(pm/ea) – Den Radverkehr in der Region Hanau als Instrument für eine bessere Umwelt zu nutzen, das hat Felix Waitz schon in seiner Masterarbeit an der Hochschule Darmstadt intensiv beschäftigt. Nun kann sich der 26-jährige Bauingenieur aus Ronneburg als neuer Verkehrsplaner beim städtischen Eigenbetrieb Hanau Infrastruktur Service (HIS) auch in der Praxis näher damit befassen.
Erstmals verfügt HIS damit über einen Fachmann, der sich ausschließlich darum kümmert, „die umweltfreundliche Verkehrsvariante mit Pedalkraft so richtig auf Touren zu bringen“, so Stadtrat Thomas Morlock in einer Pressemitteilung. Sein Büro im Technischen Rathaus hat Waitz am 1. April bezogen.
Der Arbeitsbeginn inmitten der Corona-Krise war für den jungen Verkehrsplaner ein außergewöhnlicher: Die allermeisten Kolleginnen und Kollegen hätten sich zu dieser Zeit im Home-Office befunden, erzählt er. Was bedeutete, dass sie ihn per Telefon informierten, in welchem Regal er die nötigen Aktenvorgänge zu bestimmten Themen finde. Solche Herausforderungen als Probe auf die eigene Selbständigkeit ist Waitz gewohnt. Er schildert, wie er an seiner Arbeitsstelle zuvor begleitend zum Berufsalltag ein Duales Studium bewältigte.
In der Brüder-Grimm-Stadt will Waitz „die Potenziale für den Radverkehr ausschöpfen“, wie er sagt. Auf die Frage, welche das sein könnten, erinnert HIS-Betriebsleiter Markus Henrich an das große Bürgerwochenende im März 2019, als es im Congress Park auch um Visionen für einen umweltfreundlicheren Verkehr ging. Dazu gehörte beispielsweise der Vorschlag, auf der Lamboystraße eine von zwei Fahrbahnen in beide Richtungen für Fahrräder freizugeben. Das freilich sei „langfristig möglich“, fügt Henrich hinzu.
Zeitlich näher liegt hingegen jene Machbarkeitsstudie, die als Ziel eine Radschnellverbindung von Bruchköbel in die Hanauer Innenstadt. Erste Gesprächskontakte zwischen beiden Nachbarstädten bestehen bereits. Diese Schnellverbindung würde gut zusammenpassen mit denen, die schon in der Planung oder Diskussion sind: nord- und südmainisch nach Frankfurt in Richtung Westen sowie nach Aschaffenburg im Osten.
„Je mehr angeboten wird und je sicherer die Wege sind, desto mehr trauen sich die Menschen nicht nur im Freizeitverkehr aufs Rad umzusteigen“, ist Waitz überzeugt. – Diese Chance sei jetzt in der Corona-Zeit umso größer; das Fahrrad sei unter den Verkehrsmitteln der Gewinner. – Zu gesteigertem Komfort zählten auch mehr Velo-Abstellplätze als Umsteigepunkte an Hanauer Bahnhöfen und Radweg-Lückenschlüsse wie an der Friedrich-Ebert-Anlage und am Mühltorweg. Und selbst das vorerst auf Eis gelegte Fahrrad-Parkhaus in der Sternstraße lasse sich womöglich wiederbeleben, „wenn sich die Förderkulisse für uns verbessert und der Bedarf an Abstellplätzen weiter steigt“, schließt HIS-Leiter Henrich nicht aus.
Als eher umsetzbare Alternative dazu sehen Henrich und Waitz die 40 Fahrradboxen sowie ca. 30 Fahrradbügel an, die gegenüber der Rathaus-Rückseite im vorderen Teil des Parkplatzes in der Langstraße im Laufe des Jahres entstehen. „Wenn die Langstraße in etwa zwei Monaten endgültig zwischen Steinheimer Straße und Hirschstraße Fußgängerzone sein wird, dann ist das im Vergleich zu heute zugleich ein Fahrrad-freundlicherer Bereich mit Zufahrtsmöglichkeiten aus zwei Richtungen“, sagt Henrich.
Waitz beschreibt den Komfort der neu bevorstehenden Abstellanlage: Die zweistöckigen Radboxen, beim Hochheben hydraulisch leicht zu handhaben, sind überdacht. Im Inneren bieten sie Ladeanschlüsse für elektrisch betriebene Velos. Sie werden auf Zeit vermietet, wahrscheinlich ist ein Euro für 24 Stunden einzuwerfen. Wer sein Rad länger dort parkt, muss einen Aufpreis entrichten. Bargeldloses Zahlen und eine Steuerung per Handy-App sollen im nächsten Schritt erfolgen.
Die Hanauer Parkhaus GmbH, deren Geschäftsführer Henrich in Personalunion ist, bewirtschaftet die Boxen. Sie übernimmt auch die Videoüberwachung, die bei den Nutzenden ebenso für ein hohes Sicherheitsempfinden sorgen soll, wie eine gute Ausleuchtung im Dunkeln.
Eine Reparaturstation wie am Marktplatz gehört ebenfalls zum Service. Ob es zusätzlich Schließfächer an den Radbügeln geben wird, um beispielsweise Einkäufe vor der Heimfahrt zwischenzulagern, das prüft Waitz noch.
Er schätzt die Gesamtkosten für die neue Rad-Abstellanlage in der Langstraße auf 90.000 bis 110.0000 Euro, wobei eine Landesförderung denkbar sei. Im zweiten Schritt soll neben den Abstellboxen eine öffentliche Toilette aus Edelstahl hinzukommen, die weitgehend selbstreinigend und gegen Vandalismus gefeit ist.
Auf dem Foto: Felix Waitz (rechts) und HIS-Betriebsleiter Markus Henrich machen sich ein Bild vom Parkplatz in der Langstraße, wo künftig etwa im derzeit abgezäunten Bereich Boxen und Bügel für einen neuen Fahrrad-Abstellplatz installiert werden
Foto: Stadt Hanau