(pm/ea) – Was im Herbst 2020 wegen Corona und Starkregen ins Wasser fiel, wurde in diesem Jahr impfgeschützt und bei strahlendem Sonnenschein nachgeholt: Der Erlenseer Kulturverein forderte mit dem Motto „Allerlei vorm Fenster“ sein Publikum auf: „bleiben Sie zu Hause, wir kommen zu Ihnen!“
Die erfrischende Idee kam in Erlensee sehr gut an, am Samstagnachmittag schaute Allerlei mit einer kleinen Kultur-Karawane beim Publikum vorbei. Selbstverständlich wurden die aktuellen Abstands- und Hygieneregeln beachtet.
Angeführt von einem Traktor mit Anhänger, von Traktorist Theo Sturaro meisterlich gelenkt, radelte das Allerlei-Team klimaneutral zu vier verschiedenen Kulturhaltestellen in Langendiebach und Rückingen. Dort „vorm Fenster“ angekommen, sprichwörtlich „uff de Gass“, gab es ein kulturelles Allerlei aus Geschichten, Musik und Jonglage, mit Spaß und Ernst.
Manfred Semmler hielt mit seiner Kamera die schönsten Momente für die „Ewigkeit“ fest, Herbert Rüger sorgte mit Bällen, Keulen und großer Klappe für amüsante Zwischenräume. Gabriele Semrau trug dem Publikum sowohl Ernsthaftes von Erich Kästner („Hymnus auf die Bankiers“), als auch Lustiges von Christian Morgenstern („Zäzilie soll die Fenster putzen“) vor. Mit eher leiseren Tönen verzauberte Monika Barth das Publikum mit ihrem Spiel auf der Sansula, einer besonderen Variante des „Daumenklaviers“. Danach ging es um den „Unbekannten“ unter den Brüdern Grimm: Ferdinand Grimm. Axel Friedrich berichtete von dessen recht unglücklichem Leben und las das besinnliche Märchen „Bienen trauern“. Humor- und schwungvoll ging es bei dem Vortrag von Renate Lorenz zu, die mit Selfie-Stick die Gier der selbstverliebten NetzposerInnen nach „Likes“ auf die Schippe nahm. Danach gab ein fremdartiges Instrument dem Publikum Rätsel auf: die von Jürgen Weiß als mögliches Ufo oder Küchen-Wok vorgestellte Metallkuppel entpuppte sich als fingerfertig gespieltes, klangvolles „Hang“ aus der Schweiz, das die Zuhörerschaft verblüffte. Mit mehr als einem Augenzwinkern führte Stephan Starischka in die Welt der Zahlenmystik. In seinem formidablen Vortrag erfuhren die staunenden Erlenseer alles und noch viel mehr über die magische Sieben. Schlusspunkt „vor dem Fenster“ war die tragische Geschichte vom Schicksal des bronzenen Wasserbüffels vom Rathausplatz. Jürgen Weiß nahm gereimten Anteil an dessen Wandlung vom stolzen Zuchtstier zum keuschen Bronzeochs.
Nach einem kurzweiligen Programm von gut 40 Minuten wurde wieder eingepackt, die Fahrräder bestiegen und der Traktor gestartet; Allerlei machte sich auf den Weg zum nächsten Auftrittsort.
Die vier unterschiedlichen Kulturhaltestellen in Marköbeler-, Bleich-, Wilhelm-Busch- und Römerstraße hatten eines gemeinsam: an allen Auftrittsorten wurden die Akteure von Allerlei herzlich empfangen. Die Gastgeber hatten Freunde und Nachbarschaft eingeladen, man saß erfreut in Vorgarten, Hofeinfahrt oder am Fenster und beschaute die ungewöhnliche, ideenreiche Aktion des Erlenseer Kulturvereins. Getränke wurden gereicht, Kuchen wurde angeboten. Sicher wurde manch fröhliches Nachbarschaftsfest nach den Allerlei-Auftritten noch fortgesetzt.
Ganz gleich, ob jung oder alt, die Langendiebacher und Rückinger Bürgerinnen und Bürger hatten ihren Spaß. „Allerlei vorm Fenster“ war eine besondere Veranstaltung unter besonderen Umständen. Daher wurden die Auftritte ausnahmsweise nicht öffentlich beworben, lediglich die Allerlei-Vereinsmitglieder und die Gastgeber waren vorab informiert. Umso erfreulicher war es, dass sich mehr als hundert Menschen an den wahrlich einmaligen Vorstellungen erfreuten. Ein wirklich außergewöhnlicher kultureller Nachmittag in Erlensee!
Mehr Informationen und eine Bildergalerie findet man im zeitnah Internet: www.allerleikultur.de
Fotos: M. Semmler