(pm/ea) – „Warum stehen Ameisen nie im Stau?“ Die Ausstellung des Umweltzentrums Hanau zum Thema Bionik, also zum Übertragen von Phänomenen der Natur auf die Technik, gibt jetzt dazu Aufschluss.
Sie ist erweitert worden, ehe sie wieder durch die Republik wandert und von Oktober 2020 bis März 2021 im „Aeronauticum“ in der Gemeinde Wurster Nordseeküste zu sehen sein wird. 20 Vertreterinnen und Vertreter regionaler Umweltschulen nahmen nun im Umweltzentrum Einblick in die Ausstellung „Ideenlabor Natur“ und ließen sich den Bionik-Bildungsbaukasten einer Firma für Fertigungsmaschinen präsentieren.
Die 2005 vom Umweltzentrum entwickelte Bionik-Ausstellung ist seither vielerorts im Land zu sehen gewesen. Für die didaktische Erweiterung nahm Umweltzentrumsleiterin Gabriele Schaar-von Römer diesmal das Hanauer Repair-Cafe mit ins Boot. Dort wurden unter Regie von Bernd Merte und Herbert Leypold hölzerne Demonstrations-Elemente als Mitmach-Stationen gebaut, um erfassen zu können, dass Werkzeuge wie Pinzette, Einmaulschlüssel oder Kombizange den Schnäbeln von Brachvogel und Papageientaucher sowie den Zangen des Ameisenlöwens abgeschaut sind. Im Repair-Cafe entstand auch ein Ameisen-Kommunikationsspiel, bei dem vier Teilnehmende nur durch gemeinsames Ziehen von Seilen Aufgaben aus dem Reich der Ameisen erfüllen können.
Damit wird die Rolle der Ameisen in der Natur nachempfunden, die gemeinsam stark sind. Die beispielsweise Pflanzensamen verteilen sowie tote Tiere und Pflanzen an ihre Nachkommen verfüttern. Und auf deren Straßen quasi Überholverbot gilt, begünstigt durch den stets gleichen Abstand untereinander. Schaar-von Römer ergänzte, dass Künstliche Intelligenz im Grunde auf Methoden der Ameisen aufbaue, die sich über Duftspuren die bestgeeigneten Wege merken.
Aus Pappmaché ist ein Ameisenhaufen mit seinen verschiedenen Funktionen wie Vorrats- und Larvenkammer, Brutkammer und Friedhof nachgebaut. Derselbe Hersteller, sonst auf Schwellköpfe für Fastnachtsumzüge spezialisiert, fertigte auch das Modell eines Bibers. – Wobei Schaar-von Römer anmerkte, dass dieser für Menschen vorbildliche Dammbauer inzwischen in der Kinzig am Umweltzentrum heimisch geworden sei und das zum Anlass für künftige Führungen genommen werde. – Den nie stumpf werdenden Zähnen des Bibers ist das Spezialküchenmesser Bionic-Knife von Fissler abgeschaut, das in der Ausstellung neben dem Tiermodell abgebildet ist.
Was Bionik mit Robotik zu tun hat, lässt sich mit Hilfe eines Bildungsbaukastens ergründen, den die Automationsfirma Festo vor allem für 14- bis 18-Jährige im Unterricht entwickelt hat. Der Baukasten enthält Servomotoren, Elektronikbauteile, Funktions- und Verbindungselemente für ein Fischmodell, einen Chamäleongreifer und einen Elefantenrüssel. Kombiniert mit Kabelbindern, Sandsäckchen, Pappe und Schaumstoff entstehen quasi kleine Roboter, die sich zudem über Schnittstellen, wie PC oder Smartphone, fernsteuern lassen. Diesen Bildungsbaukasten verleiht das Umweltzentrum an Schulen.
„Die Abgesandten der Umweltschulen aus der Region waren sehr angetan von dieser spannenden didaktischen Spielart für den naturwissenschaftlichen Unterricht“, berichtete Schaar-von Römer nach der Fortbildungsveranstaltung. Dabei waren auch die Schulgärten ein Thema, wobei die Lehrkräfte aus dem Nutzgarten des Umweltzentrums neue Idee mitnahmen. Etwa die, dass sich beim Pflanzen eines Baumes bewährt hat, einen alten Lederschuh und die Hüllen von Esskastanien mit zu verbuddeln, denn beides hilft gemäß alter Weisheiten aus der Landwirtschaft gegen Wühlmäuse.
„Die erweiterte Bionik-Ausstellung zeugt vom hohen umweltpädagogischen Stellenwert unseres Umweltzentrums“, bilanziert Anja Zeller, Leiterin der städtischen Stabsstelle Nachhaltige Strategien. Und Oberbürgermeister Claus Kaminsky freut sich, „dass die erfolgreiche Wanderausstellung für Hanau auch eine Werbebotschafterin in anderen Städten und Gemeinden ist.“
Foto: Stadt Hanau