In einem Leserbrief fragt Karin Dhonau aus Hanau: „Wie lange sollen wir noch warten auf eine breit angelegte Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung? “
„Gib Aids keine Chance“ so lautete die erfolgreiche Kampagne gegen das Aids-Virus in den vergangenen Jahrzehnten. Seinerzeit gab es eine breit und öffentlich angelegte Kampagne zum Infektionsschutz gegen Aids von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Überall prangten bunte, verständliche Plakate, das Virus war Thema in Schulen und Bildungseinrichtungen und in der Gesundheitsvorsorge. Überall dort wurde zielgruppenspezifisch Aufklärung betrieben.
Es wurde nicht versucht Aids groß oder klein zu reden, sondern es wurde vermittelt: es gibt Aids und es wird Aids auch bis auf weiteres noch geben. Aus dieser Einsicht/Haltung heraus gab es Zielgruppen spezifische hochwirksame Kampagnen und Aufklärungsaktionen.
Bei Corona vermisse ich diesen Ansatz. Bislang heisst es wir wollen das Corona-Virus bekämpfen und ausrotten. Dass das nicht klappen kann, wissen wir von vielen Viren, die mutieren. Und trotzdem wird dieses Ziel verfolgt und die Politik ergreift „vorrübergehende Maßnahmen“, damit „die Intensivstationen und/ oder die Krankenhäuser nicht überlastet werden“.
Ich wünsche mir verständliche Erklärungen und Videos darüber, was ich in meiner Umgebung Gutes tun kann und wie es konkret wirkt, wenn ich mein Leben mit den Corona-Regeln gestalte; und dies Kind- und jugendgerecht, in einfacher Sprache und in Fremdsprachen sowie alltagsbezogen für ältere Menschen. Wenn dabei deutlich wird, wie ich in meinem Lebenskontext konkret und positiv dazu beitragen kann die Infektionsgefahr zu reduzieren, ist es viel einfacher.
Ich möchte in meiner unmittelbaren Lebenswelt, in meinem Lebenszusammenhang abgeholt werden. Ich möchte mit erreichbaren und nachvollziehbaren Zielen für meine direkte Umgebung motiviert werden, die notwendigen Einschränkungen zu gestalten. Ich möchte gezielte angeleitete Begegnungs-Formate für die einzelnen Zielgruppen zum Austausch und zur Unterstützung zu einer Kampagne „Gib Corona keine Chance“.
Ich möchte, dass dazu Schulen, Volkshochschulen, Jugendzentren und Bildungseinrichtungen gezielt geöffnet werden, um diese Angebote pandemiegerecht zu vermitteln, um die Zusammenhänge verstehen zu lernen und einzuüben. Pädagogen, Referenten und Dozenten können im persönlichen Austausch dazu viel mehr vermitteln als die allgemeinen AHA-und L-Regeln.
Ich finde es vorbildlich, dass wir in Hanau ein Hygieneteam für Betriebs-, Kultur- und Sportstätten haben. Wir brauchen aber auch bundesweit verbindliches Aufklärungsmaterial und Trainingsprogramme und Übungsfelder für die pandemiegerechte Lebensführung.
Karin Dhonau
Hanau
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