70 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen

(pm/ea) – Mit ihrer traditionellen Feierstunde zum TAG DER HEIMAT gedachten der Bund der Vertriebenen (BdV) und die Stadt Hanau am Sonntag in der Martin-Luther-Anlage gemeinsam der Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation.

In seiner Einführung ging der BdV-Kreisvorsitzende Lothar Streck auf den zeitgeschichtlichen Kontext ein, die unvergleichlichen Verbrechen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und die mit dem Kriegsende 1945 verbundene Hoffnung auf Befreiung. Doch es folgte neues Unrecht. Etwa 25 Millionen Europäer wurden nach dem zweiten Weltkrieg gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben, unzählige von ihnen überlebten die Gewaltexzesse und Strapazen nicht.

In der Charta der deutschen Heimatvertriebenen vom 5. August 1950 wurden Ziele für einen Neuanfang ohne Hass und Vergeltung formuliert. Unmittelbar vorausgegangen war die Erklärung des französischen Außenministers Schuman vom 9. Mai 1950 (Europatag) und das Wiesbadener Abkommen zwischen dem tschechischen Nationalausschuss und sudetendeutschen Vertretern.

Die Vorsitzende der Kreisgruppe der Ost- und Westpreußen, Monika Suck, ergänzte die Ausführungen mit dem bewegenden Gedicht „Vertriebenheit“. Grüße des Oberbürgermeisters Claus Kaminski und der städtischen Gremien überbrachte die Stadträtin Claudia Borowski. In ihrem Grußwort betonte die frühere Leiterin der Eugen-Kaiser- Schule die Notwendigkeit des Erinnerns an die kollektiven Erfahrungen Gewaltherrschaft, Krieg und Vertreibung. Der Stadtverordnete Bert-Rüdiger Förster, Ehrenbürger der ungarischen Gemeinde Bakonyszombathely, berichtete in einem kurzen Grußwort über die Völkerverständigung zwischen Deutschen und Ungarn. In seiner bewegenden Festansprache beschrieb der Stadtverordnete Thomas Straub die Charta als zeitloses Dokument, dessen Ziele nach wie vor aktuell sind. Beachtenswert sei besonders die europäische Orientierung der Charta. Dem BdV wünsche er, dass er seine notwendige Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit noch möglichst lange fortsetze.

Mit dem Gedenken an die Todesopfer, gesprochen vom BdV-Kulturreferenten Peter Jurenda, und der gemeinsamen Kranzniederlegung am Mahnmal der Stadt Hanau und dem Gedenkkreuz der Vertriebenen endete die Feierstunde.

Auf dem Foto: Stadträtin Claudia Borowski und Stadtverordneter Thomas Straub bei der Kranzniederlegung

Foto: PM

 

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Am 19. Februar 2020 ereignete sich einer der verheerendsten rassistischen Anschläge in der jüngeren Geschichte Deutschlands: In Hanau wurden neun junge Menschen aus rassistischen Motiven ermordet. Unter den Opfern war Hamza Kurtović, der Sohn von Armin Kurtović. Die Tragödie hinterließ nicht nur eine tiefe Wunde bei den betroffenen Familien, sondern auch in der gesamten Gesellschaft.

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