(pm/ea) – Die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) lädt – vorbehaltlich der weiteren Entwicklungen in der Corona-Krise – herzlich ein zur Exkursion „Die Reise der Störche“ am Mittwoch, den 17. Juni von 18.00 bis 19.30 Uhr. Dort berichten Susanne Hufmann und Günter Könitzer über das außergewöhnliche Zugverhalten und das Familienleben in Rodenbacher Storchennestern.
Die GNA setzt sich seit langem für den Erhalt großflächiger Feuchtwiesen und Auen ein. So auch in dem 48 Hektar großen Naturschutzgebiet Röhrig von Rodenbach. Hier wurden vor etlichen Jahren Maßnahmen zur Vergrößerung und Pflege eines Nahrungstümpels durchgeführt und 2012 ein marodes Storchennest in Stand gesetzt.
Vor zwei Wochen unternahmen die Mitarbeiter der GNA eine Besichtigung der Flächen und beobachteten zahlreiche Weißstörche. „Wow“, sagt die derzeitige Praktikantin, „So etwas habe ich noch nie gesehen!“. Und auch die beiden erfahrenen Naturschützer Susanne Hufmann und Günter Könitzer sind beeindruckt von dem Schauspiel, das sich ihnen bietet: Um ein einziges Storchennest im Rodenbacher Naturschutzgebiet, das aber schon besetzt ist, kreisen mehr als zehn Weißstörche. Immer wieder fliegen die Kontrahenten das Männchen an und versuchen, es zu vertreiben. Dabei fahren sie im Flug ihre Füße aus und streifen es. Und immer wieder folgt darauf aufgeregt Geklapper des Nestverteidigers.
Die Weißstörche sind gerade erst über die Westroute aus Afrika zurückgekommen. Sie nutzen dabei die Thermik, um im energiesparenden Segelflug weite Strecken bewältigen zu können. Täglich fliegen sie 150 bis 200 km und erreichen über die Straße von Gibraltar Europa.
Die Zugvögel sind ihrem Nistplatz sehr treu. In der Regel treffen sich Männchen und Weibchen, die schon im Vorjahr erfolgreich zusammen brüteten, wieder am gleichen Nest. Es ist aber auch möglich, dass sich das Männchen, welches zuerst am Brutstandort eintrifft, mit einer neuen Weißstorch-Dame verpaart. Unter den Rückkehrer kann es während dieser Zeit heftige Revierkämpfe geben, die oft blutig – aber kaum tödlich – enden.
Haben sich zwei Weißstörche gefunden, wird das Nest gemeinsam ausgebessert: Jedes Jahr wird eine neue Schicht aufgebaut, so dass solche Nester enorm hoch und bis zu 2 Tonnen schwer werden können! Das Paar begrüßt sich mit lautem Geklapper, weshalb der Weißstorch auch als Klapperstorch bekannt ist. Klappern ist neben gelegentlichem Fauchen seine einzige Lautäußerung.
Auch im Pappelwäldchen von Rodenbach konnte das GNA-Team fünf besetzte Storchennester zählen. Überall wurde fleißig Nistmaterial gesammelt und verbaut. Insgesamt gibt es derzeit 12 besetzte Nester allein in Niederrodenbach.
Weißstörche sind Nahrungsopportunisten. Das bedeutet, sie fressen, was sie gerade bekommen können. Zur Zeit ihrer Heimkehr von Februar bis März – heutzutage immer öfter auch schon im Januar – finden sie noch keine Frösche oder andere Amphibien, weshalb sie sich mit anderen Kleintieren wie Mäusen und Würmern zufriedengeben. Ein Weißstorch benötigt etwa 500 g Futter täglich. Anders sieht es aus, wenn Anfang April die Küken schlüpfen: Ein Storchenpaar mit vier Küken muss täglich mehr als fünf Kilogramm Futter ins Nest bringen, um diese satt zu kriegen. Im offenen Feuchtland kommt es deshalb häufig vor, dass Störche auch Eier oder Küken seltener Wiesenbrüter wie dem Kiebitz erbeuten.
Die Bestände der Weißstörche haben sich heutzutage wieder erholt, so dass besetzte Nester, wie auch hier in Rodenbach, zum Glück keine Seltenheit mehr sind. Im Jahr 1988 war der Tiefpunkt der Storchenpopulation erreicht – in einer Bestandszählung wurden bundesweit weniger als 3.000 Brutpaare gezählt. 2017 wurden in Deutschland wieder ca. 6.000 Brutpaare beobachtet (NABU).
Deshalb ist die Freude, auch auf Seiten der GNA, umso größer, wenn in den nächsten Monaten mit anzusehen ist, wie die Küken größer werden, ihre ersten Flugübungen unternehmen und dann im August noch vor ihren Eltern das Nest verlassen, um die lange Reise Richtung Afrika anzutreten. „Allerdings ist anzumerken, dass in der Rodenbacher Aue und Umgebung derart viele Störche gesichtet werden, dass man vielleicht schon von einer zu großen Population sprechen muss. All diese Störche sind auf Nahrung angewiesen, die sie vor allem aus der Aue beziehen.“, berichtet Susanne Hufmann. Darunter sind viele gefährdete Amphibien wie der Laubfrosch und die Gelbbauchunke. Diesen Arten wurde es in den letzten Jahren – unter anderem durch die Arbeit der GNA – überhaupt erst ermöglicht, sich wieder anzusiedeln.
Vorbehaltlich der weiteren Entwicklungen in der Corona-Krise sind alle herzlich eingeladen zur Exkursion „Die Reise der Störche“ am Mittwoch, den 17. Juni von 18.00 bis 19.30 Uhr. Dort berichten Susanne Hufmann und Günter Könitzer über das außergewöhnliche Zugverhalten und das Familienleben in Rodenbacher Storchennestern. Treffpunkt ist der Parkplatz beim Landhof Schmidt in Niederrodenbach. Die GNA erhebt einen Kostenbeitrag von 4 Euro pro Person, die Teilnahme von Kindern und Jugendlichen ist kostenlos. Die Einnahmen kommen ausschließlich den Auenschutzprojekten der GNA zu gute.
Nähere Informationen und ggf. Änderungen unter http://www.gna-aue.de.
Zur Unterstützung ihrer wichtigen Naturschutzarbeit bittet die Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung um Spenden auf das Konto IBAN: DE 75 5066 3699 0001 0708 00 bei der Raiffeisenbank Rodenbach (BIC: GENODEF1RDB). Als gemeinnützige Naturschutzorganisation ist die GNA zur Ausstellung von Spendenbescheinigungen zwecks Vorlage beim Finanzamt berechtigt.
Fotos: GNA