(pm/ea) – Pfarrer Andreas Weitzel informiert im neuen Pfarrbrief über die aktuelle Situation.
Liebe Pfarreiangehörige!
Ostern ist dieses Jahr nicht ausgefallen, obwohl das manche denken oder formulieren mögen. Alle Feierlichkeiten wurden begangen, jedoch in nicht öffentlichen Feiern.
Hoffentlich können die Feiern bald wieder öffentlich stattfinden. Wie aktuell dieser Pfarrbrief wird, ist aber gewiss nicht meine größte Sorge und bestimmt auch nicht Ihre größte Sorge. Vielleicht irritiert es Sie, wenn ich jetzt formuliere, dass ich keine große Sorge habe, dass Sie durch die Situation vom Glauben abfallen könnten. Echter Glaube lässt sich nämlich nicht so leicht erschüttern. Zudem finden Sie online viele Gebetsanregungen; viel mehr sogar als zuvor. Sonntags wird weiterhin unsere Kirche von 10 bis 11 Uhr für ein privates Gebet geöffnet sein und hoffentlich bald wieder für öffentliche Feiern. Manche haben bisher sonntags den Weg zur geöffneten Kirche gefunden. Ich möchte dieses Angebot weiterhin aufrechterhalten. Vielleicht fällt manchen das Gebet an diesem bekannten Gebetsort leichter als in den Räumen daheim, die wohl inzwischen vielen ziemlich auf die Nerven gehen.
Sie finden diesen Pfarrbrief auf der Homepage unserer Pfarrei, in Erlensee Aktuell aber auch als üblichen Ausdruck im Eingangsbereich unserer Kirche und im Aushang vor der Kirche. An dieser Stelle allen einen herzlichen Dank, die uns bei der Kommunikation helfen!
Kirche hat nicht nur eine sichtbare Dimension, sondern auch eine unsichtbare geistige Dimension. Daran werden wir in dieser Situation alle erinnert. Ich bete schon immer und nicht erst seit der Coronaepidemie für alle Menschen vor Ort. Das Gebet gilt allen, also nicht nur den katholischen oder evangelischen Christgläubigen, sondern auch den Vielen darüber hinaus. Diese unsichtbare Verbindung steht. Bitte fühlen Sie sich alle nicht vergessen, sondern fühlen Sie sich wie immer begleitet und eingebunden in das Gebet der Kirche. Bitte glauben Sie auch dann, wenn es ganz schwer für Sie wird. Gott glaubt an Sie; das ist wohl noch viel wichtiger als unser Glaube an ihn.
Wie immer denken wir aneinander, wir beten füreinander, wir glauben füreinander und miteinander. Wir glauben an Gott und Gott glaubt an uns. Bleiben Sie gesund und getröstet und begleitet im Glauben!
Konkrete Hilfe wird vielerorts angeboten. Sie finden Namen und Telefonnummern von HelfernInnen im Aushang vor unserer Pfarrkirche. Sie können auch Telefonnummern erfragen, wenn Sie die Notfallnummer der Pfarrgemeinde anrufen.
Ab dem 4. Mai sind öffentliche Gottesdienste wieder erlaubt, aber nur unter Auflagen. Das Bistum erarbeitet derzeit ein Sicherheitskonzept, welches die Pfarreien für sich adaptieren sollen. Das Sicherheitskonzept ist in Arbeit aber es ist noch nichts veröffentlicht. Sollte dabei die Abstandsregelung 1,5 m gelten, könnten nur 64 Gläubige bei einem Gottesdienst hier bei uns dabei sein. Eine entscheidende Frage tut sich an dieser Stelle auf: Wer entscheidet dann, wer „hungrig“ vor der Tür stehen bleibt?
In dieser Situation treffe ich eine mutige Vorentscheidung und bestimme, dass wir weiterhin („nur“ – aber immerhin!) nichtöffentliche Gottesdienstfeiern haben werden, wenn es bei dem Abstand von 1,5 m bleibt.
Ich erinnere mich daran, dass mir bei der Übernahme der Pfarrgemeinde am 3. Dezember 2017 symbolisch der Kirchenschlüssel übergeben wurde. Das war nicht bloß ein hübsches liturgisches Spiel oder eine klerikale Machtdemonstration. Diesen Schlüssel, also die Schlüsselgewalt, werde ich nun genau so gebrauchen, wie es mir mein Gewissen sagt. Einerseits gilt es die Gesetzmäßigkeiten der Hygiene zu berücksichtigen und den staatlichen Vorgaben zu entsprechen, damit kein Schaden an Menschen entstehen kann. Andererseits kann ich nicht verantworten, dass krasse Ungerechtigkeiten entstehen zwischen denen, die hineingelassen werden können und denen, die nicht in die Kirche werden.
Wenn andere Verantwortliche der Kirche (aus welchen Gründen auch immer) Mitchristen von der Eucharistie meinen ausschließen zu können oder behaupteter Weise ausschließen zu müssen (und das geschieht leider planmäßig, ohne dass sich dadurch Widerstand im Kirchenvolk entwickelt), dann liegt dieses Geschehen in deren Verantwortung, ist aber nichts desto trotz ein schon seit Jahren bestehendes krasses Unrecht. Solche Verfahrensweisen möchte ich vor Gott nicht verantworten müssen und darum halte ich gar nichts von zahlenmäßig beschränkten Gottesdiensten unter Ausschluss derer, denen die Tür vor der Nase zugeschlossen wurde.
Bewerten wir bitte den Empfang der Eucharistie nicht über, so sehr heilig und heilsam das Sakrament ist. Der Empfang des Leibes Christi ist das äußere Zeichen voller Kirchenmitgliedschaft. Gott findet viele Wege zu uns. Er ist nicht auf den einen Weg, nämlich durch das eucharistische Brot hindurch, angewiesen. Der Pfarrgemeinderat konnte zu diesem Themenkomplex noch nicht gehört werden. Das wird aber zeitnah geschehen. Die Verantwortung liegt aber zuletzt in Gänze bei mir allein.
gez. A. Weitzel, Pfr.
⇒https://www.katholisch.de/artikel/25312-feige-gottesdienst-lockerung-nicht-nur-ein-pyrrhussieg
Auf dem Foto: Der Aushang vor der Kirche
Foto: PM