto: Kreisbeigeordneter Winfried Ottmann (rechts) gratulierte gemeinsam mit Ute Birkner (Zweite von rechts), Mitglied des Gemeindevorstands Neuberg, Edith und Klaus Wittlich (rechts und Mitte) zum 65. Hochzeitstag. Friederike Westphal (Zweite von links), die Tochter der beiden, war für diese besondere Feier aus Norddeutschland angereist
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