(pm/ea) – Bis zu 5 Millionen Euro schwer und mit Maßnahmen quer durch alle Lebensbereiche: Die Stadt Hanau wird unter dem Titel „Hanauer Hilfspaket“ ein eigenes Programm zur Linderung der Corona-Folgen auflegen, wie in einer Pressemitteilung der Stadt berichtet wird.
Oberbürgermeister Claus Kaminsky kündigte am Montag ein entsprechendes Paket an, das die Stadtverordnetenversammlung bei ihrer ersten Sitzung nach der Sommerpause am 31. August verabschieden soll. Ein Schwerpunkt das „Hanauer Hilfspakets“ liegt bei der Unterstützung von Handel und Gastronomie.
„Wir dürfen uns nicht in die Krise hineinsparen, sondern müssen aus der Krise herauswachsen“, erklärt der Oberbürgermeister. Die Bundes- und die Landesregierung hätten mir ihren Konjunkturprogrammen vorgelegt und damit auch den Grundstein für eigene Maßnahmen in Hanau gelegt. „Neben der Tatsache, dass wir in Hanau in den vergangenen Jahren sehr solide gewirtschaftet haben, geben uns auch die Ankündigung der Bundesregierung, dass die Gewerbesteuerausfälle kompensiert werden sowie die gerade erfolgte Genehmigung des Haushalts den notwendigen Spielraum für ein eigenes Programm.“ Die globalen Auswirkungen der Pandemie seien auch vor Ort dramatisch. „Die großen Programme brauchen eine lokale Ergänzung, weil wir dann sehr zielgerichtet agieren können – genau dort, wo Hilfe dringend benötigt wird“, so Kaminsky weiter. Die Grundzüge des geplanten „Hanauer Hilfspakets“ stellte der Oberbürgermeister am Montagabend (22. Juni) in der Stadtverordnetenversammlung vor.
Am Montagmorgen traf sich Kaminsky bereits mit Vertretern aus Handel und Gastronomie, um die geplanten Hilfs-Maßnahmen für deren stark betroffenen Branchen zu erläutern. Bis zu drei Millionen Euro will Hanau hier bereitstellen. „Wir haben uns gegen das Gießkannen-Prinzip entschieden, das andere Kommunen gewählt haben, und bei dem etwa an alle Einwohnerinnen und Einwohner Einkaufsgutscheine verschenkt werden“, erläutert Kaminsky. Diese könnten oftmals auch bei jenen Geschäften eingelöst werden, die während des Lockdowns geöffnet bleiben durften. Außerdem rege dieses Instrument den Konsum nur einmalig an und biete keinen zusätzlichen Anreiz für Kunden aus der Region. Hanau plant ein umsatzabhängiges Bonus-System unter Einsatz des etablierten Einkaufsgutscheins „grimmscheck“. Der Kunde, der in Hanau einkauft, soll für seinen Einkauf direkt belohnt werden – so soll er beispielsweise ab einem Einkaufswert von 100 Euro einen 15-Euro-Grimmscheck bekommen. „Und dieser führt dann zu einem weiteren Einkauf in Hanau, womit eine nachhaltigere Wirkung erzielt wird“, erklärt Kaminsky. Die Details zu dem Programm, für das eine Million Euro vorgesehen ist, sollen in den nächsten Wochen festgelegt werden, Start soll im September sein.
Zur Belebung der Innenstadt plant die Stadt zudem weitere Maßnahmen: Wer in Hanau einkauft, soll mit einem Gutschein für die Busfahrt mit der Hanauer Straßenbahn (HSB) oder für das Parken belohnt werden – hierfür sind insgesamt bis zu 600.000 Euro vorgesehen. Hiervon profitiert auch der Wochenmarkt, der mit einer eigenen „Mehrwegverpackungs-Kampagne“ zudem ebenfalls ins Scheinwerferlicht gerückt werden soll. Der Einzelhandel soll zudem dabei unterstützt werden, sich online stärker zu präsentieren. Zudem können Händler und Gastronomen ab kommender Woche an einem freiwilligen „Hygiene“-Check teilnehmen, mit dem die Einhaltung aller Corona-Hygiene-Reglungen nachgewiesen werden soll. Neben einer öffentlich sichtbaren Darstellung erhalten die erfolgreichen Teilnehmer auch kostenlose Alltagsmasken sowie Desinfektionsmittel.
