(pm/ea) – Das 60. Hanauer Bürgerfest ist abgesagt. In der Abwägung aller Argumente habe sich der Krisenstab dafür entschieden, dass Gesundheitsschutz und Fürsorgepflicht sowie Planungssicherheit und Reduzierung der finanziellen Risiken für alle Beteiligten keinen anderen Weg zulassen als auch dieses traditionsreiche Fest am Hanauer Mainufer in diesem Jahr nicht stattfinden zu lassen.
Die Absage des Bürgerfestes soll nach dem Willen des OB aber auch über die Veranstaltung hinaus ein klares Signal gegen die aktuellen Lockerungsdiskussionen setzen. „Wir haben es derzeit in Hand, ob die vorsichtig positive Entwicklung der letzten Wochen eine solide Basis für die fragile Phase des Ausnahme-Alltags oder eine Startrampe für das erneut exponentielle Anwachsen der Corona-Infektionszahlen wird“, nimmt der OB seine Beobachtungen der letzten Tage zum Anlass, nachdrücklich dafür zu werben, die großen Gefahren der Pandemie nicht aus den Augen zu verlieren und weiterhin das Kontaktverbot sowie die Hygiene- und Abstandsregeln strikt einzuhalten. „Wir haben dank der restriktiven Regelungen, die in Hanau durchaus immer noch ein kleines bisschen strenger waren als andernorts, eine Corona-Katastrophe verhindern können, aber diesen erfreulichen Status Quo werden wir nicht halten können, wenn sich die verharmlosende Geisteshaltung, die sich in der Forderung nach weiteren Lockerungen widerspiegelt, durchsetzen kann.“
Schon jetzt zeigt sich nach Ansicht des Hanauer OB, dass sich in der Bevölkerung nicht nur eine gewisse „Corona-Müdigkeit“ breitmache, sondern auch die Bereitschaft, sich an die Auflagen zu halten, sinke. Er habe großes Verständnis dafür, dass das Bedürfnis nach Austausch und Nähe, nach Geselligkeit und gemeinsamer Zerstreuung enorm sei nach den Wochen der Abschottung. Aber ein Festhalten an diesem Kurs sei unerlässlich, wenn die vorsichtige Lockerung insbesondere mit Blick auf die Sicherung wirtschaftlicher Existenzen fortgeführt werden soll.
„Ich bin dieser Frage ganz auf der Seite unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel, die mir mit ihren sehr klaren Worten aus der Seele gesprochen hat“, macht OB Kaminsky deutlich, dass auch er das Vorgehen mancherorts für zu forsch hält und ihn die gleiche Sorge umtreibt. Nämlich die Befürchtung, dass die jüngsten Lockerungen, gepaart mit der regen Diskussion um weitere Erleichterungen, den völlig falschen Eindruck bei der Bevölkerung weckt, dass die schlimmste Phase der Pandemie überstanden sei und es nunmehr kontinuierlich nur noch in die Richtung der Verbesserung gehe.
„Ich will derzeit nicht nur nicht darüber reden, wie groß die Schritte sein dürfen in Richtung Normalität, sondern die Diskussion darüber vorläufig beenden, um ein falsches Sicherheitsgefühl bei den Menschen zu unterbinden“, macht Kaminsky deutlich, dass die Rückkehr zu einem Alltag, wie er vor der Corona-Krise herrschte, auch heute schon weit weg liege. „Wenn wir jetzt den Fehler machen und zu früh zu viel wollen, rückt dieser Zeitpunkt in eine sehr viel fernere Zukunft.“