Neben diesen Sofortmaßnahmen, die bereits im Jahr 2020 greifen sollen, rüstet sich die Stadt Hanau aber auch direkt für längerfristige Unterstützung des Handels. „Wir haben uns mit der Vorkaufsrechtssatzung Ende 2019 auf den Weg gemacht, die Innenstadtentwicklung neu auszurichten. Daran werden wir anknüpfen und ein weiteres Programm aufsetzen, das neue Konzepte in die Stadt locken soll und bestehenden Geschäften auch mittelfristig dabei hilft, durch die Krise zu kommen“, sagt Kaminsky. Die Innenstadt sei der Kern einer Stadt, der Nabel des öffentlichen Lebens. „Wir werden weiterhin alles dafür tun, dass das so bleibt“, gibt sich der Oberbürgermeister kämpferisch.
Das „Hanauer Hilfspaket“ soll aber nicht nur Maßnahmen für Handel und Gastronomie beinhalten, sondern unter anderem auch für soziale Einrichtungen, Digitalisierungs-Programme, Kinder, Kultur und Vereine. Neben Mieterlassen in städtischen Liegenschaften, von denen Geschäfte, Lokale, Vereine und Beratungsstellen gleichermaßen profitieren, sagt die Stadt allen sozialen Initiativen und gemeinnützigen Vereinen die für 2020 zugesagten Fördermittel in vollem Umfang zu. Aktuell wird zudem abgefragt, wo weitere Unterstützung benötigt wird. Für den Teilhabe- und Bildungsbereich sind eine Ausweitung des Hanau-Passes sowie der Brüder-Grimm-Bildungsoffensive und die Erleichterung des Zugangs zu digitalen Angeboten, zum Beispiel durch eine technische Aufrüstung der Stadtteileinrichtungen und Quartiersbüros, geplant. Die VHS plant „Bildungshäppchen“ und kostenlose Kurse für Hanau-Pass-Inhaber. Für die sozialen Bausteine des „Hanauer Hilfspakets“ sind rund 750.000 Euro veranschlagt.
Auch die Kultur sowie das Freizeitleben sollen gestützt werden – teilweise über bereits in den vergangenen Wochen angestoßene Maßnahmen, die im Rahmen des „Hanauer Hilfspakets“ ausgebaut werden sollen. Ausgelöst vom Umzug des „HanauDaheim Online-Festivals“ wird das Amphitheater als Corona-konforme Veranstaltungsfläche etabliert, die auch Vereinen, Initiativen oder anderen Gruppen für Veranstaltungen zur Verfügung steht. Für Kinder und Jugendliche werden zudem im Rahmen der Reihe „HanauDaheim – der Sommer“ neue Angebote wie „Betreuter Spielplatz“ oder „Jugend im Käfig“ realisiert. Dessen ungeachtet soll es für die besonders betroffenen Hanauer Kulturschaffenden noch einen Hilfsfonds geben.
„Das ‚Hanauer Hilfspaket‘ folgt dem Leitmotiv, das für die Stadt seit Beginn der Pandemie gilt: ‚Wir lassen niemanden allein!‘“, sagt der Oberbürgermeister. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die vielen Maßnahmen, die in den vergangenen Wochen schon ergriffen worden sind: von Steuerstundungen, dem Wegfall der Kita-Betreuungsgebühren, der Lebensmittel-Notversorgung oder einem Mieter-Notprogramm der Baugesellschaft bis hin zu gestrichenen Gebühren für die Außengastronomie und die Wochenmarktbeschicker. Kaminsky: „Wir alle wollen möglichst viel von unserem alten Leben zurückbekommen. Aufgabe der Politik ist es, dafür zu sorgen, dass die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Das tun wir in Hanau.“